Die Russen scharen sich um ihren Präsidenten

Wladimir Putin versprach FIFA-Chef Sepp Platter am Dienstag, dass alle Bauarbeiten für die Fußball-WM 2018 rechtzeitig beendet würden. Für die Russen ist seine angebliche Krankheit kein Thema.
Dass der Kreml- Chef Krebs haben soll, ist ein Gerücht, das nur im Westen für Aufregung sorgt.

Hat Wladimir Putin Bauchspeicheldrüsenkrebs? Ist gar auch schon das Rückenmark von der heimtückischen Krebserkrankung betroffen? Zunächst soll den russischen Präsidenten jedenfalls ein Arzt aus Dresden behandelt haben. Dort war der Kremlchef zu Sowjet-Zeiten ja KGB-Resident. Weil der Medicus aber ungern ständig nach Russland reise, um Putin zu Diensten zu sein, würden sich inzwischen jedoch Moskauer Weißkittel um den hohen Patienten kümmern.

Das alles ist bisher nur ein Gerücht. Aufgebracht von der US-Zeitung New York Post und begierig aufgriffen von europäischen Medien.

In Russland dagegen ist die angebliche Erkrankung Wladimir Putins gar kein Thema. Nicht einmal bei kritischen Medien. Sogar Verschwörungsthoretiker fassen das Thema mit sehr spitzen Fingern an. Nach Krebsgeschwüren, so einer der Zunft, sollte man besser in den Hirnen westlicher Ideologen suchen, die aber auch vor gar nichts zurückschreckten, um Putin zu stürzen – und damit bisher eher das genaue Gegenteil erreicht haben.

Extrem populär

In der Tat: In Zeiten von Pest und Cholera schart sich die Nation ja oft auch um ungeliebte Führer. Wladimir Putin dagegen ist in Russland nach wie vor extrem populär.

Zwar verliert der russische Rubel Tag um Tag an Wert. Sinkende Ölpreise gefährden Moskaus ambitionierte Sozial- und Infrastrukturpläne, westliche Sanktionen wegen der Ukraine-Krise bringen Unternehmen in Schieflage, der Bürger fürchtet eine neuerliche Entwertung seiner Spargroschen und stöhnt über die Preise in den Supermärkten. Seit Russland sich für die Sanktionen des Westens mit einem Embargo für EU-Lebensmittel rächte, muss Iwan Normalverbraucher für Fleisch bis zu 40 Prozent mehr berappen.

Auf die hohen Zustimmungsraten für den Kremlherrscher schlägt das indes bisher kaum durch. Sogar beim Lewada-ZentrumRusslands derzeit einzigem unabhängigen Meinungsforschungsinstitut – wollten Ende September immerhin noch 49 Prozent aller Stimmberechtigten Putin bei den nächsten Präsidentenwahlen im Amt bestätigen. Bei denjenigen, die nach eigenen Angaben hundertprozentig auch zur Teilnahme an der Abstimmung entschlossen sind, waren das sogar 83 Prozent.

Verlässliche Stützen

Das ist nah an Putins Allzeit-Hoch von August. Umfragen der staatsnahen Konkurrenz bestätigen den Trend. Die Interviews wurden landesweit per Telefon geführt, im August vor allem mit Menschen, deren Einkommen für Ferienreisen oder das Anmieten einer Datscha nicht ausreicht. Geringverdiener aber, so ein Vertreter des Lewada-Zentrums gehören zu Putins verlässlichsten Machtstützen.

Als indirekte Zustimmung kann Putin auch die guten Noten für seine Regierung werten. Klar in Führung liegen dabei Verteidigungsminister Sergei Schoygu und Außenamtschef Sergei Lawrow. Beide sind nicht Regierungschef Dmitri Medwedew, sondern dem Präsidenten direkt unterstellt und fahren in der Ukraine-Krise einen ähnlich harten Kurs wie Putin selbst.

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