Buntes Leben abseits der Moscheen
Ein Kugelschreiber im Teeglas, das kann Farid nicht einfach so hinnehmen. Also verlässt er seine bequeme Lümmelecke hinten in dem bescheidenen Teehaus in Isfahan und nimmt sich des ahnungslosen Touristen an, der sich da gerade mit dem Schreibwerkzeug als Löffelersatz zu helfen versucht. Ein Lächeln, ein fast schüchternes Hilfsangebot und schon bekomme ich einen Schnellkurs im iranisch Teetrinken. Also, Zuckerwürfel zwischen die Zähne und den Tee mit Geduld und Gefühl da durchrinnen lassen, ganz ohne Kugelschreiber.
Gute Preise
Natürlich stehen für jeden Iranreisenden zuerst einmal die großen Sehenswürdigkeiten auf der Agenda: Persepolis, die antike Kaiserstadt, die einem auf atemberaubende Weise die Größe und Macht des alten Weltreichs der Perser vor Augen führt. Oder etwa der Imam-Platz in Isfahan, schon aufgrund seiner Größe einzigartig. Moscheen, wie die Freitagsmoschee in Isfahan, in der die Stile eines ganzen Jahrtausends persischer Kultur ihre Spuren hinterlassen haben.
Persischer Nougat
Man kann aber auch den Launen und kleinen Leidenschaften der Iraner nachspüren, schauen, wo sich in den belebten Geschäftsstraßen die Menschen vor den Auslagen drängen. So verliert man sich unweigerlich in der Vielfalt an Süßigkeiten und Bäckereien, die überall angeboten werden, vom persischen Nougat bis zu einer der fast schon erschreckend farbenfrohen Eissorten.
Doch die Geschäftsstraßen sind für die jungen Iraner auch Revier zum Spazierengehen, plaudern und vor allem flirten. Die Mädchen haben regelrecht eine Kunst daraus gemacht, die immer noch strengen Kleidervorschriften geschickt zu umgehen. Kopftücher, geschickt zurechtgezupft, präsentieren die Frisur eigentlich mehr, als sie zu verbergen. Mäntel und Kleider sind zwar lang, aber dafür umso figurbetonter.
In Gruppen paradieren die jungen Damen dann kichernd an den staunenden Burschen vorbei: Eine Szenerie wie in in einem US-Teenie-Film aus den Sechzigern – und ganz weit weg von den Bildern, des streng religiösen, feindseligen Iran, die man oft noch im Kopf hat.
Auf Touristen aus dem Westen ist man hier nur schlecht und recht eingestellt, aber dafür umso freundlicher und offener, wenn einmal welche auftauchen. Ob die Jeepsafaris, von denen Reza träumt, jemals wirklich hier durchbrausen werden, hängt wohl auch von den politischen Entwicklungen ab. Doch um diesem Land auch abseits der großen Sehenswürdigkeiten zu begegnen, muss man die nicht abwarten. Denn gastfreundlich, höflich und herzlich sind die Menschen schon jetzt, egal, welche Mullahs sie regieren.
Visum Erhältlich bei der iranischen Botschaft in Wien, 50 €, Besorgung dauert 14 Tage.
Beste Reisezeit Frühling und Herbst
Sicherheit Viel Polizei, daher auch hohe Sicherheit für Touristen
Währung 1 €= ca. 35 Rial, Dollar und Euro sind gern gesehen
Hotel-Tipp Abbasi-Hotel, Isfahan: orientalische Pracht, Standard- Zimmer schlicht, ab 100 € pro Nacht
Buchung und Information:GEO Reisen, ☎ 0662/890 111, www.georeisen.com
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