Nur theoretisch super

Martina Salomon
Solange Bildungsbürger die Neue Mittelschule meiden, ist sie kein Erfolgsmodell.

Statt der Hauptschule für alle die Mittelschule": So lautete der (etwas holprige) Untertitel eines KURIER-Aufmachers vom 8. Juli 1969. Es ging um SPÖ-Schulreform-Ideen. Gestern, 43 Jahre später, hat der Nationalrat das Aus für die Hauptschule ab 2018 beschlossen.

Ein historischer Tag? Nicht wirklich. Egal, wie man zur Gesamtschule steht, die Grünen haben recht: Sie funktioniert nur, wenn alle Kinder daran teilnehmen. Und natürlich ist das Modell nur erfolgreich, wenn es deutlich weniger Kinder mit starkem Förderbedarf pro Klasse gibt als in den meisten der jetzigen städtischen Haupt- pardon Mittelschulen. Noch keine Antwort gibt es übrigens darauf, wie eine Massenflucht der Mittelschicht in Privatschulen verhindert würde. Sie hat längst eingesetzt. Auch viele Kinder linker Gesamtschulbefürworter besuchen elitäre Privatschulen. Das ist logisch. Denn bildungsbürgerliche Eltern, das hat Rudolf Taschner in seinem neuen Buch gut beschrieben, schicken ihre Kinder in jene Schule, die den maximalen Nutzen verspricht. Momentan ist es eher das Gymnasium.

Von einer "Mittelschule", die Chancengerechtigkeit erzeugt, ernsthaft Bildungsziele erreicht und den Eltern garantiert, dass sie das Fortkommen ihrer Kinder nicht hemmt, sind wir leider noch immer meilenweit entfernt.

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