Kampf um die Nummer 1 im Gemeindebau
Herr Georg öffnet die Tür im blauen Bademantel: "Jö, da schau her – der Franz!"
Franz Ekkamp lächelt. An dieser Tür ist es für den Döblinger SP-Klubobmann ein Heimspiel. Seit 16 Jahren lebt Herr Georg im Döblinger Karl-Marx-Hof, seit 31 Jahren ist er Parteimitglied. Er ist einer, der sich über Hausbesuche von den Genossen freut. "Wer, glaubst du, wird dafür sorgen, dass es genug Arbeitsplätze gibt? Häupl oder Strache oder Vassilakou?", fragt Ekkamp. "Na der Michl natürlich", antwortet Herr Georg aus voller Brust. Seine Stimme für die Roten ist fix.
Doch nicht alle Gemeindebaubewohner stehen so uneingeschränkt hinter der SPÖ. 2010 kam sie zwar noch immer auf 57 Prozent im Gemeindebau, die FPÖ holte aber bereits 29 Prozent der Stimmen. Jetzt wollen die Blauen mehr.
Eroberung
"Wenn wir Wien erobern wollen, müssen wir im Gemeindebau Erster werden", sagt Dominik Nepp, blauer Gemeinderat und Bezirksparteiobmann in Döbling. Jeden zweiten Tag steht er mit seinen Mitstreitern am blauen Infostand, direkt vor dem Karl-Marx-Hof.
"Die Öffnung der Gemeindebauten für Ausländer stört viele", sagt Nepp. Diese Regelung gehöre wieder abgeschafft. Stellt die FPÖ in Zukunft den Bürgermeister, sollen nur noch Österreicher eine Gemeindewohnung bekommen. Auch mit einem Gebührenstopp machen die Blauen bei ihren Hausbesuchen Stimmung für ihre Partei. "Mehr als 100 Mitarbeiter sind jeden Tag für uns unterwegs", sagt FP-Landesparteisekretär Toni Mahdalik. Er ortet einen "Stimmungswandel" in Wien: "Wir haben eine enorme Mobilisierungskraft."
Spiel mit der Angst
"Natürlich haben wir bei den Gemeindebauten einen höheren Wähleranteil", sagt der rote Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler. "Nicht umsonst bauen wir wieder Gemeindebauten."
Im Wahlkampf setzen die Roten aber auf den Faktor Angst. Daher verschickt die Wiener SPÖ an alle Gemeindebaumieter eine achtseitige Broschüre. "Gemeindebau: Die Angst geht um" steht in großen Lettern auf der Titelseite. "Wir wollen darauf hinweisen, was passiert, wenn die Falschen an der Macht sind", sagt Niedermühlbichler. Man könne sich darüber ärgern, dass der Nachbar laut ist oder das Gras nicht gemäht. "Aber die FPÖ hat gezeigt, was passiert wenn man den sozialen Wohnbau den Spekulanten überlässt."
Unentschieden
Ekkamp ist unterdessen bei der Wohnungstür von Michel Djordjevic angelangt und wiederholt seine Formel: "Wer, glaubst du, wird dafür sorgen, dass es genug Arbeitsplätze gibt? Häupl, Strache oder Vassilakou?"
"Ich glaube, man muss in erster Linie auf sich selbst schauen", antwortet der 22-Jährige. "Aber wer arbeiten will, findet einen Job."
Was er wählen werde, fragt Ekkamp zum Abschluss. "Die SPÖ – ich hab’ immer die SPÖ gewählt", antwortet Djordjevic. "Aber die Mama – die wählt den Strache."
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