Pompöser Abschied von Kim Jong-Il

Pompöser Abschied von Kim Jong-Il
In Nordkorea hat am Mittwoch eine bizarre Beisetzungszeremonie für den verstorbenen Diktator stattgefunden. Jetzt übernimmt sein Sohn.

Eisige Temperaturen, Schneefall, eine graue Nebelsuppe – es war ein trüber Tag, an dem Nordkoreas verstorbener Diktator Kim Jong-Il am Mittwoch noch einmal einen großen Auftritt hatte. In einer pompös inszenierten Zeremonie wurde der Leichnam stundenlang durch die Hauptstadt Pjöngjang geführt, um am Ende im Kumsusan-Mausoleum seine letzte Ruhe zu finden.

Von dort, wo der „Geliebte Führer“ in einem Glassarg aufgebahrt gewesen war, hatte sich der Trauerzug in Bewegung gesetzt. An der Spitze fuhr ein Auto mit einem riesigen Porträt Kim Jong-Ils, der am 17. Dezember im Alter von 69 Jahren einem Herzinfarkt erlegen war. Dahinter eine schwarze Limousine, auf deren Dach der Sarg zur Schau gestellt wurde, umrahmt von einem weißen Blumengesteck. An der rechten vorderen Wagenseite marschierte salutierend sein Sohn Kim Jong-Un, der nun als „Großer Nachfolger“ an der Spitze des Steinzeit-kommunistischen Staates steht.

Hunderttausende Landsleute wurden mobilisiert, um für die nötige Kulisse zu sorgen. Sogar aus dem Ausland wurden sie eingeflogen. „Ich bin krank vor Trauer“ sagte ein Nordkoreaner auf dem Flughafen in Peking, „ich muss so schnell wie möglich in meine Heimat, denn dort ist jetzt Kim Jong-Un der neue Führer.“

Pompöser Abschied von Kim Jong-Il

Auto
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dapdIn this image made from KRT television, the hearse passes during a funeral procession of late North Korean leader Kim Jong Il in the snow in Pyongyang, North Korea, Wednesday, Dec. 28, 2011. (Foto:KRT via APTN/AP/dapd) TV OUT, NORTH KOREA OUT
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dapdIn this image made from KRT television, Kim Jong Un, Kim Jong Ils youngest son and successor, walks next to his fathers hearse during a funeral procession of the late North Korean leader, in Pyongyang, North Korea, Wednesday, Dec. 28, 2011. (Foto:KRT
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dapdIn this image made from KRT video, Kim Jong Ils youngest son and successor, salutes during the funeral for his father at the end of procession outside Kumsusan Memorial Palace in Pyongyang, North Korea Wednesday, Dec. 28, 2011. Kim Yong Nam, president
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dapdIn this image made from KRT video, North Korean military personnel stand in lines during a funeral for late North Korean leader Kim Jong Il, in snowy Pyongyang, North Korea, Wednesday, Dec. 28, 2011. (Foto:KRT via APTN/AP/dapd) TV OUT, NORTH KOREA OUT
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dapdIn this image made from KRT video, North Korean military personnel attend a funeral for late North Korean leader Kim Jong Il, in Pyongyang, North Korea, Wednesday, Dec. 28, 2011. (Foto:KRT via APTN/AP/dapd) TV OUT, NORTH KOREA OUT
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EPAepa03044094 An image taken 28 December 2011 by Yonhap News Agency from the live coverage by the (North) Korean Central TV Broadcasting Station shows soldiers crying out as a procession of a hearse carrying the late North Korean leader Kim Jong-ils coff
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REUTERSNorth Koreans mourn their deceased leader Kim Jong-il in Pyongyang in this picture taken on December 27, 2011 and released by the Norths KCNA on December 28, 2011. Kim, who ruled isolated and impoverished North Korea from 1994, died on December 17,
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dapdIn this Dec. 26, 2011 image made from KRT television, Kim Jong Un, center, North Koreas next leader and the son of late leader Kim Jong Il, cries as he pays respect to the body of his father in a glass coffin, not in photo, at Kumsusan Memorial Palace
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REUTERSA hearse carries the coffin of late North Korean leader Kim Jong-il during his funeral procession in Pyongyang in this still image taken from video December 28, 2011. North Koreas military staged a huge funeral procession on Wednesday in the snowy
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REUTERSSoldiers line up along a road during the funeral procession for late North Korean leader Kim Jong-il in Pyongyang in this still image taken from video December 28, 2011. North Koreas military staged a huge funeral procession on Wednesday in the sno
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REUTERSSouth Koreans watch a TV broadcasting the funeral for the late North Koreas leader Kim Jong-il which is held in Pyongyang, at a railway station in Seoul December 28, 2011. North Koreas military staged a huge funeral procession on Wednesday in the s
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dapdIn this image made from KRT video, North Korean military personnel fire guns during the funeral for late North Korean leader Kim Jong Il in Pyongyang, North Korea Wednesday, Dec. 28, 2011. (Foto:KRT via APTN/AP/dapd) TV OUT, NORTH KOREA OUT
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dapdIn this image made from CCTV television, North Korean flags flutter at half-mast as snow falls in Pyongyang, North Korea, Wednesday, Dec. 28, 2011, before a funeral of their late leader Kim Jong Il. (Foto:CCTV via APTN/AP/dapd) TV OUT, CHINA OUT

