Wikipedias Urahnen - zwischen Glauben und Wissen

In der Forschungseinrichtung CERN wurden die Grundlagen des WWW gelegt
Was weiß denn ich? Warum die Wissenschaft mehr Fragen als Antworten hat und wir im Zeitalter des Wissens so viel glauben.

„Ich weiß, dass ich nichts weiß“, wusste schon Sokrates, und, soviel zumindest wissen auch wir: Viel besser ist es in den vergangenen 2400 Jahren nicht geworden. Auch im Jahr 2019 müssen wir mehr glauben, als wir wissen können. Nehmen wir etwa die Astrophysik: Kopernikus und sein Planetensystem, das konnte man ja noch ganz gut nachvollziehen. Konzentrische Kreise, darüber der Fixsternhimmel.

Und heute? Beschreibt die sogenannte Stringtheorie ein Universum mit elf Dimensionen. Abgesehen davon, dass sich nur wenige etwas darunter vorstellen können, ist diese Annahme schwer überprüfbar. Wir müssen sie glauben.

Wir leben also, so beschreibt es der Kulturforscher Thomas Macho, in einer Glaubensgesellschaft. Schon wieder. Das hatten wir schon, denn bis zur Aufklärung, als die Vernunft die Ideologie als universelle Urteilsinstanz ablöste und die Wissensgesellschaft ausrief, lebten wir ebenfalls in einer Glaubensgesellschaft. Damals wurde sie von den kirchlichen Institutionen mit großen Versprechungen und Drohungen aufrechterhalten – hier das Himmelreich, da die ewige Verdammnis in der Hölle. Zwar gab es auch in dieser finsteren Zeit immer wieder Querschüsse im Zeichen der Naturwissenschaft: Etwa, als Kopernikus Mitte des 16. Jahrhunderts darauf hinwies, dass die Erde doch keine Scheibe und nur ein Planet von vielen ist. Das tat ihm bekanntlich nicht gut. In einem der spektakulärsten Kirchenprozesse der Geschichte setzte die katholische Kirche sein Buch auf den Index verbotener Schriften und verfolgte alle Gelehrten, die sich damit identifizierten.

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