Nach Rekordhitze kamen Unwetter

Badespaß in der Sardinenbüchse: Im Stadionbad in Wien-Leopoldstadt war kaum ein Fleck Wasser frei.
Österreich zählt zu den heißesten Flecken Europas. Die Massen flüchten ins Bad. Sonntagabend folgten Gewitter.

40 Minuten Wartezeit vor dem Stadionbad in Wien – die Tausenden Besucher mussten sich am Sonntag ihre Abkühlung hart verdienen. Hunderte Menschen stöhnten vor den  Kassen in der  prallen Sonne. „Wir haben alle Kassen geöffnet“, sagte ein Bediensteter, um die durchgeschwitzten Wartenden zu beruhigen. Im Bad wollten alle nur eins – Abkühlung, und das offenbar alle gleichzeitig. In den Becken war kaum noch ein Wasserfleck frei. Bademeister Tiho Troschil  bewahrte am Beckenrand den Überblick: „Wir haben alles im Griff. Es ist auch sehr friedlich.“ Die Gäste blieben trotz des Besucheransturms cool. „Mir ist zu viel los. Aber dafür kenn ich viele, und es macht Spaß“, sagte Selina Frost.

Die Hitze sorgte auch am Sonntag für ausgestorbene Innenstädte und volle Freibäder und Badeseen. Immerhin: Österreich zählt seit Samstag zu den heißesten Flecken Europas. Nur in Valencia (40 Grad Celsius) und in Griechenland war es wärmer. Am Sonntag kletterte das Quecksilber in Wien auf 35,9 Grad Celsius. Der Samstag ging mit 37,7 Grad (in Wien und NÖ) als wärmster Junitag seit es Aufzeichnungen gibt in die Annalen der Meteorologen ein.

Heißer Ironman

Eine Hitzeschlacht lieferten sich die 2400 Teilnehmer des „ Ironman Austria“ in Kärnten bei 34 Grad. Rund 100.000 Zuschauer säumten die Strecke und sahen den deutschen Profi Faris Al-Sultan triumphieren. Er lief nach acht Stunden und elf Minuten ins Ziel. Bester Österreicher wurde auf Platz vier Franz Höfer.

Notfälle

Hochbetrieb herrschte in den Zentralen der Einsatzkräfte: „Wir haben eine spürbar höhere Auslastung“, hieß es bei der Wiener Rettung. Häufigster Einsatzgrund: Herz-Kreislaufbeschwerden infolge Dehydrierung. Für einen Polen, 45, kam am Samstag jede Hilfe zu spät. Der Mann ertrank beim Schwimmen in der Donau. Glück hatte ein Bub, 4, gestern im Stadionbad. Der bewusstlose Junge wurde von einem Sanitäter, der zufällig vor Ort war, reanimiert.

Hagel

Am Sonntagnachmittag brauten sich die ersten Unwetter zusammen. Von Deutschland her kamen Gewitter  nach Österreich.  Im Tiroler Inntal gingen gegen 16 Uhr heftige Gewitter mit Hagel nieder. Die Hagelkörner hatten teilweise mehr als fünf Zentimeter Durchmesser.  Über das kleine Deutsche Eck zog die Gewitterfront in Richtung Salzburg und OÖ weiter. Im Salzkammergut waren die Eisstücke so groß wie Tischtennisbälle. Im Most- und Waldviertel in NÖ forderte die Front erst am Abend die Feuerwehren. „Bis 22 Uhr verzeichneten wir etwa zwanzig Einsätze. Neben den Sturmschäden waren vor allem Auspumparbeiten notwendig", hieß es bei der nö. Landeswarnzentrale.

Hitze-Einmaleins: Infos und ein MythosSterblichkeitBei brütender Hitze sterben mehr Menschen. Das belegt eine Studie der MedUni Wien. Die Mortalität erhöht sich um 13 Prozent.Schwitzen30.000 Sensoren in der Haut sagen uns, wenn es zu warm ist. Wir produzieren Schweiß und entziehen dem Körper damit Wärme. Gegenmittel: viel Wasser trinken – das kühlt von innen; Kleidung aus luftdurchlässigen Stoffen tragen.HitzefreiWäre es nicht schön, lieber im Bad als im Büro zu sein. Doch hitzefrei kann in Österreich niemand bekommen. Es fehlen die rechtlichen Grundlagen.

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