Watschn, Klimawandel: Aufregung um Taschner-Kolumnen

Kurz präsentiert Taschner
Der 64-jährige Rudolf Taschner soll Wissenschaftssprecher der ÖVP werden.

(*Update: Statements zur "Gsunden Watschen" und von Rudolf Taschner*)
Ganz im Sinne der Salami-Taktik des Team Kurz – Neuigkeiten gibt es alle paar Tage als Häppchen – präsentierte der ÖVP-Bundesparteiobmann am Dienstag den Mathematiker Rudolf Taschner als Kandidaten für Platz 7 der Bundesliste. Er soll neuer Sprecher für Bildung und Wissenschaft werden. Der aktuelle Wissenschaftssprecher, Ex-Minister Karlheinz Töchterle, lobte Kurz’ Entscheidung bereits in einer Aussendung.

Damit füllt sich die ÖVP-Bundesliste langsam: Präsentiert wurden bereits Ex-Leichtathletin Kira Grünberg (Platz 10), Opernball-Lady Maria Großbauer (Platz 6), Ex-Grün-Politiker Efgani Dönmez (Platz 5), und natürlich Kurz auf Platz 1.

Taschner als Experte und Kenner des Bildungssystems

Mit dem 64-jährigen Taschner holt Kurz eine prominente Stimme in sein Team. Der ehemalige Mathematiklehrer der Elite-Schule Theresianum hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, das Angst-Fach Mathematik einer breiten Öffentlichkeit, vor allem jungen Menschen, schmackhaft zu machen.

Kurz bezeichnete Taschner als Experten und Kenner des Bildungssystems, der sich vor allem mit dem lebenslangen Lernen auseinandersetze. Er wisse, was in der Bildung gut läuft und was verändert werden sollte.

Taschner, der auch außerordentlicher Professor an der Technischen Universität ist, gründete das "math.space", wo Besuchern die Mathematik auch als kulturelle Errungenschaft präsentiert wird, und bereits Kinder sich spielerisch der Faszination Mathematik widmen können. Verdient gemacht hat er sich auch als Autor zahlreicher populärwissenschaftlicher Bücher, demnächst soll "Vom 1 x 1 zum Glück" erscheinen.

Vorzüge der "g’sunden Watschn"

Zudem schreibt er seit 2006 wöchentlich in der Presse eine Kolumne, in der er sich mal konziliant, mal provokant mit Gott und der Welt auseinandersetzt. Diese Kolumne hat die Tageszeitung nun stillgelegt.

Was er da alles geschrieben hat, wird seit seiner Präsentation in den sozialen Medien genau unter die Lupe genommen. Etwa jener Artikel anno 2012, in welchem er die Vorzüge der "g’sunden Watschn" hervorhob.

Oder aber jene Kolumne, in der er Zweifel am Klimawandel erhob ("Klimakatastrophe abgesagt – aber niemand will es wahrhaben"), und diesen ein "Scheinproblem" nannte.

Heftige Reaktionen

Entsprechend heftig die Reaktionen der politischen Mitstreiter: Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek befand, dass Kurz mit dem "deklarierten Klimawandel-Leugner Taschner (..) seine Klima-Ignoranz auf die Spitze" treibe. Die Molekularbiologin Renée Schroeder vom Team Peter Pilz meinte gegenüber dem KURIER: "Es gibt immer Leute, die das anzweifeln. Aber dass sich das Klima rasant durch die Industrialisierung ändert und die Welt erwärmt, kann man nicht leugnen, eben so wenig, dass das wohl vom Menschen gemacht ist."

Die ÖVP versuchte gleich zu kalmieren: Taschner leugne den von Menschen verursachten Klimawandel nicht, er habe nur in einem von vielen Artikeln über die Hysterie über CO2-Abgase mehr Sachlichkeit verlangt.

Über die Kolumne zur "gsunden Watschn" zeigte sich auch der Grüne Bildungssprecher Harald Walser irritiert. Er forderte eine Distanzierung Taschners von "Verharmlosung von physischer Gewalt an Kindern". "Wer die sogenannte 'gsunde Watschn' als 'Gewitter mit dem kurzen, reinigenden Schmerz' bezeichnet, hat massiven bildungspolitischen Erklärungsbedarf", stellte Walser per Aussendung fest.

Taschner selbst sagte im Standard zu den damaligen Aussagen: "Das ist selbstverständlich unmöglich. Das schreibe ich heute nicht mehr. Ich bin kein Journalist, ich bin jetzt auf der anderen Seite."

SPÖ-Chef Christian Kern merkte an, er kenne und schätze Taschner, gleichzeitig betonte er, es sei bekannt, dass Taschner zu den Neokonservativen des Landes zähle – und damit gut zur Liste Kurz passe.

Pressekoferenz des Sebastian Kurz zur Ankündigung von Rudolf Taschner

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