Papstbesuch als Chance

Papstbesuch als Chance
In der aufgeheizten Atmosphäre muss der Pontifex als Brückenbauer agieren.

Schlechter hätte das Timing nicht sein können. Da kommt Papst Benedikt XVI. zu einem an sich schon hochbrisanten Besuch in den Libanon, und dann kocht der Kampf der Kulturen wegen eines stupiden anti-islamischen Hetz-Videos derzeit so richtig auf. Dass es sich bei dem Filmemacher angeblich um einen koptischen Christen handelt, ist eine zusätzliche Herausforderung für das Oberhaupt der katholischen Kirche, das bis Sonntag im nahöstlichen Minenfeld viel Feingefühl braucht.

Das hat er in der Vergangenheit nicht immer bewiesen. Bei seiner legendären Regensburger Rede 2006 erzürnte er die Muslime weltweit mit einem Zitat: "Zeig mir doch, was (der Prophet) Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden." Aus dieser Sackgasse fand Benedikt XVI. dann nur mühsam wieder heraus.

Heute ist der Nachfolger Petri aber mehr denn je gefragt. Die Christen im Irak, in Ägypten und bald wohl auch in Syrien sind schwer unter Druck, gelinde gesagt. Mit seiner Reise will er ihnen den Rücken stärken, das ist gut so. In dieser aufgeheizten Situation muss der Pontifex aber auch Brücken schlagen zur islamischen Welt. Das wird alles andere als leicht, doch vielleicht gelingt es dem Papst ja, etwas Wind aus dem aktuellen Flächenbrand zu nehmen. Die Botschaft muss lauten: Salam.

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