Barometer: Interesse an Wissenschaft sinkt in Österreich
Die aus Sicht der Wissenschaft die gute Nachricht vorweg: Das Vertrauen in wissenschaftliche Disziplinen ist hierzulande stabil. Das besagt der Wissenschaftsbarometer 2024 - eine Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
73 Prozent der Befragten (1.000 Online-Befragungen/500 telefonische Befragungen von Personen ab 16 Jahren zwischen Oktober und November 2024) geben an, der Wissenschaft "sehr stark" oder "stark" zu vertrauen. Dieser Wert ist exakt so hoch wie 2023 und höher als im Nachbarland Deutschland.
In Österreichs größtem und wichtigstem Nachbarland Deutschland geben in Relation lediglich 55 Prozent der Befragten an, den Wissenschaftern zu vertrauen. Auch die Zahl jener, die sich als wissenschaftsskeptisch deklarieren, ist in Österreich geringer als in Deutschland.
"Drei Viertel vertrauen der Wissenschaft, um ein Viertel müssen wir kämpfen. Der überwiegende Teil der Menschen in diesem Land ist überzeugt, dass Wissenschaft etwas Gutes, Redliches und Nützliches ist", sagt ÖAW-Präsident Heinz Faßmann.
Die weiteren Ergebnisse der Umfrage würden einen klaren Auftrag beinhalten, so Faßmann in einer entsprechenden Aussendung. Der Grund: Das Interesse an Wissenschaft und Forschung ist im Vergleich zu den Vorjahren rückläufig.
Nach Corona und Nobelpreisen sinkt das Interesse im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozentpunkte auf 56 Prozent.
Leicht rückläufig sei auch der Stolz auf wissenschaftliche Leistungen. Der Wert sinkt im Jahresvergleich von 35 auf 29 Prozent.
Das schwindende Interesse erklären die Meinungsforscher mit dem Ende der Pandemie, da während Corona das Interesse an Wissenschaft und Forschung enorm hoch war.
- 60 Prozent erachten es als wichtig, dass über Wissenschaft und Forschung informiert wird (2023 lag der Wert bei 62 Prozent)
- 80 Prozent befürworten, dass Wissenschafter mehr in der Öffentlichkeit über ihre Arbeit sprechen - auch Wissenschaftsskeptiker wollen informiert werden (74 Prozent)
Ablehnend gegenüber stehen die Befragten Österreicherinnen und Österreicher der Künstlichen Intelligenz (KI).
- 10 Prozent bewerten KI als "sehr positiv"
- 32 Prozent sehen die Entwicklungen der KI als "eher" oder "sehr" negativ
Für 47 Prozent ändert sich das Leben ob des technischen Fortschritts zudem zu schnell. Während der Pandemie seien "die Konsequenzen des eigenen Verhaltens ganz unmittelbar erkennbar und daher das Interesse an wissenschaftlich fundierten Handlungsempfehlungen besonders hoch" gewesen, wird Andrea Fronaschütz vom Österreichischen Gallup-Institut zitiert.
"Beim Klimawandel hingegen wird die Wirkung des eigenen Beitrags als weniger unmittelbar erlebt, das Thema hat für Laien unüberschaubar viele Zusammenhänge und Einflussfaktoren. Ein Beitrag der Wissenschaft könnte sein, persönlich umsetzbare Aspekte greifbar zu machen.“
Laut Faßmann habe die ÖAW bereits Initiativen gestartet, "wie die Videoreihe FÄKT, die sich speziell an Jugendliche und Schulen richtet. Sie bringt neueste Forschung aus ganz Österreich abgestimmt auf die Lehrpläne in die sozialen Medien, zum Beispiel auch zu den Themen KI und Klimawandel.“
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