Ende 2021 gab es eine (in der ganzen EU durchgeführte) Eurobarometerstudie. Österreich wies bei dieser mitten in der Corona-Pandemie durchgeführten Umfrage beim Interesse an Wissenschaft und Technologie, beim Wissen über Wissenschaft, bei der Wertschätzung von Wissenschaft oder beim Vertrauen in sie im EU-Vergleich einigermaßen katastrophale Werte auf.
Schon damals wurde auch Kritik an der Eurobarometerstudie laut – etwa wegen des kleines Samples (wenige Interviews).
Neue Umfrage
Das war der Grund, warum die Akademie der Wissenschaften sich dem Thema widmete und Umfragen mit großen Samples (1.500 Personen wurden befragt) in Auftrag gab.
Und es zeigt sich: Neben dem Aufwind in der Vertrauensfrage wächst auch das Ansehen, das die Wissenschaft in der Bevölkerung genießt. Alle in der Umfrage genannten positiven Eigenschaften wie „kompetent“, „qualifiziert“ oder „erfahren“ und „verantwortungsvoll“ legten im Vergleich zu 2022 zu. Zudem sagen 77 Prozent (plus 7), dass Wissenschaft und Forschung unser Leben verbessern, 80 Prozent (plus 4) unterstützen die staatliche Förderung von Wissenschaft und Forschung und 91 Prozent haben positive oder zumindest neutrale Assoziationen, wenn sie die Begriffe Wissenschaft und Forschung hören.
ÖAW-Präsident Heinz Faßmann sagt über die Entwicklung: „Die Verleihung von zwei Nobelpreisen an österreichische Forscher (Prof. Zeilinger 2022 und Prof. Krausz 2023, jeweils für Physik; Anm.) wird dazu ebenso beigetragen haben wie die Rücknahme aller Corona-Maßnahmen. Immer mehr Wissenschaftler:innen erkennen aber auch, dass sie sich und ihre Arbeit einer breiten Öffentlichkeit erklären müssen. Viele tun das mit Freude und Leidenschaft.“ Bei einem Viertel der Bevölkerung müssten die Akademie und die Forscher noch „Überzeugungsarbeit“ leisten, darauf wolle man sich künftig noch stärker fokussieren.
Unzufrieden & skeptisch
Eine Spezialauswertung des Wissenschaftsbarometers untersuchte die „systemisch Unzufriedenen“, die eine grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber der Gesellschaft haben und auch vom eigenen Leben enttäuscht sind. Diese Gruppe – es handelt sich übrigens nur um etwa 16 Prozent der Bevölkerung, mehrheitlich Frauen – interessiert sich mit einer Zustimmung von 50 Prozent deutlich weniger für Wissenschaft und Forschung als Zufriedene (71 Prozent). Diese 16 Prozent der Bevölkerung sind es auch, die nur zu 12 Prozent eine grundsätzliche „gesellschaftliche Fairness“ sehen, die nur zu fünf Prozent den Medien wie auch der Covid-Impfung vertrauen. Bei der deutlichen größeren Vergleichsgruppe der Zufriedenen (35 Prozent der Bevölkerung) sind diese Werte deutlich über 75 Prozent.
Zufriedene vertrauen der Wissenschaft zu 93 Prozent, Unzufriedene nur zu 41 Prozent. Aber: Auch Unzufriedene erwarten zu 78 Prozent, dass sie von Wissenschaftern über ihre Arbeit informiert werden, der Kontakt zu Wissenschaft und Forschung ist also noch nicht abgerissen.
Spannend auch die Auswertung über das Vertrauen in den einzelnen Disziplinen. Je unumstrittener das Fach – etwa Mathematik, Physik oder Chemie – desto größer das Vertrauen. Je mehr öffentliche Debatte es in einer Disziplin gibt – Klimaforschung, Wirtschaftswissenschaften, Künstliche Intelligenz – umso geringer das Vertrauen.
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