Roter Fahrplan, schwarze Personalnöte
Nach der Festlegung auf die Verhandlungen mit den Grünen, geht es für Bürgermeister Michael Häupl nun daran, einen Fahrplan für die Verhandlungen zu erstellen. Am Donnerstag sollen sich daher die Delegationen von Rot und Grün für ein erstes Koordinierungsgespräch treffen. Verhandelt soll aber erst ab kommender Woche werden.
Unterdessen gehen nach der historischen Wahlschlappe die Aufräumarbeiten in der Wiener ÖVP weiter. Am Donnerstag kürt der Parteivorstand einen neuen Landesgeschäftsführer. Aller Voraussicht nach wird es der Unternehmensberater Markus Wölbitsch sein, der Alfred Hoch beerben wird. Noch offen ist, wer neuer Klubchef wird. Das Dilemma der ÖVP: Innerhalb des auf sieben Köpfe zusammengeschrumpften Klubs ist die Auswahl an geeigneten Kandidaten überschaubar. Die konservativ-katholische Mandatarin Gudrun Kugler und die Seniorenbund-Chefin Ingrid Korosec kommen erst gar nicht infrage, den Erneuerungsprozess auf Klubebene anzuführen. Routinier Wolfgang Ulm müsste sich wiederum von seiner Anwaltskanzlei trennen. Und den erst zurückgetreten bisherigen Parteichef Manfred Juraczka auf diesem Posten zu installieren, hätte nach außen hin eine genauso schlechte Optik wie ein Festhalten am bisherigen Klubchef Fritz Aichinger. Die besten Karten hat noch die Neo-Mandatarin Elisabeth Olischar. Sie arbeitet in der selben Firma wie Wölbitsch. Doch selbst unter Funktionären wird der erst 27-Jährigen die Erfahrung für diesen Job abgesprochen. Ähnliches gelte auch für die Listenvierte Sabine Schwarz. Die Entscheidung fällt aber erst in der Klubvollversammlung, kurz vor der ersten Sitzung des neuen Gemeinderats.
Der neue Parteichef Gernot Blümel werde aber auch nicht umhinkommen, auf Bezirksebene aufzuräumen, heißt es aus Parteikreisen. "Die ÖVP-Ergebnisse bei den Bezirksvertretungswahlen waren desaströs. Ausnahmen waren nur die Josefstadt und Hietzing. Die dortigen Spitzenkandidatinnen hätten aber einen von der ÖVP sehr unabhängigen Personenwahlkampf geführt.
Bei den Bezirksvertretungswahlen in der Leopoldstadt gibt es nun ein endgültiges Wahlergebnis. Die FPÖ hatte Einspruch erhoben, weil laut Landtagsabgeordnetem Dietbert Kowarik 82 Wahlkarten verschwunden seien. Die Grünen lagen mit nur 25 Stimmen Vorsprung auf die FPÖ auf Platz zwei hinter den Roten. Die Nachzählung am Mittwoch ergab aber keine große Veränderung. Grün blieb vor Blau, allerdings nur noch mit 21 Stimmen.
Ein Sprecher der für Wahlen zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) betonte, dass bei weiteren Zweifeln am Ergebnis der Weg zum Verfassungsgerichtshof bleibt. Genau diesen will die FPÖ nun beschreiten. "In der Stadtwahlbehörde haben sich drastische Fehler bei der Auszählung herausgestellt", sagt der designierte Wiener FPÖ-Klubchef Dominik Nepp.
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