Krüger: "Bin mit meinem Schicksal versöhnt"

Michael Krüger ist mittlerweile froh, frühzeitig aus der schwarz-blauen "Wenderegierung" ausgeschieden zu sein.
Er war nur 25 Tage Justizminister der Wenderegierung. Was Krüger heute macht erzählt er im KURIER-Interview.

KURIER: Herr Krüger, wenn man Ihren Namen googelt, finden sich zu ihrer Polit-Karriere stets drei Begriffe: Kurzzeitminister, Jaguar als Dienstauto und Missen-Affäre. Schmerzt Sie diese Bilanz in den Medien?

Michael Krüger: Es stört mich, wenn meine politische Tätigkeit auf die 25 Tage als Minister reduziert wird. Tatsächlich war ich acht Jahre lang Abgeordneter im Parlament, davon viele Jahre als Vorsitzender in verschiedenen parlamentarischen Ausschüssen. Ich kann durchaus auf persönliche politische Verdienste zurückblicken. Das Kunstrückgabe-Gesetz von 1998 gäbe es nicht ohne meine Intervention in der FPÖ. Die ÖVP war damals nur dann bereit, dieses Gesetz mit der SPÖ zu beschließen, wenn auch die FPÖ zustimmt. Denn in der ÖVP bestand die Angst, dass die FPÖ dieses Gesetz populistisch ausnützen könnte, weil das Gesetz in der Bevölkerung nicht mehrheitsfähig war. Und wenn ich mit Missen in Verbindung gebracht werde, kann ich nur lachen, denn man soll mir nie mehr vorhalten als eine frivole Episode in meiner Studentenzeit.

Sie haben offiziell wegen eines Überlastungssyndroms den Ministerjob aufgegeben. War das die Wahrheit oder mussten Sie wegen des "Profil"-Interviews zurücktreten?

Das war die Wahrheit, das Profil-Interview war der Turbo für den Rücktritt. Durch die teilweise nächtelangen Koalitionsverhandlungen war ich schon bei meiner Angelobung angeschlagen. Ich habe die Ressorts Justiz, Wissenschaft und Kultur alleine für die FPÖ verhandelt, weil dort die Personaldecke sehr dünn war. Zusätzlich haben mir die Umstände der sogenannten "Wende" zugesetzt. Man konnte als Minister ohne Begleitschutz nicht einmal ein Restaurant besuchen. Wenn sich aber ein Rudi Anschober in Oberösterreich mit Applaus der Medien sechs Monate Auszeit wegen Burn-outs nehmen konnte, sehe ich, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Zwei Wochen nach meinem Rücktritt war ich wieder voll fit und wurde als Abgeordneter wieder angelobt.

War es schwer, danach wieder als Anwalt erfolgreich zu sein?

Ich hatte keinen Karriereknick, weil ich als Anwalt immer erfolgreich war. Viele meiner Klienten waren froh, dass ich nach meinem Rücktritt als einfacher Abgeordneter keinem Berufsverbot mehr unterlag und sie wieder vertreten konnte.

Jörg Haider war Ihr politischer Förderer. Wie denken Sie heute über ihn?

Sehr differenziert. Im persönlichen Umgang kann ich nur das Beste sagen. Er war neben Hans Achatz auch der Einzige, der sich nach meinem Rücktritt um mich in der Partei kümmerte. Sein Tod hat mich wirklich erschüttert. Rückblickend sehe ich sein politisches Wirken aus einer anderen Perspektive. Es hat sich viel Schatten über Haiders Gesamtwerk gelegt. Er hat zugelassen, dass in Kärnten ein Biotop entstanden ist, dessen Dimension alles schlägt, was er jemals ÖVP und SPÖ vorgeworfen hat, etwa in der Günstlingswirtschaft und im zweifelhaften Auffetten der Parteikassen mit Steuergeld.

Sie sind mittlerweile aus der FPÖ ausgetreten. Warum?

Nach der Spaltung zwischen BZÖ und FPÖ im Jahr 2005 fand in der FPÖ ein starker Rechtsruck statt. Nach dem Bruch sind jene Kräfte ans Ruder gekommen, die Jörg Haider weitgehend neutralisiert hatte, vornehmlich aus dem burschenschaftlichen Bereich, den ich aber keineswegs unter den Generalverdacht des Rechtsextremismus stelle. Aber ein Abgeordneter Martin Graf aus einer Burschenschaft, die Vorträge und Liederabende mit Neonazis und Antisemiten veranstaltet, hatte unter der Ägide Haiders nichts zu sagen. Nach der Spaltung wurde Graf eine bestimmende Kraft und sogar dritter Präsident des Nationalrates. Mit derartigen Leuten wollte ich nichts zu tun haben.

Sie sind auch Anwalt von Frank Stronach. Jetzt sind vier Abgeordnete zur ÖVP gegangen. Ist Geld das falsche Lockmittel für die Politik?

Geld ist für manche Menschen sehr motivierend, in die Politik zu gehen, vor allem wenn ihnen die Fähigkeit fehlt, außerhalb der Politik wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Das kann kontraproduktiv sein, wie man jetzt beim Abgang von Nachbaur und Ertlschweiger sieht. Genau diese Personen waren es, die neben ihrem Mandat im Umfeld von Frank Stronach am meisten abkassiert haben. Ein einfaches Gemüt wie Ertlschweiger, der für ein Provinzblatt Fußballspiele der Unterliga kommentierte, hätte nur einen Bruchteil dessen verdient, was er im Team Stronach abcashte. Langfristig ist es für das Team Stronach ein Glück, wenn sich Personen dieses charakterlichen Zuschnitts neuen Geldquellen zuwenden, denn man liebt den Verrat, aber nicht die Verräter. Die ÖVP wird mit ihnen nicht glücklich werden.

Würde Sie die Politik wieder reizen?

Das ist längst abgeschlossen. Je länger mein Rücktritt zurückliegt, desto glücklicher bin ich, mich damals aus dem Rennen genommen zu haben. Heute bin ich mit meinem politischen Schicksal versöhnt und froh, nicht lange dieser Regierung angehört zu haben. Es gibt ja auch kaum einen Minister, der nicht in eine strafrechtliche Verdachtslage geraten ist, wobei anzumerken ist, dass mittlerweile fast alle Verfahren eingestellt wurden. Nur Ernst Strasser wurde bis jetzt rechtskräftig verurteilt und das für ein Vergehen nach seiner Ministeramtszeit.

1994 zog Krüger in den Nationalrat ein. In der FPÖ fungierte er erst als Kultur- und Mediensprecher und wurde am 4. Februar 2000 als Justizminister angelobt. 25 Tage später erklärte er seinen Rücktritt. Vor seinem Rücktritt war er durch ein Interview im Profil in die Schlagzeilen geraten, in dem er sich mit dem damaligen ORF-Moderator Dieter Chmelar, einem Jugendfreund, erinnerte, wie sie sich Missen geteilt hätten. Krüger blieb bis 2002 Abgeordneter. Krüger zählt heute im Medienrecht zu den Top ten Anwälten im Land. Er vertritt etwa die Russ Media Gruppe, die Styria Media Group sowie Frank Stronach und Siegfried Wolf.

Kommentare