Wie die Impfpflicht die Ärzteschaft polarisiert
Die Ärzteschaft wählt. Ab Dienstag, den 22. Februar werden nacheinander die neun Landesärztekammerpräsidenten neu gewählt. Diese wählen dann am 24. Juni den Bundesvorsitzenden. Soweit so üblich.Doch Corona hat auch dem Ärztekammer-Wahlkampf eine besondere Note verliehen.
So änderten mitten im Wahlkampf einige Funktionäre plötzlich ihre Meinung zur Impfpflicht. Darunter Rudolf Schmitzberger, Leiter des Impfreferats der Österreichischen Ärztekammer(ÖÄK). Er hatte die Impfpflicht im November noch freudig begrüßt. Die Skeptiker in der Ärzteschaft haben damit Öl in die Impfpflicht-Debatte gegossen.
Bei der Ärztekammerwahl sind 48.000 praktizierende Ärzte wahlberechtigt. Der Kandidat, der die meisten Stimmen hinter sich versammelt, ist aber nicht zwingend Landeskammernpräsident.
Das zeigt ein Beispiel aus der Vergangenheit: Der SPÖ-nahe Wiener AKH-Labormediziner Thomas Szekeres unterliegt 2017 dem Urologen Johannes Steinhart und seiner als ÖVP-nahe geltenden „Vereinigung“.
Die Wahl zum Landespräsidenten folgt Regeln ähnlich einer Regierungsbildung: Szekeres gewinnt weitere Fraktionen als Koalitionspartner und wird Wiener Ärztekammerpräsident. In der Folge schafft er die Wahl zum bundesweiten ÖÄK-Präsidenten.
Umkämpftes Wien
Zurück zum laufenden Wahlkampf. Fakt ist, dass sich die Impfpflicht laut dem Politologen Peter Filzmaier gut für den Wahlkampf eignet. Denn sie polarisiert – auch innerhalb der Ärztegemeinschaft.
Tatsächlich wird auch die Impfgegner-Partei MFG, unter dem virus- und impfskeptischen Gynäkologen Christian Fiala mit einer Liste bei der Wiener Ärztekammerwahl antreten.
Und die Impfpflicht spielt auch beim Match um den Spitzenposten eine gewisse Rolle: In Wien treten Titelverteidiger Thomas Szekeres und sein stärkster Konkurrent Johannes Steinhart wieder an. Szerekes ist für die Impfpflicht.
Rudolf Schmitzberger, der plötzliche Zweifler, kandidiert auf der Liste Steinhart. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Szekeres und Steinhart um Wien ist auch dieses Mal wieder zu erwarten. Und der neue Wiener Ärztepräsident wird höchstwahrscheinlich auch wieder Bundes-Ärztechef.Diana Dauer
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