"Wir sind der Plan A": FPÖ schießt sich bei Neujahrstreffen auf Kern und Kurz ein

Strache und Hofer übten sich in Salzburg in demonstrativer Eintracht
Strache wirft Kanzler Kern "Selbstüberschätzung" vor, Außenminister Kurz sei nur eine "billige Kopie".

Schuhplattler, jede Menge Tracht, Österreich-Fahnen so weit das Auge reicht, zum Abschluss die Bundeshymne: In gewohnter Manier inszenierten die Freiheitlichen ihr Neujahrstreffen am Samstag in der Salzburg Arena.

Laut FPÖ folgten rund 4000 Anhänger trotz Schneechaos der Einladung. Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache nutzte die große Bühne, um sich einmal mehr auf die Regierung einzuschießen.

Strache nimmt vor allem Kanzler Christian Kern (SPÖ) ins Visier. Er attestiert Kern mit seinem Reformprogramm "Plan A" eine "maßlose Selbstüberschätzung". "Wir Freiheitlichen sind der Plan A in der Umsetzung", meinte Strache unter dem Jubel seiner Anhänger. Gleich zu Beginn seiner Rede forderte er einen Mindestlohn von 1300 Euro – Leistung müsse sich wieder lohnen. Kerns angedachter Änderung des Wahlrechts, wonach der Sieger automatisch den Kanzler stellen solle, erteilte Strache eine klare Absage.

Auch der Koalitionspartner ÖVP bekam sein Fett ab. Vizekanzler Mitterlehner sei bereits Geschichte, nur er wisse es noch nicht, meinte Strache. Und der als Mitterlehners Nachfolger gehandelte Außenminister Sebastian Kurz falle vor allem dadurch auf, ständig FPÖ-Ideen zu kopieren, sagte Strache unter Verweis auf das von Kurz geforderte Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst. "Wir Freiheitlichen sind das Original, während der Kurz eine billige Kopie ist."

Kein gutes Haar ließ der FPÖ-Chef an der von den Schwarzen geforderten Halbierung der Obergrenze von 37.000 auf 17.500 Asylanträge im Jahr. "Wir brauchen keine Obergrenze, auch keine Halbierung. Wir brauchen eine Null-Zuwanderung, eigentlich sogar eine Minus-Zuwanderung. Die ganzen Illegalen und Kriminellen gehören außer Landes geschafft", polterte der Chef der Blauen.

Hofer als Unterstützer

Neben Islam- und EU-Kritik war auch die verlorene Hofburgwahl omnipräsent. Im Vorfeld hatte das Veranstaltungsplakat für Wirbel gesorgt. Darauf war nämlich der unterlegene Präsidentschafts-Kandidat Norbert Hofer und nicht Strache als Hauptredner angeführt. Spekulationen über den Parteivorsitz waren die Folge. In Salzburg übten sich Strache und Hofer, den die FPÖ-Anhänger mindestens genauso laut beklatschten wie den Parteichef, zumindest auf der Bühne in demonstrativer Eintracht. "Danke, dass du mich auf meinem Weg zum Bundeskanzler unterstützen wirst", untermauerte Strache in seiner Ansprache in Richtung Hofer seinen Führungsanspruch.

Die Basis scheint jedenfalls hinter ihrem Parteichef zu stehen. Der pensionierte Werksarbeiter Josef Sandriesser aus Obdach im steirischen Murtal, laut eigenen Angaben seit 42 Jahren FPÖ-Mitglied und langjähriger Gemeinderat, sieht parteiintern keine Zweifel an Straches Führung. "Die Frage stellt sich nicht. Das wär ein Blödsinn", meinte Sandriesser.

Derselben Meinung ist auch das Ehepaar Alois und Eva Kainz, die mit dem Bus aus Allentsteig (NÖ) angereist waren. Höchstens die Medien hätten von außen versucht, einen Keil in die Partei zu treiben, mutmaßt Alois Kainz.

Salzburgs FPÖ-Obfrau Marlene Svazek wärmte sich in ihrer Rede schon einmal für den Landtags-Wahlkampf auf. "Wir sind sicher nicht der politische Kuschelbär der ÖVP", sagte sie in Richtung von Landeshauptmann Wilfried Haslauer.

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