An Bord des Ausflugsschiffes „Star“, das wie viele andere abends vor der Nordwestküste der Insel Stromboli ankert, ist es um 20.30 Uhr mucksmäuschenstill. Alle Passagiere starren gebannt auf die Gipfelkrater des gleichnamigen Vulkans Stromboli, aus denen es fast unentwegt raucht. Angespannt warten wir auf eine Eruption. Die Chance eine zu sehen, ist groß. Der Stromboli ist ständig aktiv. In Abständen von wenigen Minuten bis ein Mal stündlich kommt es aus den Krateröffnungen zu größeren und kleineren Eruptionen. Das spärlich ausgeworfene Material fällt meist in den Krater zurück, bei stärkeren Eruptionen rollt die Lavamasse über die im Nordwesten gelegene Sciara del Fuoco (Feuerstraße) ins Meer.
Stromboli spuckt
Wir warten und warten. Halten die Kamera ständig griffbereit. Eine endlos lange halbe Stunde vergeht, nix passiert. Um 21.04 Uhr plötzlich ein Aufschrei aus hunderten Kehlen: Stromboli spuckt. Die glühend-rote Lava hebt sich theatralisch vom Nachthimmel ab. Alles geht in Sekundenschnelle, wer die Kamera nicht auf Serie eingestellt hat, hat Pech. Wir haben dennoch Glück – die Eruption ist so stark, dass die Lavamasse strahlenförmig über die Feuerstraße ins Meer fließt. „Bello!“, „schön“, haucht eine neben mir stehende Italienerin.
Vor der Beobachtung dieses wunderbaren Naturschauspiels erkunden wir kurz die 600 Einwohner zählende Insel Stromboli mit ihren schwarzen, steinigen Stränden; trinken in der chicen Open-Air-Bar Tartana Club beim Strand von Ficogrande köstlich-kühle Mandelmilch; spazieren durch die von Shops und Restaurants gesäumte quirlige Straße zur Kirche in San Vincenzo hinauf, von deren Vorplatz sich ein schöner Panoramablick offenbart. Unweit dieser Kirche erinnert eine Tafel an einem Wohnhaus an ein prominentes Paar, das einst hier residierte – Roberto Rossellini und Ingrid Bergman. 1949 drehten sie auf der Insel den Spielfilm „Stromboli“, durch den die karge Vulkaninsel rasch berühmt wurde. Der Film wird in Bars noch immer gezeigt. Im Ort gibt’s zahlreiche Hotels, sie sperren von April bis Ende Oktober auf und zählen viele Stammgäste.
Einige Agenturen bieten geführte Wanderungen zur Kraterlandschaft an, sie liegt, gemessen vom Meeresspiegel aus, in 926 Meter Höhe. „Der anstrengende Aufstieg mit Helm und Staubmaske durch mitunter knöcheltiefe Asche dauert ca. zwei Stunden“, sagt Tourist Christian Holler aus Güssing. „Oben hat man eine Stunde Zeit, um Eruptionen aus sicherer Entfernung zu beobachten.“
Verbannungsort
Stromboli ist eine der sieben bewohnten, UNESCO-geschützten Äolischen Inseln, die sich nördlich von Sizilien im Tyrrhenischen Meer befinden und politisch zur sizilianischen Provinz Messina gehören. Jede hat ihren besonderen Reiz, keine gleicht der anderen. Erreichbar sind sie per Fähre oder Schnellboot ab Milazzo. „Die Äolischen Inseln waren einst ein Verbannungsort, heute ziehen sie Touristen in ihren Bann“, sagt unser Guide Leonardo. Recht hat er.
Beim Inselhüpfen lernt man die Schönheit der sieben feurigen Vulkan-Schwestern am besten kennen. Wir logieren im gediegenen 4*-Hotel Tritone in Lipari, dem Hauptort der gleichnamigen Insel Lipari, unternehmen per Schiff täglich Ausflüge zu einer der Schwesterninseln.Dabei stellt sich sehr bald heraus, dass der wunderschöne Archipel für jeden Urlaubsgeschmack etwas zu bieten hat.
Die Überfahrt mit der Eolian Queen von Lipari nach Vulcano dauert nur 15 Minuten. Manche Touristen haben Bergschuhe an, wollen zum Krater aufsteigen. Andere haben alte Badesachen mit, um sich in der „Geoterme Pandora“ im warmen Schlamm zu suhlen. Dieser soll bei Hautkrankheiten wirksam sein. Der unangenehme Schwefelgeruch steigt uns schon von Weitem in die Nase. Wer auf der Insel ein Tophotel sucht, ist im 5*-Resort Therasia Sea & Spa gut aufgehoben. Es thront auf einer Anhöhe über dem Meer, bietet luxuriös eingerichtete Zimmer, delikate, Michelin-Stern-verdächtige Speisen sowie einen einladenden Pool- und Wellnessbereich.
