Wie die Stasi-Verhörzimmer in der DDR wirklich ausgesehen haben

Wie die Stasi-Verhörzimmer in der DDR wirklich ausgesehen haben
Herbert Kickl attestierte im ORF-Sommergespräch dem Interviewzimmer den "Charme eines Stasi-Verhörzimmers". Anlass zu einer kleinen Rückblende.

Die Stasi war das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR - deren Geheimpolizei und Nachrichtendienst. Wie kaum etwas anderes gilt die Stasi bis heute als Symbol für das Regime der kommunistischen SED, der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands.

Gegründet wurde sie 1950 nach sowjetischem Vorbild. Zuletzt hatte die Stasi gut 90.000 offizielle Mitarbeiter. Wichtiger noch aber waren die - je nach Schätzung - bis zu knapp 200.000 inoffiziellen Mitarbeiter: Das Kürzel IM steht für das perfekt organisierte, flächendeckende repressive Spitzelsystem der DDR.

➤ Mehr lesen Sie hier: "Das schneiden’s jetzt aber ned ausse" - Der "herbe Charme" des Herbert Kickl im TV-Tagebuch

Im offiziellen deutschen Stasi-Unterlagenarchiv heißt es: "Die IM waren das wichtigste Repressionsinstrument in der DDR." Und: "Die Motive zur Kooperation mit dem MfS waren überwiegend ideeller, seltener materieller Natur, noch seltener war Erpressung der Grund. Die Kooperation währte durchschnittlich sechs bis zehn Jahre oder länger. Augenfällig ist, dass darunter nicht wenige soziale Aufsteiger waren."

Die Stasi-Zentrale befand sich im damaligen Berliner Bezirk Hohenschönhausen, mittlerweile ein Teil von Berlin-Lichtenberg. Heute ist dort die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, die an die Gräuel der Diktatur erinnert. Neben Hohenschönhausen gab es 16 weitere Untersuchungshaftanstalten (siehe z. B. Foto), in denen "feindlich-negative Personen" festgehalten wurden.

Verhörraum der Stasi im ehemaligen Dresdner Gefängnis

Verhörraum der Stasi im ehemaligen Dresdner Gefängnis

Allein in Hohenschönhausen waren zwischen 1951 und 1989 22.000 Personen inhaftiert. Isolation, Schlafentzug, Drohungen und Demütigungen zählten zu den Methoden, mit denen man die Menschen dort und in anderen Anstalten unter Druck setzte. In insgesamt 120 Verhörzimmern, die vergleichsweise "gemütlich" waren, versuchte man die mutmaßlichen Regimegegner zum Reden zu bringen.

Mehr "Charme"

Man wird jedenfalls nicht umhinkönnen, dem - gewiss kargen, spartanischen - Sprechzimmer, welches als Austragungsort der diesjährigen ORF-Sommergespräche dient, deutlich mehr "Charme" zuzusprechen als einem Stasi-Verhörzimmer.

Unbestritten ist, dass "Stasi-Methoden" und ähnliche Begriffe für hocheffizient organisierte brutale Repression, lückenlose Überwachung und Menschenverachtung im Zeichen eines "neuen Menschen" stehen.

Was Herbert Kickl über das Sprechzimmer genau gesagt hat, sehen Sie im Video.

Interview-Ort wirkt auf Kickl wie "Stasi-Verhörzimmer"

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