Italien: Mehr braucht es nicht zum Glück

Burano, bekannt für seine bunt getünchten Häuser
Abseits von Venedig und Grado mit dem fahrenden Hotel durch Kanäle und Lagunen schippern ist nicht nur einfach, sondern auch empfehlenswert. Ein Selbstversuch.

Aller Anfang ist schwer? Nicht, was das Steuern eines Hausboots anbelangt. Gemächlich tuckern wir den Fluss Sile stromabwärts. Dichtes Grün an den Ufern, dazwischen gepflegte Gärten und herrschaftliche Villen. In Portegrandi wartet eine der wenigen Schleusen. Ein kurzes Hupen und sie öffnet sich wie von Geisterhand. Die Prozedur des Absinkens dauert nur wenige Minuten und schon haben wir freie Fahrt in die Lagune. Eine Doppelreihe von Holzpfählen weist uns den Weg. Unser Tagesziel heißt Torcello. Wir umrunden die Insel und machen direkt vor der Kathedrale fest. Als einziges Boot und ohne für den Liegeplatz bezahlen zu müssen – ein echter Geheimtipp.

Parallel zur Adriaküste

Tags darauf stoppen wir kurz in Burano, wo wir die aufwendigen Stickereien der einheimischen Frauen und den bedenklich schiefen Kirchturm bewundern. Dann biegen wir in die Laguna di Venezia und halten den Bug Richtung Jesolo; dank der guten Karten ist die Orientierung nicht schwer. Die letzten Kilometer legen wir in einem Kanal zurück, der parallel zur Adriaküste verläuft. Ein Anruf genügt und der Autoverkehr wird angehalten, damit sich zwei Brücken öffnen und wir passieren können. Einsam schlängelt sich der Fluss durch unberührte Natur. Caorle wollen wir uns näher ansehen. Ein Fischer gibt uns den Tipp, den alten Stadthafen im Zentrum anzusteuern, und tatsächlich finden wir da einen zentralen Liegeplatz.

Italien: Mehr braucht es nicht zum Glück
Hausboot in der Lagune von Venedig
Der Wasserweg mäandert vorbei an Feldern, Bauernhöfen und Auwald. Besonders hübsch sind die Strohhütten, die früher von Fischern genutzt wurden und jetzt als romantische Wochenendhäuschen dienen. Letzte Nacht hat es geregnet, die Luft ist herrlich klar und erlaubt einen Blick auf das Panorama der gar nicht so fernen Alpen.
Italien: Mehr braucht es nicht zum Glück
Hausboot in der Lagune von Venedig
Am nächsten Tag müssen wir nur zwei kleine Schleusen sowie den kurzen Kanal hinter der Halbinsel von Lignano überwinden und schon stechen wir in das weite Wasser der Lagune von Marano. Die Markierung der Wasserwege ist uns längst vertraut, ohne jeden Stress folgen wir der ausgebaggerten Fahrrinne. Abseits davon holen die Fischer den Fang der letzten Nacht aus den Netzen.

Hier lang

Italien: Mehr braucht es nicht zum Glück
Hausboot in der Lagune von Venedig
Immer wieder kommen wir an eine Kreuzung; wie bei einer Straße helfen Wegweiser den richtigen Kurs zu finden. Wir steuern den Fischerhafen Marano an und machen am Ortseingang fest. In der Trattoria sind wir die einzigen Touristen unter lauter Einheimischen.

Eine Abzweigung führt uns tags darauf zum kulturellen Highlight dieses Reviers – Aquileia. Den Turm der Kathedrale können wir schon bei Anfora ausnehmen, aber der Weg durch die Lagune ist kurvenreich und so machen wir erst Stunden später bei der Einfahrt zum Stadtkanal am Ufer fest. Besonders beeindruckt sind wir von der Kathedrale, in der wir das größte frühchristliche Bodenmosaik Italiens bewundern.

Grado markiert den östlichsten Punkt unserer Reise. Im ehemaligen Fischerhafen inmitten der Altstadt finden wir einen Liegeplatz. Viele nette Lokale und die Fußgängerzone liegen direkt vor uns – bequemer geht es nicht.

Übernacht beim Fischer

Italien: Mehr braucht es nicht zum Glück
Hausboot in der Lagune von Venedig
Viel zu schnell tickt die Zeit. Die letzte Nacht verbringen wir bei einem Fischer an der Mündung vom Fluss Stella. Mit seinem riesigen Netz, das er an vier Seilen über den Kanal ins Wasser lassen kann, holt er unsere Abendmahlzeit aus der Lagune.

Schon schleicht sich die Wehmut des nahenden Abschieds in unsere Herzen. Angekommen in der Hausbootbasis in Precenico setzen wir uns mit einem Glas Rotwein an Deck und beobachten, wie die Sonne am Horizont untergeht. Kurz darauf taucht ein rötlich gefärbter Vollmond riesig groß im Osten auf und spiegelt sich glitzernd in der Lagune. Herrlich. Mehr braucht es nicht zum Glück.

Das Hausboot Die "Minuetto" von Le Boat ist 13,5 Meter lang. 2 Doppelkabinen mit jeweils eigener Dusche und WC, gut ausgestattete Küche, Sonnendeck mit zweitem Steuerstand und klappbarem Sonnendach. Es sind weder Vorkenntnisse noch Bootsführerschein nötig, zwei Personen reichen für die Bedienung, ein Bugstrahlruder erleichtert das Manövrieren. Vor der ersten Ausfahrt erfolgt eine ausführliche Einweisung.

Flotillenurlaub 3 bis 8 Boote bilden eine Flotille. Unter professioneller Anleitung des ortskundigen Skippers wird auf besten Routen navigiert und zu interessanten Zielen gesteuert.

Italien: Mehr braucht es nicht zum Glück
Das RevierDie Lagunen von Venedig und Marano sind sehr abwechslungsreich. Liegeplätze in Yachthäfen gegen Gebühr, öffentliche Liegeplätze sind gratis. Detaillierte Karten und ein deutschsprachiger Revier-Führer an Bord.

Einwegfahrten Die Hausboot-Basis Casale sul Sile ist nahe Trevisio, jene in Precenicco liegt in der Nähe von Latisana. Bei Einwegfahrten, die mehr an Erlebnissen bieten, wird auch die Überstellung des Pkw angeboten.

Anbieter Le Boat bietet die größte Auswahl an Hausbooten und Revieren in Europa www.leboat.at.
– Infos und Buchung auch bei Terramarin Hausboot & Reisen GmbH. Kollerbergweg 19, A-3100 St. Pölten ☎ 02742/ 717 77, office@terramarin.com, www.terramarin.com

Neues Fahrgebiet Ab 2018 offeriert Le Boat ein neues Fahrgebiet am UNESCO-Weltkulturerbe Rideau Canal in Ontario, Kanada. Der 1832 eröffnete Rideau Canal ist mit 202 km Länge die älteste ununterbrochen benutzte künstliche Wasserstraße in Nordamerika und verbindet die Städte Ottawa und Kingston am Ontariosee. Damit verchartert das Unternehmen erstmals eine Flotte außerhalb Europas. Buchungsstart für die 16 neuen Boote des 5*-Typs "Horizon" ist Frühjahr 2017. Die neue Basis soll das Interesse an Bootsferien auf dem nordamerikanischen Markt steigern.

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