Zwei Emigranten, die Amerika verändert haben

Arnold Schwarzenegger und Wolfgang Puck wurden in Amerika berühmt
Arnold Schwarzenegger und Wolfgang Puck sind die bekanntesten Österreicher in den USA. Sie haben nicht nur persönlich Erfolg, sondern etwas bewirkt.

Wer im Morgengrauen von Los Angeles in Richtung Las Vegas fährt, wird Zeuge eines seltenen Schauspiels. Vom anthrazitgrauen Himmel heben sich schwarz die Konturen einer felsigen Hügelkette ab. Durch diese dunkle Schattenwelt wälzt sich ein gleißend helles Band aus weißem Licht. Es sind die Einpendler, die, um dem Morgenstau in der Millionenmetropole zu entgehen, bereits um fünf Uhr früh im Auto sitzen. Und sich erst recht Stoßstange an Stoßstange vorwärtsschieben.

In Los Angeles gibt es mehr Autos als Menschen, die Stadt ist zerteilt durch vielspurige Straßen. Doch obwohl der Verkehr die Luft verpestet, ist das Auto heilig. Es steht für Freiheit, Wohlstand und Wachstum.

Pioniertat

Am 27. September 2006 geschah etwas Unerhörtes. Arnold Schwarzenegger, damals Gouverneur von Kalifornien, verfügte, dass die klimaschädlichen Autoabgase bis 2020 auf das Niveau von 1990 sinken sollten. Die Auto- und Öl-Lobbys liefen Sturm, die Bush-Regierung zog gegen das kalifornische Gesetz vor Gericht (und verlor). Schwarzenegger hielt stand und erreichte eine Wende in ganz Amerika: Präsident Barack Obama übernahm die kalifornischen Standards landesweit.

Übermorgen jährt sich Schwarzeneggers Unterschrift unter dem "Global Warming Solutions Act" zum zehnten Mal. Aus diesem Anlass wird in aktuellen Publikationen in den USA Bilanz gezogen. Die Zahlen sprechen für sich: Die Emissionen sind seit 2006 um 7,3 Prozent zurückgegangen, obwohl die Bevölkerung im selben Zeitraum um drei Millionen gewachsen ist und die Wirtschaftsleistung um 12,4 Prozent zulegte. Kalifornien hat mit seinen 40 Millionen Einwohnern ein höheres BIP als Frankreich oder Brasilien. "Arnold Schwarzenegger spricht immer vom grünen Goldrausch. Er sagt, dass Umweltauflagen das Wachstum anschieben, weil sie neue Technologien erforderlich machen", sagt Conyers Davis vom Schwarzenegger-Institut in Los Angeles.

Bruce Falls, Cheftechniker und Manager von AVL-Kalifornien, sieht das genau so: "Die strengen Emissionsregeln in Kalifornien haben die Forschung für das Elektro-Auto beflügelt. Die Politik macht die Regeln, die Technik liefert die Lösung."

So gesehen würde Schwarzenegger Pate stehen bei der Wende vom Verbrennungsmotor zum schadstoff-freien Auto – eine beeindruckende Nachrede für den Sprössling aus einem steirischen Dorf, der mit nichts weiter von zu Hause auszog als mit dem festen Willen, "jemand zu werden".

Und noch ein zweiter Emigrant aus Österreich hinterlässt nachhaltige Spuren in den USA. Auch er trägt zu einer besseren Lebensqualität bei, wenn auch auf ganz andere Weise als Schwarzenegger. Wolfgang Puck ist in den USA ein Synonym für gutes Essen. Der Starkoch aus Kärnten genießt eine unglaubliche Bekanntheit und Popularität, wenn ihn auch die meisten wegen seines Vornamens für einen Deutschen halten. Über Schwarzenegger ist bekannt, dass er aus Österreich stammt, weil er deswegen nicht Präsident werden kann.

Puck ging im Alter von 17 nach Frankreich, um kochen zu lernen. 1973 zog er weiter in die USA. "Dass ich nach Los Angeles ging, war kein Zufall. Ich hatte einen Plan", erzählt Puck, als ihn der KURIER vergangene Woche in seinem Restaurant Spago in Beverly Hills besuchte. "Ich hätte wahrscheinlich auch in Kansas City Erfolg gehabt. Aber dort wäre ich nicht berühmt geworden."

