Albanien im Reise-Check: charmant unperfekt

Albanien
Der Süden Albaniens wird als neues Pauschalziel angeboten und bietet Abwechslung abseits der Masse – vom Strand bis ins Hinterland.

Ein „neues Reiseziel“ innerhalb Europas? Kommt nicht oft vor. Mit Albanien im Pauschalreiseprogramm hat Rewe Touristik  Austria eines gefunden. Wenig überraschend spricht der Veranstalter von einem „unentdeckten Juwel“ und „Geheimtipp mit großem Potenzial“.  Man schwärmt von Stränden, Landschaft, Ausgrabungsstätten und Kultur. Von geringen Kosten und optimalen Verbindungen.  Was so gut tönt, muss überprüft werden – wir waren in der Vorsaison im Süden Albaniens, um uns davon zu überzeugen. Gleich vorweg: Es hat gefallen. 

Wer nach Saranda reist, ist gut beraten, den Flughafen Korfu anzusteuern. Bis zu sechs Mal pro Woche wird der aus Österreich direkt angeflogen. Die griechische Insel liegt so nah an Albanien, dass die Fahrt mit der Fähre nur etwa 40 Minuten dauert. Doch wer am Freitag von Linz oder am Samstag von Wien fliegt, muss eine Nacht auf Korfu bleiben.

Saranda

Südalbanien: Blick vom Hausberg in Saranda.

Auch, wenn Tirana auf der Landkarte nahe scheint, trügt die Distanz – etwa viereinhalb Stunden Fahrzeit für die 277 Kilometer. „Wenn wir Streckenangaben machen, sprechen wir  immer nur in Dauer“, erklärt Guide Vasil Barka, Kilometer seien durch die Serpentinen relativ. 

Die Nähe zu Griechenland kann auch Nachteil sein.  Wer auf dem Weg zum Hafen an der Altstadt von Korfu vorbei fährt, bekommt  den direkten Vergleich der Städte. Ganz ehrlich: Saranda gewinnt den Schönheitswettbewerb nicht. Neben  uncharmanten Hochhäusern zieren auch Rohbauruinen das Stadtbild.  Zumindest wurde inzwischen dem unkontrollierten Bauen, für das viele Orangen- und Olivenbäume weichen mussten, ein Ende gesetzt. 

Saranda Albanien

Kiesstrand in Saranda.

Glücklicherweise fällt das  am Strand mit Blick aufs Meer nicht auf. Hier hält der Süden Albaniens locker mit Griechenland mit.  Egal ob Kies oder feinster Pulversand (in Ksamil), lang gezogene oder kleine Buchten – die Region hat den richtigen Strand für jeden Geschmack. Und nachdem die Vorsaison so verschlafen war, ist davon auszugehen, dass auch im Hochsommer keine Massen einfallen. Das Hotel (Jaroal) war einfach, aber tadellos.

Kulinarisch ist die albanische Küche der griechischen ähnlich. Die Preise sind sehr moderat, das Service auffallend bemüht und gastfreundlich. Als Vorspeisen werden oft viele Kleinigkeiten wie Salate oder  Muscheln und Meeresgetier in die Tischmitte gestellt. Gegrillter, fangfrischer Fisch als Hauptspeise schmeckt großartig. In den Bergdörfern ist die Küche kohlehydrate- und fleischlastig. 

Qfqi

Qfqi: Diese Speise gibt es traditionell nur in der UNESCO-Stadt Gjirokastra. Was aussieht wie Fleischbällchen, ist in Wahrheit ein Traum für Vegetarier: Aus Reis, Eiern, Minzpulver, Salz und Pfeffer werden die Bällchen   in einer speziellen Form frittiert. Manchmal sind sie auch mit Käse verfeinert.

In den Bergen

Der Ort, den man nicht auslassen sollte, ist  Gjirokastra am steilen Hang des Mali i Gjerë. Die osmanisch geprägte Altstadt unter UNESCO-Schutz wird gerade behutsam restauriert, interessant ist das Volkskundemuseum, in dem man nachempfinden kann, wie ein Iman  (höhere Mittelschicht) im 19. Jh. lebte, Fixpunkt ist die Festung mit fantastischen Ausblicken auf die Stadt, die Bergwelt und das Drin-Tal.

In den Bergen besteht Aufholbedarf. Der wunderbaren Landschaft – immer wieder von  zahlreichen Bunkern unterbrochen, unter der Herrschaft von Enver Hoxha im Kommunismus erbaut –   fehlt es an Infrastruktur. Wer ausgeschilderte Wander- oder Radwege sucht, sucht lange.

An Ausflugszielen mangelt es trotzdem nicht. Neben den beeindruckenden Ausgrabungen von Butrint bei Ksamil sollten auch die Blue Eye Springs besucht werden – die Karstquelle im Naturschutzgebiet tritt unter hohem Druck aus einem Quelltopf und bekommt vor dem Hintergrund des hellen Kalksteins im Sonnenlicht eine tiefblaue Farbe.

Für Menschen, die gerne Urlaub abseits der Massen machen, die Strand gerne mit Kultur verbinden und auf mediterrane Küche stehen, ist Albanien ein lohnendes Ziel. Es ist nicht alles perfekt, aber vielleicht macht gerade das den Charme aus.

Albanien im Reise-Check: charmant unperfekt

Anreise
Direktflug nach Korfu ab Wien immer Di, Do, Sa und im August auch Mi, ab Salzburg immer am So und ab Linz  am Fr. Weiter mit der Fähre in ca. 40 Minuten nach Saranda

Preisniveau
Günstig.  (100 Albanische Lek sind ca. 82 Cent), Espresso in einem  Strand-Restaurant ca. 100 Lek,  Cola und lokales Bier 200 Lek.  Muscheln 500 Lek,  Calamari fritti 900 Lek, gegrillter Barsch 4000 Lek.  

Preisbeispiel
1 Woche N/F im  3,5*- Jaroal Hotel in Saranda inkl. Flug ab/bis Wien via Korfu, Transfers/Fähre nach Saranda bei  Anreise z. B. am 27.8.2019: ab  547 €/ Person im DZ. Info: Tel. 01 /580 99 580, billareisen.at

Buchtipp
Neuer Albanien-Guide im Trescherverlag, 19,95 Euro

 

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