Viel grüner präsentiert sich die landschaftlich schönste Insel Salina. Im Gegensatz zu den anderen Inseln, die per Schiff mit Trinkwasser aus Neapel versorgt werden müssen, verfügt Salina über eine Süßwasserquelle, fast die ganze Insel steht unter Naturschutz. Geprägt wird Salina von den Zwillingsvulkanen Monte Fossa delle Felci (962 m) und Monte dei Porri (860 m). Der schönste Strand liegt beim Ort Pollara. Ein Muss ist die Einkehr im Ristorante da Alfredo beim Strand von Lingua. Hier werden die besten Granita (gefrorene, Sorbet-ähnliche sizilianische Süßspeisen) kredenzt. 14 Sorten stehen zur Wahl – von Feige bis Melone. Alfredo bereitet die Köstlichkeit nach Hausrezept auf einer 30 Jahre alten Granitamaschine zu. Auch die Pane Cunzato – Weißbrot belegt mit Anchovis, roter Zwiebel, Tomaten, Mozzarella, Thunfisch, Kapern – sind ein Gedicht.
Kapern und Malvasier
Kapern und der Süßwein Malvasier sind die wichtigsten Inselerzeugnisse, auf die die 2500 Einwohner mächtig stolz sind. Bei einer Verkostung erklärt Bäuerin Rosella: „Die kleinste Kapernsorte ist die teuerste, weil sie am mühsamsten zu pflücken ist.“ Über enge Straßen kurven wir, vorbei an Steineichen, Farnen, Agaven, Jacaranda- und Eukalyptusbäumen, ins Städtchen Malfa. Beim „Sagra del cappero“, dem großen Kapernfest am ersten Juni-Wochenende, wird hier in Tracht und bei traditioneller Musik gefeiert. In Malfa steht auch ein Hideaway der Extraklasse: das 4*-Hotel Signum. Die 30 Zimmer sind liebevoll eingerichtet, im Spa mit Open-air-Bereich kann man in der Kupferwanne in Mandelmilch baden, im Salzbett schwitzen, unter Feigenbäumen relaxen.
Zurück auf der größten Insel Lipari holt uns in der gleichnamigen Hauptstadt wieder geschäftiges Treiben ein. Gastronomische Vielfalt – die Einkehr lohnt vor allem im Ristorante Filippino an der Piazza Municipio – und die engen, mit Shops und Lokalen gepflasterten Gassen beim Hafen unterhalb der imposanten Festung aus dem 16. Jh., sind ein Touristenmagnet. Mit dem Museo Archeologico Eoliano verfügt Lipari zudem über eines der interessantesten im Mittelmeerraum. Die vulkanologische Abteilung illustriert die besondere Geologie der Inseln.
In Lipari-Stadt kommt City-Feeling auf, ganz im Gegensatz zu den kaum bewohnten Inseln Filicudi und Alicudi, auf denen es keine Straße gibt und Esel Waren und Gepäck über Wege und Treppen aus Lavagestein vom Hafen zu den verstreut liegenden Häusern tragen. Nur in Hafennähe gibt’s ein paar Hotels.
Die Insel Lipari ist von stillgelegten Bimssteinbrüchen geprägt, der Abbau musste auf Wunsch der UNESCO eingestellt werden. Der weiße Bimsstein ist sehr weich und leicht, „bei Regen werden Brocken ins Meer gespült, das sieht dann so aus als ob Papiertaschentücher darin schwimmen würden“, sagt Guide Leonardo. Unsere Rundfahrt führt u. a. zum schmucken Badeort Canetto und zum Aussichtspunkt Quattrocchi, heißt übersetzt „Vier Augen“ . So viele müsste man auch haben, um die Schönheit des Blickes auf die Insel Vulcano in Gänze zu erfassen.
Dem außergewöhnlichen Flair der Äolischen Insel Panarea nähert man sich schon bei der Anreise – die Dichte der Luxusyachten nimmt deutlich zu. Modedesigner wie Dolce & Gabbana oder der russische Oligarch Roman Abramowitsch ankern gern vor dem Hafenort San Pietro, um dort in der orientalisch eingerichteten Bar Banacalii zu chillen und den Ausblick auf die Insel Stromboli zu genießen. Sie kommen vor allem im August, wenn die Partynächte in der Disco Raya besonders heiß sind.
Angela Tesoriero ist mit vielen Promis befreundet. Sie betreibt die Bar Banacalii und das angeschlossene 3*-Hotel Lisca Bianca, das im typischen Inselstil erbaut ist. Die kubischen, weiß gekalkten Würfel haben blau gestrichene Fensterläden und Türen und viel Blumenschmuck. Da kommt mitunter Griechenland-Feeling auf.
Vor allem Italiens Superreiche besitzen auf der nur 350 Einwohner zählenden Insel, die bereits im 3. Jahrtausend vor Christus besiedelt war, schmucke Häuser. Autos gibt’s auf Panarea nicht, auf den engen Straßen verkehren zu Taxis umfunktionierte Golf Carts. Zum Shoppen verführen die Boutiquen an der Hafenpromenade von San Pietro. Die schönsten Strände finden sich an der Süd- und Ostseite der Insel, sie sind aber oft nur per Boot erreichbar.
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