Steinbrücks Sinn für Gewinn

Steinbrücks Sinn für Gewinn
Der SPD-Kanzlerkandidat gefährdet seine steigenden Umfragewerte mit der Verschleierung seiner Nebeneinkünfte.

Peer Steinbrück hat die höchsten Nebeneinnahmen aller 620 Bundestagsabgeordneten, mehrere Medien schätzen sie ziemlich konkret auf 1,5 Millionen Euro. Die wolle er nun aufgeben, gelobte Steinbrück bei seiner Nominierung zum Kanzlerkandidaten. Detailliert erklären, woher diese kommen, will er aber weiterhin nicht.

Steinbrücks Bestellung zum Herausforderer von Kanzlerin Merkel hatte seine Umfragewerte steigen lassen: Die SPD nahm der Union drei Prozentpunkte ab, sein persönlicher Abstand zur CDU-Chefin verringerte sich auf nur mehr 12 Prozentpunkte. Doch diesen Erfolg erhob Forsa, bevor Steinbrücks Nebeneinkünfte und deren Offenlegung ein großes Thema wurden. Umstritten ist dabei weniger die genaue Höhe seiner Einnahmen, sondern deren Quellen und Steinbrücks Weigerung, diese zu nennen.

Steinbrück hatte sich nach Ende der Großen Koalition 2009 aus der Politik weitgehend verabschiedet und wollte "nun Jüngere ran lassen". Nur das über die Parteiliste ergatterte Bundestagsmandat behielt er, füllte es aber kaum aus. Laut dem unabhängigen Portal "Abgeordnetenwatch" schwänzte er oft Abstimmungen. Die erste Rede hielt er nach fast zwei Jahren und erst, nachdem er im "Troika-Kreis" der drei Kandidaten für den SPD-Kanzler-Kandidaten gelandet war.

Die Zeit dazwischen nutzte er für besser bezahlte Reden. Als jüngster Ex-Finanzminister kassiert man in Deutschland für ein Kurzreferat in der Wirtschaft leicht 20.000 Euro. Die Bundestagsstatistik führt ihn mit dem einsamen Rekord von 81 bezahlten Reden. Auch für ein Kurzinterview einer Firmenzeitung kassierte Steinbrück über 7000 Euro.

Angreifbar

Problematischer waren andere Zahler: Viele deutsche Geschäftsbanken und eine Anwaltskanzlei, die in seiner Amtszeit an Bankengesetzen mitgeschrieben hatte.

Doch Steinbrück, der einen harten Wahlkampf mit Schwerpunkt "Banken und Spekulanten" begonnen hat, will keine Auskünfte geben: Das verletze seine Privatsphäre.

Das macht ihn angreifbar: FDP-Generalsekretär Patrick Döring ätzte: "Bei ihm bren- nen alle Sicherungen durch, wenn es um den eigenen Vorteil geht." CSU-Kollege Dobrindt hat den "Eindruck, er sei ein Produkt der Finanzindustrie und Liebling der Spekulanten".

Schwerer wiegt die Kritik vom linken Flügel der eigenen SPD: "Es wäre sinnvoll, wenn er seine Steuererklärung veröffentlichen würde." Die "Linke" verlangt eine "parlamentarische Untersuchung der Fantasiehonorare früherer Großauftragnehmer."

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