„Big Brother in und außerhalb Europas stürzten den österreichischen Kanzler, in dem die „russische Karte“ gespielt wurde“ (weil er Russland-freundlich ist), ein weiterer TV-Bericht;
Sogar Jörg Haiders Tod bei einem Autounfall 2008 wird nun wieder von russischen Medien thematisiert: „Europäische Deep State-Kräfte ermordeten den Pionier der österreichischen Rechten (Haider) und stellten Strache eine Falle“. (Zur Erklärung: „Deep state“ meint einen „Staat im Staat“, der nur im eigenen Interesse agiert.)
Fake Profile
Auch in Österreich wurden gezielt Fake News platziert. Die EU-Kommission berichtet etwa von einem von Russland gefälschten Konto eines „Werner Holt aus Steinfeld“ auf der Webseite meinbezirk.at. Über dieses wurde eine Falschmeldung verbreitet, wonach die extreme Rechte deshalb geschwächt werden sollte, weil diese versuche, die nationalen Interessen zu verteidigen.
Oder eine andere Meldung, die über ein von Russland gefälschtes Konto eines „Tom Tay aus Braunau“ auf einer deutschen Diskussionsplattform platziert wurde. Demnach habe die USA in Venezuela unentdeckt Gift versprüht, um so einen Einmarsch durch US-Militärs rechtfertigen zu können.
Eine Sammlung dieser Meldungen auf den Seiten der "Stratcom East" finden Sie hier.
Aber warum macht Russland, das seit bald zwanzig Jahren von Präsident Wladimir Putin autoritär geführt wird, das eigentlich?
Der KURIER fragte den Russland-Experten der Uni Innsbruck, Gerhard Mangott: „Wie alle Staaten erhofft man sich einen politischen Vorteil. Entweder zugunsten des eigenen Staates, oder um den anderen Staat zu diskreditieren, um dort Instabilitäten zu schaffen oder öffentliche Konflikte zu schüren.“ Mangott erklärt, dass diese Art von Einmischung in die inneren Angelegenheiten fremder Staaten schon lange praktiziert wird – und auch nicht nur von Moskau.
Nur sei es heute durch die neue Technologien und den einfachen Zugang zu den Sozialen Medien eben einfach wie nie.
Fake News würden auch keine neuen Konflikte erfinden, sondern nur bestehende aufgreifen und befeuern. „Das gelingt vor allem dann, wenn die nationalen Medien bei einem Teil der Bevölkerung keine Glaubwürdigkeit haben, weil angeblich tendenziös berichtet werde.“
Zweifel streuen
Dass in Österreich besonders die FPÖ genau das tut, indem sie etablierte Medien als „Lügenpresse“ diffamiert, überrascht Mangott nicht: „Egal ob die FPÖ, in Frankreich Marine Le Pen oder in den Niederlanden Geert Wilders den Boden für solche Zweifel an den etablierten Institutionen aufbereiten – das nutzen die Beeinflusser natürlich. Weil es von Vorteil ist, wenn die Legitimität von Institutionen, egal ob Regierung, Parlament oder Medien, in Zweifel gezogen wird.“
Mangott beruhigt aber mit Blick auf die kommende Nationalratswahl: Österreich sei kein prioritäres Ziel für Russland, weil wir grundsätzlich Russland-freundlich seien. „Und was niemand beantworten konnte: Welchen Effekt haben diese Beeinflussungen tatsächlich, welchen Schaden richten sie an?“
Positiv sei, dass Bürger, aber auch Plattformen wie Facebook viel sensibler bei Berichten seien, die nicht nur unglaublich wirken – sondern es letztlich auch sind.
Kommentare