Warum es die Osterruhe braucht und sie noch länger dauern könnte
Pressekonferenzen zur Corona-Pandemie gab es schon eine Unmenge, aber die, die am Mittwochabend im Bundeskanzleramt über die Bühne ging, war aus vielerlei Hinsicht bemerkenswert.
Nicht nur weil Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil eine extreme Wendung vollzog. Als er zu den Verhandlungen kam, wollte er die Thermen im Burgenland öffnen. Als er ging, sagte er, dass man ein neues Narrativ benötige - und das lautet so: "Wir laufen Gefahr, dass die Intensivbettenkapazität zu Ende geht."
Die Gründe dafür haben Gesundheitsminister Rudolf Anschober und auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig in der Pressekonferenz erläutert, und da gab es einige neue Erkenntnisse.
Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:
Warum stehen die Schulkinder nun im Fokus?
Die Schulen bleiben im Osten bis zum 11. April zu - nach dem Osterwochenende (3./4./5. April) gibt es dann wieder das gewohnte Distance Learning. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig musste gestern zugeben, dass die Ansteckung auch in den Schulen stark passiert (SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hat das lange angezweifelt, aber in den vergangenen Wochen gab es auch bei der SPÖ-Parteivorsitzenden ein Umdenken). Das haben die Gurgel- und Nasenbohrertests an den Schulen ergeben, und offenbar tragen die Kinder das Virus in die Familien.
Das ist eine neue Erkenntnis, die bis gestern noch nie so ausgesprochen wurde. Wenn die Kinder nicht in der Schule sind, verringert sich natürlich auch der Bewegungsradius der gesamten Familie, was für die Eindämmung der britischen Mutation essenziell ist.
Was auch offenbar mittlerweile klar ist: die Explosion der Infektionszahlen passiert nicht im Handel.
Nach dem 11. April soll jedes Schulkind einen PCR-Test absolvieren. Wie soll das funktionieren?
Zur Beruhigung der Eltern: Es wird nicht so sein, dass ein negativer PCR-Test zu einer Art Eintrittstest für den Schulunterricht wird. In den ersten Tagen, an denen wieder ein Schulunterricht im Schulgebäude stattfindet, sollen die PCR-Tests durchgeführt werden. Diese Maßnahme ist für ein fundiertes Screening notwendig.
In Wien, Niederösterreich und Burgenland sind die Betten auf den Intensivstationen bereits sehr knapp. Wie schaut die Prognose für die kommenden zwei Wochen aus?
Anfang November, also kurz vor dem zweiten harten Lockdown, waren 162 Betten auf der Intensivstation mit Covid-19-Patienten belegt. Derzeit sind es in Wien 167 Intensivbetten, die zur Behandlung von Covid-19-Patienten benötigt werden. In den nächsten zwei Wochen wird die Zahl auf 260 ansteigen. Bürgermeister Ludwig gab der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Hans Peter Doskozil bei den Verhandlungen unmissverständlich zu verstehen, dass Wien keine Patienten aus NÖ oder dem Burgenland aufnehmen kann. Insgesamt gibt es in Österreich einen Spielraum von 880 Intensivbetten für Covid-19-Patienten.
Warum sind die Betten auf den Intensivstationen Mangelware?
"In 19 EU-Staaten rollt derzeit eine dritte Welle, die dynamischer als die zweite Welle ist", sagte gestern Minister Anschober. Bei der zweiten Welle benötigten 0,7 Prozent der Infizierten ein Intensivbett. Bei der dritten Welle sind es zwei Prozent. Außerdem hat sich die Aufenthaltsdauer der Covid-19-Patienten auf der Intensivstation durch die Mutation verlängert.
Reichen sechs Tage Osterruhe, um die Lage in den Griff zu bekommen?
Namhafte Virologen wie Dorothee von Laer meinen, dass der Lockdown nicht reichen wird, um eine echte Trendwende zu erreichen. Wir haben in der Pandemie gelernt, dass ein Lockdown erst 14 Tage später bei den Zahlen eine Auswirkung zeigt. Anschober glaubt, dass das bei der britischen Mutation anders sei. "Die britische Mutation hat eine eigene Dynamik. Ist schneller beim Anstieg der Infektionszahlen. Sie erreicht sehr rasant einen Peak, aber auch die Talfahrt geht schneller. Das haben wir in Portugal beobachten können", so die Theorie des Gesundheitsministers.
Wird es eine Verlängerung der Osterruhe geben?
Die Zahlen werden vom Quartett (Anschober, Ludwig, Mikl-Leitner, Doskozil) evaluiert. In der kommenden Woche soll auch eine Richtzahl bekannt gegeben werden. Aber Ludwig kündigte gestern schon an, wenn sich die Lage nicht bessere, "werden wir weitere Maßnahmen setzen müssen". Und meinte weiter: "Wir müssen noch acht bis zehn Wochen durchhalten."
Kommentare