Was heute entschieden wird: "Schutzmaßnahmen" für Ungeimpfte

Irgendwie hat Bundeskanzler Sebastian Kurz am Montag beim ORF-Sommergespräch das Versprechen schon vorweggenommen: Für geimpfte Bürger soll es keinen Lockdown mehr geben.
Wenn, dann sollten vorerst nur Ungeimpfte benachteiligt werden – das Ganze heißt dann nicht „Lockdown“ sondern „Schutzmaßnahmen“. Nach einem Gespräch mit den Landeshauptleuten will die Bundesregierung heute, Mittwoch, die ganze „Toolbox“, also alle möglichen Maßnahmen, die am Tisch liegen, präsentieren.
Die Spielregeln dürften mittlerweile folgende sein:
- Rückkehr zur Maskenpflicht
Derzeit gilt etwa im Handel (außer in Wien) keine Maskenpflicht, in Öffis muss (nur) ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Je nach Situation in den Krankenhäusern ist die Maskenpflicht bis hin zur FFP2-Pflicht eine der zentralen Maßnahmen der Regierung.
- Fortgehen nur noch für Geimpfte
Was bei steigender Belastung der Spitalsinfrastruktur als sehr wahrscheinlich gilt, ist ein „Lockdown“ für Ungeimpfte für alle Arten von Indoor- bzw. Großveranstaltungen und in der Nachtgastronomie. Opernbesuch, Kleinkunstbühne oder Clubbing werden dann möglicherweise nur noch geimpften (und genesenen) Gästen erlaubt sein.
- Impfquote erhöhen
Die Bundesregierung ist unglücklich bis unzufrieden über den inzwischen ausnehmend schwachen Impffortschritt. Gemeinsam soll besser informiert und gegen Impfmythen vorgegangen werden.
- „Boostershot“: Regelung und Werbung für dritten Stich
Die Erfahrung zeigt, dass etwa acht Monate nach der Vollimmunisierung die Covid-Abwehr des Immunsystems schwächer wird und ein dritter Stich, ein „Boostershot“, notwendig werden dürfte. Die Regierung wartet dabei noch auf Vorgaben der EU-Seuchenkontrolle ECDC.
- Nicht die Zahl der Infektionen pro Woche ist maßgeblich, sondern die Lage in den Spitälern
Als Maßzahl für neue Corona-Regeln gilt vorrangig nicht die Inzidenz, sondern die Bettenbelegung der Spitäler. Ganz zur Nebensache wird die Inzidenz dennoch nicht, denn die Anzahl der Neuinfektionen war bisher ein wichtiger Hinweis, wie die Belastung der Spitäler steigt bzw. sinkt.
Warum die Zahl der Intensivpatienten wichtig wird
In den Grafiken sehen Sie die für jedes Bundesland verfügbare Anzahl von Stations- und Intensivbetten und die aktuell gemeldete Belegung.
Zur Erklärung: Bis heute war seit Beginn der Pandemie in Österreich im März 2020 die „Inzidenz“ das Maß aller Dinge: Dabei geht es um die Anzahl der neu auftretenden Erkrankungen innerhalb einer Personengruppe von bestimmter Größe während eines bestimmten Zeitraums – meistens die Zahl der Neuinfektionen im Schnitt der vergangenen sieben Tag pro 100.000 Einwohner.
Doch die hochwirksamen Corona-Impfstoffe von Pfizer, Moderna, Astra und Johnson & Johnson haben die Situation, wie kritisch die Lage im Land eingeschätzt werden muss, grundlegend verändert. Die reinen Infektionszahlen sagen nach rund 10,5 Millionen in Österreich verabreichten Impfdosen immer weniger aus.
Daher will die Regierung nun primär auf die Auslastung der Betten und Intensivbetten in den Krankenhäusern schauen – je höher der Prozentsatz der Auslastung, desto tiefer wollen die Politiker in die „Toolbox“ greifen, sprich: Immer schärfere Maßnahmen verordnen. Also etwa, wann von keiner Maskenpflicht auf MNS-Pflicht oder gar auf FFP2-Pflicht umgestellt werden muss.

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