Zwei Emigranten, die Amerika verändert haben
Daniela Kittner im Schswarzenegger-Institut

Zunächst heuerte Puck in einem bekannten Hotel an und führte eine neue Kochschule ein: lokale kalifornische Ingredienzien mit französischen Kochkünsten zu veredeln. Schnell avancierte Puck zum Lieblingskoch der Hollywood-Prominenz. Als er dann 1982 sein eigenes Lokal aufmachte, war es vom ersten Tag an ein Erfolg.

Heute hat Puck an die 6000 Angestellte und betreibt "Fine Dining"-Restaurants überall in den USA und rund um den Erdball: in Tokio, Schanghai, London, Istanbul, Dubai. Er besitzt 80 Express-Restaurants, die auf frisch zubereitete Schnellgerichte zu leistbaren Preisen spezialisiert sind. Er betreibt ein Catering-Service, das neue kulinarische Maßstäbe bei Veranstaltungen setzte. Wer auf sich hält, catert bei Puck. Sichtbares Zeichen seines Erfolgs: Seit 1994 verwöhnt Wolfgang Puck die Stars bei der Oscar-Party.

Doch Puck ist nicht nur ein genialer Koch. Er ist ein Fernsehstar, Dauergast in Talkrunden und Unterhaltungsshows, er trat in den Simpsons auf und hat eine eigene, preisgekrönte Kochshow. Puck kreierte eine Küchengeräte-Marke, publizierte sechs Kochbücher und schreibt eine wöchentliche Koch-Kolumne.

Im Land der Fertiggerichte wurde Puck zum Wegbereiter für stilvolles Essen. "Als ich hierhergekommen bin, gab es keine Kochlehre", erzählt Puck. "Die Kochshows im Fernsehen haben einen Trend zum Kochenlernen ausgelöst." Viele wollen nun "Chef" werden, Puck ist ihr Vorbild.

Das Spago, Pucks erstes Lokal, ist Zentrum des Imperiums. Hier bildet er die Köche aus, die dann die Restaurants rund um den Erdball unter seinem Namen führen. So werden Kochstil und Qualität garantiert.

Das Spago ist auch Schauplatz kulinarischer Schöpfungsakte. In der Küche sind acht Sitzplätze, "sie ist unsere Testküche", sagt Puck. Hier ruft er seine "Chefs" zusammen, gemeinsam werden neue Rezepte ersonnen und gekocht. Dann sitzen die Starköche um den Tisch und kosten. "Ich bin so etwas wie der Herausgeber. Meistens sind die Kreationen zu kompliziert, ich streiche dann Dinge weg. Es gibt die Tendenz, kompliziert zu kochen. Ich glaube aber, dass die Leute lieber etwas Einfaches haben wollen", sagt Puck.

Parallelen

Schwarzenegger und Puck sind einander erst in Kalifornien, als beide schon berühmt waren, begegnet. Dabei wurden sie etwa zur selben Zeit in einer Entfernung von nur 150 Kilometern voneinander geboren. 1947 in Thal der eine, 1949 in St.Veit der andere. Sie haben noch mehr Gemeinsamkeiten: Beide hatten eine gute Beziehung zu ihren Müttern, aber wenig Glück mit den Vätern. Pucks Vater ließ die Mutter sitzen, bevor er geboren wurde, und sein Stiefvater legte sich gegen die Kochlehre quer. Schwarzenegger wurde von seinem Vater geprügelt und gedemütigt, sodass er sich schwor, wegzugehen und reich und berühmt zu werden.

Beide haben auch Entscheidendes von zu Hause in die Emigration mit genommen: Mit Backhendl & Co hat Pucks Mutter, ebenfalls Köchin, die Liebe zum Kochen bei ihrem Sohn geweckt. Er hat heute noch im Spago Wiener Schnitzel und Kaiserschmarren auf der Speisekarte. Schwarzenegger hat als Kind die reine österreichische Bergwelt erlebt und eine tiefe Beziehung zur Natur entwickelt. Das machte ihn zum Umweltschützer.

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