Tiercoach: Umzug mit Gewohnheitstieren

Tiercoach: Umzug mit Gewohnheitstieren
Wer Katzen in ein neues Zuhause mitnimmt, minimiert den Stress mit einem speziellen "Zimmer" und vertrauten Gegenständen.

Kisten packen, Möbel rücken, schrauben, hämmern, Koffer schleppen: Ein Umzug ist purer Stress. Auch für Katzen. Katzen sind Gewohnheitstiere. Viele reagieren schon verschreckt, wenn ein neues Regal montiert oder ein Zimmer renoviert wird. Das Ausziehen hier und Einziehen dort irritiert die Vierbeiner in ihrer Routine. Verstecken, ausbüxen, Protest-pinkeln.
"Der Umzugsstress kann minimiert werden", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn gibt Tipps, wie Katzen gut im neuen Zuhause ankommen.

"Katzen hängen sehr an ihrer Umgebung; mehr als Hunde", sagt die Expertin. Jede Veränderung verursacht bei den sensiblen Tieren Nervosität. Die wachsende Hektik des Heimtierbesitzers verunsichert zusätzlich. "Nehmen Sie sich schon Tage vor dem Umzug mehr Zeit für Ihren Liebling", rät Schratter. Eine Extraportion Streicheleinheiten tut der Katze gut. Der gewohnte Tagesablauf mit den fixen Fütterungszeiten sollte ebenfalls so genau wie möglich eingehalten werden.

"Schließen Sie die Katze während der Umzugszeit in ein Zimmer ein, bis der Rest der Wohnung leer ist", sagt der Tiercoach. Dort fühlt sich das Tier in den bekannten Gerüchen, auf den eingesessenen Liege- und Spielplätzen wohl. Ein Davonlaufen vor dem Wirbel ist nicht möglich.

"Katze und Besitzer verlassen als Letzte die geräumte Wohnung", empfiehlt die Expertin. Der Vierbeiner sollte die Transportbox bereits kennen. Auch das Erleichtert den Auszug. Durch ein Training mit Leckerlis und einer alte Decken verbindet die Katze mit der Box nicht nur den Tierarzt-Besuch.

Angenehm sollte auch der Einzug ins neue Heim gestaltet werden. "Richten Sie einen Raum fertig ein und bringen Sie die Katze dort unter", sagt Schratter. Der Vierbeiner kann dann langsam die weiteren Räume erkunden. Wenn das alte Katzenkisterl und die alten Schüsseln dort bereits bereitstehen, hilft das ebenfalls beim Revierwechsel.

"Bei den meisten Tieren lässt der Stress nach ein paar Tagen nach, bei manchen dauert es ein paar Wochen", sagt der KURIER-Tiercoach: "Katzen brauchen Zeit zum Umgewöhnen, geraten Sie nicht in Panik."

Probleme können sich allerdings ergeben, wenn die neuen Wohnverhältnisse Freigänger zu reinen Stubentigern machen. Diese Katzen reagieren frustriert, sie werden mitunter unsauber oder aggressiv. Vor allem junge Tiere benötigen dann entsprechende Ausweichmöglichkeiten: einen Spielkameraden, Spielzeug, mehrere Kratzbäume, Beschäftigung und noch mehr Aufmerksamkeit vom Besitzer als zuvor. Katzengras sollte an mehreren Stellen angeboten werden. Auch für Katzen, denen plötzlich Türen und Tore offen stehen, bedeutet die neue Adresse Veränderung.

Sie werden die Freiheit nicht sofort nützen. "Ältere Tiere wollen vielleicht gar nicht mehr hinaus. Jüngere werden lange zögern. Man muss ihnen Zeit geben", sagt die Expertin.
Schließlich werden sie die dazugewonnene Lebensqualität schätzen und die Strapazen des Umzugs rasch vergessen.

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