Häupl: "Ich werde meine Haltung nicht aufgeben"
Michael Häupl ist das rote Bollwerk gegen die FPÖ – manche sagen, er sei das letzte Bollwerk. Dennoch sagt Häupl am Freitag: "Es ist bei Weitem nicht der ganze Wahlkampf, gegen die FPÖ zu argumentieren. Aber wir wollen das Unheil von dieser Stadt abhalten." Dabei droht der Wiener SPÖ selbst Unheil. Am 11. Oktober wird gewählt, in den wöchentlichen Umfragen legt die FPÖ stetig zu, während die Prozente der Roten dahinschmelzen.
Bei der Eröffnung der neuen Wahlkampfzentrale der SPÖ in der Löwelstraße drängen sich die Kamerateams bei tropischen Temperaturen im engen Eingangsbereich. Als wäre es nicht heiß genug, werden Chili-Flocken in Plastiksackerln verteilt. "Scharf auf Wien" steht darauf – und scharf sind dann auch Häupls Worte.
Es müsse gesagt werden, "wie verlogen der Schmäh der Blauen ist, sich eine soziale Heimatpartei zu nennen". Denn die FPÖ habe gegen alle Maßnahmen der Grundsicherung gestimmt, kritisiert Häupl: "Die FPÖ betreibt eine inhumane, hetzerische Politik, und die gehört nicht nach Wien." Die Stadt habe dagegen ganz andere Aufgaben.
Humbug
"Wien wächst, und das ist ein gutes Zeichen. Zwei Drittel der Zuwanderer kommen aus Österreich", sagt Häupl. Es sei der nächste Humbug der Blauen, dass nur noch Ausländer kommen würden.
Das rote Wahlprogramm ist ganz auf die wachsende Stadt ausgerichtet, allen voran das Wohnthema. 62 Prozent aller Wiener wohnen in geförderten Wohnungen. "Diesen Prozentsatz wollen wir halten", sagt Häupl. Daher baue man neue Gemeindewohnungen. Dazu kommt ein Kindergartenplatz für jedes Kind und das Beibehalten der 365-Euro-Jahreskarte.
Die Asylfrage will Häupl tunlichst nicht zum Wahlkampfthema machen: "Denn in Wien gibt es keine Probleme." Die Unterbringung passiere in aller Ruhe und Humanität. Im Gegensatz zu dem "Wahnsinn" in Traiskirchen.
Von dem geplanten Durchgriffsrecht des Bundes bei der Quartierbeschaffung für Flüchtlinge hält Häupl dagegen nichts. Das müsse man in Kommunikation mit Gemeinden machen. In der Steiermark habe es ja auch funktioniert. Einen Einsatz des Bundesheeres kann sich Häupl vorstellen, allerdings nur als Hilfe beim Transport oder der Verpflegung. Grenzkontrollen durch das Bundesheer lehnt Häupl ab, ebenso wie eine Volksbefragung, wie sie Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SP) gefordert hat. "Niessl soll sich nicht von der FPÖ anstecken lassen. " Denn das habe noch nie funktioniert: "Manche SPÖler sollen daher nicht Mimikry machen, sondern SPÖler sein." Dazu gehöre, dass man Menschen in Not helfe. "Vielleicht wird mich der eine oder andere deswegen nicht wählen", sagt Häupl. "Ich werde meine Haltung aber deswegen nicht aufgeben."
Wahlkampfzentrale
Damit möglichst viele Leute rot wählen, hat die SPÖ eine moderne Wahlkampfzentrale aufgebaut. Neben der Kommunikation sitzen hier auch die Social Media und die Werbung. "Eine Zentrale ist aufgrund der kürzeren Wege und der schnelleren Kommunikation sinnvoll", erklärt Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler.
In der Löwelstraße sitzt auch Häupls Sohn Bernhard, Jugendkoordinator der Roten. Er wird im Wahlkampf viel unterwegs sein, plant mit seinem Team Veranstaltungen und Straßenaktionen. "Auch in den Discos werden wir präsent sein", sagt Bernhard Häupl. Man werde schließlich nicht anderen das Feld überlassen. Wen er damit meint, muss er in der roten Wahlkampfzentrale nicht extra aussprechen.
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