Mit dem Geldkoffer zur Abschiebung

Mit dem Geldkoffer zur Abschiebung
In einer umstrittenen Gameshow traten in den Niederlanden abgelehnte Asylwerber gegeneinander an. Zu gewinnen: Geld für die "Heimreise".

Als die Teilnehmer "Reise nach Jerusalem" auf Flugzeugsitzen der ersten Klasse spielten, machte der Moderator der Gameshow einen Schmäh: "Erwartet solche Sitze halt nicht für euren Rückflug!" Nicht nur dieses eine Mal blieb den Zusehern von "Weg van Nederland" am Donnerstagabend das Lachen im Hals stecken. Voll von Klischees und zweideutigen Sprüchen war die Show des öffentlich-rechtlichen Senders VPRO , die schon vor ihrer Ausstrahlung zu Diskussionen geführt hatte.

Der Modus: Fünf Asylwerber, deren Anträge erst kürzlich abgelehnt worden waren, traten gegeneinander an. Sie mussten die Umrisse der Niederlande aus einem Stück Käse schneiden, Fragen zur holländischen Geschichte und zum Königshaus beantworten und Reise nach Jerusalem spielen. Das Studio bunt und kitschig, überall fröhliche Gesichter, Zuschauer, die mit Holland-Fähnchen wachelten und zwei als Stewardessen gekleidete Assistentinnen.

Kugelsichere Weste

Mit dem Geldkoffer zur Abschiebung

Die Kandidaten: Junge, gebildete Asylwerber aus Tschetschenien, Armenien, Sri Lanka, Kamerun und Syrien, die gerade letztinstanzlich des Landes verwiesen wurden. Sie alle waren seit mehr als neun Jahren in Holland.

Die Preise: Die Verlierer bekamen höhnische Trostpreise, etwa ein Survival-Kit, einen Schuhputz-Koffer, eine kugelsichere Weste oder Tulpenzwiebel "für die Verschönerung des Gartens daheim".

Die Gewinnerin - eine Kurdin namens Gulistan, die seit elf Jahren in den Niederlanden lebte und dort einen Bachelor-Abschluss in Rechtswissenschaften gemacht hat - bekam als Hauptpreis einen Koffer mit 4000 Euro. Für einen Neustart "zu Hause".

Gulistan lächelte während der gesamten Show, selbst, als sie erzählte, was sie am meisten vermissen werde und wie sie sich ihre Zukunft vorstelle. Doch als sie am Ende der Show für die Kameras in ein Studioflugzeug stieg, hatte sie Tränen in den Augen. "Seht ihr, was ich zu bieten gehabt hätte?", waren ihre Abschiedsworte. Bald muss sie zurück nach Armenien.

Kritik an der Abschiebung

Politiker äußerten sich zunächst nicht zu der Show. Der Chefredakteur des Senders verteidigte sich gegenüber Kritikern: Die Asylwerber hatten deutlich gemacht, "wie sehr niederländisch" sie geworden seien, sagte Frank Wiering. Die Show sei also eine Kritik an der Abschiebepraxis des Landes: "Wir zeigen, was es für eine Sünde ist, sie ziehen zu lassen.

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