Strache ruft Oktober-"Revolution" aus
Die FPÖ hat am Montagvormittag ihr erstes Plakat für die Wien-Wahl präsentiert. Wenig überraschend positioniert sich Parteichef Heinz-Christian Strache als nächster Häupl - und damit als nächster Bürgermeister Wiens. Was die versammelte Presse dann doch überrraschte, war der Slogan: "Oktober 'Revolution'". Es gehe um eine Machtübernahme, aber eine "völlig demokratische", so Strache am Montag. Man müsse Wien "aus den Fängen einer abgehobenen selbstgerechten Polit-Aristokratie befreien". Auf Twitter wird das Sujet bereits heftig diskutiert, auch aufgrund der historischen Bedeutung (siehe weiter unten).
Mit "Oktoberrevolution" wird die gewaltsame Machtübernahme 1917 durch die russischen kommunistischen Bolschewiki bezeichnet. Auf diesen Bürgerkrieg folgte ein neuer Staat, der sich selbst als "Diktatur des Proletariats" verstand. Die Zahlen zu den Toten schwanken, man geht aber von mehreren Millionen aus, die in Folge der Kämpfe und der Hungersnot starben.
"Vollkommen verfehlt"
Als "absolut absurd" und "vollkommen verfehlt" bezeichnet der Historiker Peter Ruggenthaler den neuen FPÖ-Slogan. "Mit diesem Wortspiel stellen die Freiheitlichen die Oktoberrevolution in in positives Licht. Sie war aber keine Revolution, sondern eine gewaltsame Machtergreifung der Bolschewiki, ein Putsch gegen die damalige demokratische Regierung Russlands", schildert der Sowjetunion-Experte am Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung die Ereignisse im Herbst 1917.
Reaktionen
SPÖ-Landesparteisektär Georg Niedermühlbichler bemerkt angesichts der neuen Plakate lediglich ironisch: "Ich schwöre, ich habe für diese Plakate nichts bezahlt.“ Grüner Klubobmann David Ellensohn wiederum zeigt sich von der Kampagne wenig überrascht: „Wir erwarten uns von FPÖ Plakaten nicht viel und wurden auch diesmal nicht enttäuscht“. Beate Meinl-Reisinger, Spitzenkandidatin der Wiener Neos, fragt sich, welche Revolution Strache bringen möchte. Denn: "Er ist nicht gegen das System, sondern Teil davon. Filz und strukturelle Korruption bleiben hinter der Pappfassade bestehen."
Und Manfred Juraczka, Parteichef der Wiener ÖVP fasst die neuen Plakatkampagnen wie folgt zusammen: "Die SPÖ plakatiert all ihre Versäumnisse und Fehler, Strache plakatiert sich als Nachfolger Wladimir Iljitsch Lenins und kämpft für die "Diktatur des Proletariats. Kinder, mir gruselt."
Keine klare Linie
Und die FPÖ selbst scheint keine klare Linie zu sozialistischer Symbolik zu haben. Erst vor ein paar Tagen äußerte sich FP-Sprecher Martin Glier zum Künstler-Protest bei den Salzburger Festspielen:
Eine Auswahl der Twitter-Reaktionen:
Hauptsache, es klingt markig und man redet darüber. Also ruft FPÖ-Chef Strache die "Oktober-Revolution" aus. Ein absurder Slogan. Die Message dahinter lautet, Bürgermeister Michael Häupl muss weg. Grün auch.
Strache hat damit zum Auftakt seines Wien-Wahlkampfes eine Chance vertan. Nämlich zu erklären, wie er die Zukunft in einer blau regierten Stadt sieht. Wie schafft er Jobs? Was macht er gegen die Wirtschaftsflaute? Will er in Wien wie einst Jörg Haider in Kärnten regieren?
Viele Fragen. Der FPÖ-Chef bleibt vage und in der Rolle des aalglatten Oppositionellen. In normalen Zeiten reicht so etwas niemals für das Bürgermeisteramt.
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