Holocaust-Zeitzeugin Erika Freeman: "Es gibt die Hölle – aber sie ist auf Erden"

Holocaust-Zeitzeugin Erika Freeman: "Es gibt die Hölle – aber sie ist auf Erden"
Heute vor 77 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Am Fest der Freude tritt Zeitzeugin Erika Freeman auf. Ein Gespräch über das Wesen der Österreicher, das Verzeihen, Seitensprünge und Heinz Fischer.

Erika Freeman sitzt im Café des Hotel Imperial und erzählt Anekdoten aus ihrem Leben. Manchmal, wenn ihr ein deutsches Wort nicht einfällt, spricht sie auf Englisch weiter. Ein Interview zu geben, macht sie keineswegs nervös, sie hat die Geschichte ihres Lebens schon viele, viele Male erzählt: Wie sie als Kind einer jüdischen Familie alleine vor den Nazis aus Österreich fliehen musste. Wie ihre Mutter den Krieg fast überlebt hätte, wenn sie nicht in den letzten Kriegstagen von einer Bombe getroffen worden wäre. Wie sie in den USA zur gefeierten Psychoanalytikerin wurde ...

Heute, am 8. Mai, hält Freeman am Fest der Freude am Wiener Heldenplatz eine Rede. Mit dem KURIER sprach sie im Vorfeld über die Vergangenheit, die Gegenwart, und das, was nach diesem Leben kommt.

Kurier: Dr. Freeman, wenn Sie in Österreich sind, wohnen Sie meistens im Hotel Imperial. Sie sagen immer, das sei Ihre Rache an Hitler. Warum?

Erika Freeman: Hitler hat auch im Imperial gewohnt. Jetzt wohne ich hier. Er ist weg, ich bin noch da. Ich lebe noch. Das ist die beste Rache. Der Herrgott ist schon ein netter Kerl. Nur Geduld muss man haben mit ihm. Aber ich denke mir immer, er hat ja auch viel Geduld mit uns.

Sie sind mit 12 Jahren vor den Nazis aus Österreich geflüchtet. Wie ist es für Sie, hierher zurückzukommen?

Jetzt ist es ganz anders als früher. Die neue Generation ist nicht mehr so scheinheilig. Scheinheiligkeit war ja immer ein Wort, das den Österreichern nicht unbekannt war.

Spüren Sie noch einen Antisemitismus? In Österreich, aber auch im Rest der Welt?

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