Wer verdient was? Gewerkschaft blockiert (noch) Bildungsreform

APA13713106 - 15072013 - WIEN - ÖSTERREICH: Lehrer-Chefverhandler Paul Kimberger (3.v.l.) und weitere Lehrervertreter am Montag, 15. Juli 2013, vor Beginn einer Verhandlungsrunde zum Lehrerdienstrecht in Wien. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Bevor nicht klar ist, wer künftig was verdient, wird es keine Einigung mit Sozialpartnern geben.

Eigentlich wollte die Regierung am Dienstag die ersten beiden Teile der BildungsreformSchulautonomie und Bildungsdirektionen – öffentlich zelebrieren. Doch die Gewerkschaft der Lehrer machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Denn noch ist nicht geklärt, wer für welche Arbeit was verdienen soll.

Da sich die Regierung verpflichtet hatte, die Reform von einer sozialpartnerschaftlichen Einigung – und damit vom Ja der Gewerkschaft – abhängig zu machen, konnten diese die Präsentation erneut verschieben. "Es gibt eine sozialpartnerschaftliche Einigung nur, wenn das Gesamtpaket steht", sagt Gewerkschafter Paul Kimberger auf KURIER-Nachfrage.

Worum geht es? Künftig wird es neue Posten (Schul-Clusterleiter, Bereichsleiter) geben, für die noch keine Zulagenhöhen ausverhandelt sind. Auf der anderen Seite wird es Direktoren geben, deren Schulen in der Folge in einen Schulverband (Cluster) aufgehen. Sie verlieren damit die Direktorenzulagen, weil sie nur mehr "Bereichsleiter" am Standort seien, so der Reformplan.

Derzeit bekommen Direktoren Zulagen zwischen 260 und 930 Euro – abhängig davon, wie viele Klassen eine Schule hat, und wie viele Jahre sie schon den Job des Schulleiters machen. Ab 21 Dienstjahren und mehr als 13 Klassen am Standort erhält man das Maximum.

Rechtlich fraglich

In Niederösterreich kann sich Landesschulratspräsident Johann Heuras nur schwer vorstellen, dass Direktoren unter Umständen nur mehr Bereichsleiter sein sollen: "Ich glaube nicht, dass das dienstrechtlich so einfach geht. Auch menschlich halte ich das für problematisch." Abgesehen davon, dass die Schulleiter dann plötzlich auf die Zulage verzichten müssen.

Keine Freude mit der Reform haben auch Wiener Lehrer. Hier, wo jeder zweite Schüler Migrationshintergrund hat, sind die Herausforderungen an die Schule besonders groß, wie Lehrergewerkschafter Stephan Maresch weiß: "Wenn es jetzt die Möglichkeit gibt, die Klassenschülerhöchstzahlen wieder aufzuheben, ist das gefährlich. Weil wir schon jetzt einen Mangel an Schulraum und Pädagogen haben, sind die Verantwortlichen leicht versucht, noch mehr Kinder in eine Klasse zu stecken. Da die Schüler jetzt schon so heterogen sind, ist jedes weitere Kind eine Herausforderung."

Maresch sieht auch die Cluster kritisch: "Unser Schulen sind sehr groß –mehrere gemeinsam zu verwalten, ist eine Herausforderung. Da geht es um ganz banale Fragen, z. B. wie Informationen an die Schule kommen. Ist ein Kind krank, gibt er dem Clusterleiter Bescheid, der nicht vor Ort ist." Auch pädagogisch sei das wenig durchdacht: "Eine Hauptaufgabe des Direktors ist die Kommunikation. Bei Elternbeschwerden, Streitigkeiten oder Mobbing ist er die erste Anlaufstelle am Standort."

Auch sei fraglich, ob Brennpunktschulen tatsächlich ausreichend Pädagogen finden werden. "Ab 2018/’19 steuern wir einem massiven Lehrermangel entgegen. Herausfordernde Standorte werden sich schwer tun, geeignetes Personal anzuwerben."

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