Warum Wirte rauchfrei bleiben

Rund ein Drittel der Wiener Lokale ist schon rauchfrei.
Viele Betriebe sind längst Nichtraucher-Lokale. Einige sagen: Jetzt erst recht.

Im Caffè Latte in der Neubaugasse in Wien war es Anfang Februar Zeit, frisch auszumalen. Und weil da gerade heftig über das Rauchen in der Gastronomie debattiert wurde, war es für Inhaber Zlatko Medle auch Zeit, ein Zeichen zu setzen: "Wir wollen zeigen: Es geht auch rauchfrei. Und es ist im 21. Jahrhundert das einzig Vernünftige."

Die Entscheidung der Regierung, das Rauchverbot, das am 1. Mai in Kraft hätte treten sollen, zu kippen, hält Medle für "verantwortungslos" Nichtrauchern gegenüber. "Ich muss als Unternehmer auch an meine Mitarbeiter denken."

Warum Wirte rauchfrei bleiben

Klar, sagt Medle, brauche man als Gastronom dafür Mut. Vor allem jetzt, wo die türkis-blaue Regierung ihren Plan durchzieht und Raucherbereiche weiterhin erlaubt sind. Und klar sei die Befürchtung da, dass seine Stammgäste sich ein anderes Lokal suchen, "aber ich glaube, es gibt einen Trend zum rauchfreien Lokal", sagt er. "Und wenn alle rauchfrei wären, müsste sich niemand fürchten. Jetzt gehe ich eben als Beispiel voran."

Hartnäckige Gegner

Einen Trend zum freiwilligen Nichtraucherlokal sieht auch Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wiener Wirtschaftskammer. Laut seiner Schätzung ist bereits mehr als ein Drittel der rund 10.000 Wiener Gastronomiebetriebe rauchfrei – "das wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen", sagt er. "Neue Lokale mit jungen Besitzern fangen sich das mit den Raucherbereichen gar nicht mehr an."

Wahlfreiheit hält Dobcak aus Unternehmer-Sicht für gut. Die getrennten Bereiche haben aber ihre Tücken: Seit die Debatte über den Regierungsplan in Fahrt gekommen ist – befeuert durch das "Don’t Smoke"-Volksbegehren – seien verstärkt "Raucher-Sheriffs" unterwegs; also Private, die genau schauen, ob die Luft im Nichtraucherbereich sauber bleibt, und ansonsten Anzeige erstatten. "Wenn einmal die Tür zum Raucherbereich offen steht, wird sofort ein Foto gemacht und angezeigt", schildert der Fachgruppen-Obmann die Erfahrungen seiner Kollegen. "Und es ist zu erwarten, dass sich das noch verstärkt."

Von Aufatmen bei den Wirten, weil Türkis-Blau die Raucherlaubnis ins Gesetz schreiben lässt, kann also keine Rede sein.

Die Besitzerin des Café Hummel in Wien-Josefstadt hat dem Hin und Her schon vor einem Jahr ein Ende gesetzt und den Raucherbereich aufgelöst. "Die Raucher-Sheriffs werden immer hartnäckiger, wir haben zuletzt schon hohe Strafen gezahlt. So ist es einfacher für uns, obwohl wir natürlich Umsatzeinbußen hatten", sagt Christina Hummel, Klubobfrau der Wiener Kaffeehausbesitzer. Für sie steht fest: "Wir bleiben dabei."

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