Kampf ums Kind

Martina Salomon
Der Grazer Entführungsfall entfacht eine Geschlechterdebatte.

Ein österreichisches Kind wird von seinem dänischen Vater entführt (oder, anders betrachtet: heimgeholt, nachdem es die Mutter entführt hat): Das weckt tief sitzende Emotionen – und eine schwelende Geschlechter-Diskussion: Benachteiligt die Justiz in Scheidungsverfahren zu oft die Väter? Man muss nicht zwingend ein – durch das Ringen mit den Institutionen schwer frustrierter – Vaterrechts-Aktivist sein, um diese Frage mit Ja zu beantworten. Umgekehrt ist aber auch keine rosa-lila Feministinnen-Brille nötig, um zu durchschauen, dass viele Männer erst nach der Scheidung ihre Vaterrolle entdecken und diese dann oft nur als Schönwetterrolle auslegen. Solange etwa bei Elternsprechtagen nur ein Vater auf 25 Mütter kommt, geht die Justiz nicht ganz zu Unrecht davon aus, dass sich eher die Mütter für den Nachwuchs verantwortlich fühlen.

Tatsache ist, dass Sorgerechtsstreitigkeiten immer aggressiver werden. Im schlimmsten und verzweifeltsten Fall wird das Kind dem Ex-Partner gewaltsam entzogen. Die steigende Zahl binationaler Ehen macht das Ganze noch komplizierter. Richter sind oft überfordert, in familiären Schlammschlachten gerecht und für das Kindeswohl zu entscheiden. Haupt-Leidtragende sind immer die Kinder. Sie haben ein Recht auf Mutter und Vater.

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