Kern im Doppelpack: "Wir weichen keinen Millimeter"

Eveline Steinberger-Kern mit ihrem Mann.
In zwei Facebook-Videos wettern Bundeskanzler Christian Kern und Unternehmerin Eveline Steinberger-Kern gegen den Boulevard und "politische Intrigen".

Der Schmutzkübel-Wahlkampf ist um eine Protagonistin reicher. Am Donnerstag hat sich die Familie Kern im Doppelpack an die Öffentlichkeit gewandt. In zwei Facebook-Videos, die auf den jeweiligen FB-Seiten, beklagen sowohl Eveline Steinberger-Kern als auch ihr Mann, SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern, die "politische Intrige" im Land und teilen gegen die ÖVP und gegen den Boulevard aus.

Konkret geht es um die Gratiszeitung Österreich und die Website "Fass ohne Boden", betrieben von Alexander Surowiec, ehemaliger Sprecher vom "Jungen Wirtschaftsbund" (der nicht mehr existiert) und Obmann-Stellvertreter des Wirtschaftsbundes Liesing. Fast täglich lassen sich dort Auszüge aus einem "über 100-Seiten langen Dossier" über die Unternehmerin Steinberger-Kern und ihre Arbeit finden. Das Bashing, erklärt die Kanzler-Gattin im Video, sei "beispiellos". Sie hätte es nie für möglich gehalten, dass die Politik und Medien zu so etwas imstande sind. Ihre 89-jährige Schwiegermutter, die geweint hätte, weil man Steinberger-Kern niedermache.

Aber man spreche ihr jetzt Mut zu. Freunde würden sagen, dass sie sich das nicht länger gefallen lassen soll. Auf der Straße werde sie umarmt. Steinberger-Kern richtet sich deshalb an ÖVP-Chef Sebastian Kurz, der sagt, "er patze nicht an. Warum lässt er es dann zu, dass ein Funktionär des ÖVP-Wirtschaftsbundes eine unfassbare Verleumdungskampagne gegen mich fährt?"

Medien würden "die vorbereiteten Intrigen abdrucken. Und denen ist es egal, ob hier Menschen angeschwärzt, diskreditiert oder verleumdet werden. Sie sind an der Wahrheit nicht interessiert", sagt Steinberger-Kern. Wenn es zu keinem Skandal kommt, werde er eben produziert. "Hauptsache die Ehefrau des Bundeskanzlers wird angepatzt und schadet damit ihrem Mann."

Die Unternehmerin hatte bereits vor wenigen Tagen dem Gratisblatt Österreich wegen der Berichterstattung über eine ihrer Firmen mit rechtlichen Schritten gedroht. "Hier werden trotz bereits vor zwei Tagen erfolgter Richtigstellung weiterhin Unwahrheiten verbreitet", sagte sie. Die Gratiszeitung hatte neuerlich berichtet, dass ein unter Korruptionsverdacht stehender israelischer Millionär eine indirekte Beteiligung an Steinberger-Kerns Firma "Foresight" halte. In einem israelischen Firmenbuchauszug scheint der Mann aber nicht als Anteilseigner bei auf.

Am Ende ihres Videos sagt sie, dass sie sich nicht unterkriegen lässt. Sie will nicht daran glauben, dass die "politische Intrige bestimmt, was wir in diesem Land diskutieren".

Keine Inserate

Bundeskanzler Kern spricht in seinem Video, das einen ähnlichen Wortlaut hat, von "Hetzkampagnen" und "Lügengeschichten". Dass seine Kinder, seine Frau und seine Mitarbeiter hineingezogen werden, sei nicht akzeptabel. "Wir werden dieser finanziellen und medialen Macht nicht weichen", kündigt der SPÖ-Chef mehrmals an, "keinen Schritt, keinen Millimeter."

Der rote Spitzenkandidat hat bereits vergangene Woche deponiert, künftig keine SPÖ-Wahlkampfinserate mehr in Österreich zu schalten.


Korrektur: In einer älteren Version des Artikels wurde angegeben, dass Alexander Surowiec als Sprecher des Wirtschaftsbundes tätig war. Surowiec war Sprecher des Jungen Wirtschaftsbundes, der nicht mehr existiert.

"Fass ohne Boden" ist die Plattform von Alexander Surowiec, einem langjährigen Wiener JVP-Aktivisten und Wirtschaftsbund-Funktionär, PR-Spezialisten und investigativen Blogger. Mit diesem Hintergrund hat sich das Projekt des Cartellverband-Mitglieds vor allem Enthüllungen gegen SPÖ-nahe Personen und Institutionen verschrieben. Surowiec präsentiert sich auf seiner Webseite im Scharfschützen-Outfit beim Heer und sorgte neben seinen Artikeln auch für Kontroversen, als er 2016 "aus Neugierde" einer Einladung zum umstrittenen, weit rechten Kongress der "Verteidiger Europas" in Linz folgte.

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