"Vater, Vater"

Vom Kleinkind bis zum Greis, vom Arbeiter bis zum Soldaten – das Staatsfernsehen zeigte Bilder zuhauf, auf denen weinende und verzweifelte Menschen zu sehen waren, ob des Hinscheidens des Diktators. „Der Schnee fällt so endlos wie die Tränen“, sagte ein Militär. „Vater, Vater“, schluchzte ein Zivilist. Andere sollen gar das Bewusstsein verloren haben, so erschüttert seien sie angesichts des Todes des Diktators, der ein hungerndes und verarmtes Volk hinterlässt. Es war wohl eine Mischung von verordneter und echter Trauer – nach Jahrzehnten der Indoktrination.

Demonstration von Macht und Loyalität

Ausländische Gäste waren zu der Inszenierung nicht zugelassen. Dafür schickten nordkoreanische Regime-Gegner aus Südkorea Flugzettel, die sie an Ballons befestigten. Darin riefen sie zum Kampf gegen die Kims auf. Als Lektüre-Anreiz wurden Ein-Dollar-Scheine an die Zettel geheftet.

Heute endet die offizielle Trauerzeit für Kim Jong-Il mit drei Schweigeminuten im ganzen Land. Als sein Vater, Staatsgründer Kim Il-Sung, 1994 starb, wurden noch drei Jahre Trauer dekretiert. Erst danach übernahm der „Geliebte Führer“.

Diese Eile interpretieren Beobachter folgendermaßen: Das Regime wolle demonstrieren, dass der nicht einmal 30-jährige Kim Jong-Un, der über wenig Charisma verfügt, fest im Sattel sitzt. Als Steigbügelhalter fungiert dabei sein Onkel Jang Song-Thaek, der hinter dem „Großen Nachfolger“ marschierte. Er ist der Mann von Kim Jong-Ils Schwester Kim Kyong-Hui, die ebenfalls sehr einflussreich sein dürfte.

Die Kim-Dynastie: Fast 65 Jahre Tyrannei

Kim Il-Sung Der 1912 im damaligen japanischen Kaiserreich Geborene ist der Staatsgründer Nordkoreas. Er regierte das Land seit 1948 mit eiserner Hand und baute um seine Person einen gottähnlichen Kult auf. Er wurde der "Große Führer" genannt und ist als "Ewiger Präsident" de jure noch immer Staatschef. 1994 starb Kim Il-Sung.

Kim Jong-Il Nach dem Tod seines Vaters übernahm Kim Jong-Il die Staatsgeschäfte. Während sein Volk hungerte, pflegte er bis zu seinem Schlaganfall 2008 einen ausschweifenden Lebensstil – etwa mit Vorlieben für schnelle Sportwagen. Zugleich trieb der "Geliebte Führer" das Atomprogramm voran. Experten schätzen, dass Nordkorea in ein bis zwei Jahren über einsatzfähige Atomraketen verfügt, früher als bisher angenommen wurde.

Kim Jong-Un Über den "Großen Nachfolger", der jetzt, nicht einmal 30-jährig, die Zügel übernimmt, ist wenig bekannt. Seine Macht hat er noch nicht konsolidiert.

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