Tiercoach: Saubere Angsthasen

Tiercoach: Saubere Angsthasen
Meerschweinchen sind sehr sozial, aber äußerst schreckhaft. Wer das Heimtier mit Tradition gut versorgen will, bietet ihm Heu, Verstecke und Auslauf.

Schnuppern, futtern, nagen, kauen. Meerschweinchen sind genüssliche Dauerfresser. Sie vertilgen Heu in rauen Mengen, freuen sich über Lecksteine, frisches Grünzeug, Gemüse und etwas Obst. Nur nicht zu viel Körner und Getreide, kalorienarme Kost tut ihrem sensiblen Verdauungssystem besser.

Meerschweinchen sind von Natur aus klein. Rund 500 Gramm bringen ausgewachsene Exemplare auf die Waage. In freier Wildbahn macht sie das zu leichter Beute. Wer mehr Feinde hat als Freunde, tendiert zur Schreckhaftigkeit.

"Über Meerschweinchen gibt es viel zu wissen", sagt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter. Zum Beispiel, dass sich das flauschige Fluchttier nicht besonders gerne angreifen lässt. Roswitha Zink, Meerschweinchen-Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team, hat Tipps für die artgerechte Haltung des beliebten Haustier-Klassikers.

Tiercoach: Saubere Angsthasen

"Meerschweinchen sind äußerst soziale Tiere. Sie brauchen mindestens einen Artgenossen", sagt Zink. In Gruppen gibt es eine fixe Rangordnung, Weibchen leben harmonisch zusammen, Männchen mit Männchen ebenso, Paare sorgen rasch für Nachwuchs. "Meerschweinchen sind Nestflüchter", erklärt die Expertin. Sechs Wochen nach der Geburt kommen die dämmerungsaktiven Nager schon sehr gut ohne Eltern aus.

Das Tierschutzgesetz sieht für zwei Meerschweinchen eine Käfig-Grundfläche von 100 cm mal 60 cm vor und eine Höhe von 50 cm. Jedes weitere Exemplar bekommt 2000 cm³ dazu. "Je größer die Anlage ist, desto besser", sagt Zink. Die ursprünglichen Weidetiere lieben die Bewegung. Und das Erkunden der Umgebung. Gänge aus Bau-Rohren, Höhlen aus Schachteln oder Blumentöpfen und Häuschen (eines pro Tier zum Zurückziehen) auf Stroh-Einlage bzw. Sägespäne bieten Unterschlupf und Abwechslung. Freilauf muss trotzdem sein - am besten eine Stunde täglich.

Tiercoach: Saubere Angsthasen

"Wichtig ist, dass die Wohnung Meerschweinchen-sicher ist. Die Tiere müssen vor Kabeln, giftigen Pflanzen, Putzmitteln und zufallenden Türen geschützt werden", sagt die Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team. Die Sauberkeitsfanatiker können auch zur Stubenreinheit erzogen werden.

Wer Meerschweinchen ein Freigehege einrichtet, muss im Sommer für Beschattung sorgen und in der kalten Jahreszeit darauf achten, dass es frostfreie Zonen gibt. "Meerschweinchen haben sehr empfindliche Ohren, die frieren schnell ab", plädiert Zink für die Indoor-Überwinterung. Der Schutz vor Katzen, Hunden, Mardern, Füchsen und Vögeln versteht sich von selbst.

Bei umsichtiger Haltung werden Meerschweinchen bis zu acht Jahre alt. Glänzendes Fell und klare Augen deuten auf einen guten Gesundheitszustand hin; ebenso gleichbleibendes Gewicht. Die Zahnpflege erledigen die Tiere beim Nagen an harten Ästen. Das Krallenschneiden kann der Tierarzt beim jährlichen Check übernehmen.

"Meerschweinchen sind mit etwas Wissen gute Haustiere", sagt Expertin Roswitha Zink: "Kinder ab sechs Jahren lernen, Verantwortung zu übernehmen, erkennen, dass Tiere andere Bedürfnisse haben. Und respektieren, dass Meerschweine lieber beobachtet als dauernd geknuddelt werden."

Tiercoach: Saubere Angsthasen

Meerschweinchen sind Angsthasen. Hochheben bedeutet für die ursprünglichen Weidebewohner mit zahlreichen Fressfeinden Stress. "Man kann üben, diese Angst zu verringern. Mit einem guten Leckerbissen kommen die meisten Meerschweinchen freiwillig auf die Hand oder in eine kleine Kiste, um von dort genommen zu werden", erklärt Roswitha Zink, Meerschweinchen-Expertin aus dem KURIER-Tiercoach-Team.

Mit viel Geduld bauen Meerschweinchen Vertrauen zum Menschen auf. Unter ihresgleichen sind die beliebten Haustiere weitaus entspannter und überaus gesprächig: Beim Quieken betteln die Tiere um Nahrung oder Aufmerksamkeit. Oder sie warnen ihre Artgenossen. Gurren sie leise, sind sie zufrieden. Zähneknattern heißt: Lass mich los. Vogelähnliches, lautes Zirpen ist ein Zeichen von Stress, Überforderung und Erregung - es versetzt das Rudel in Alarmbereitschaft. Klappern die Zähne, gibt es Streit. Schrilles Pfeifen ist eine Abwehrreaktion: Lass mich doch los!

Nase-in-die-Luft-Recken signalisiert Neugier. Beschnuppern gilt der Kontaktaufnahme. Anstupsen gleicht einer Bitte um Aufmerksamkeit. Fußtritte heißen: Lass mich in Ruhe. Gänsemarsch ist ein klares Zeichen von Unsicherheit. Häufiges Knabbern am Gitter weist auf Langeweile hin - neue Äste oder Höhlen sorgen für Abwechslung.

Zusammenkuscheln passiert in erster Linie aus Angst. Mit einem leichten Zwicken drücken Meerschweinchen Unmut aus. Mit stärkeren Bissen kämpfen sie um die Rangordnung. Aufrichten ist Imponiergehabe oder Droh-Gebärde. In extremen Angstsituationen erstarren Meerschweinchen. Liegen sie mit meist geschlossenen Augen auf der Seite, fühlen sie sich sicher. Übermütige Luftsprünge bekunden Wohlgefühl.

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