Strache: "60 Prozent haben FPÖ-Programm gewählt"

Heinz-Christian Strache schaffte in seinem zwölften Jahr als FPÖ-Chef bei seiner vierten Nationalratswahl sein bis dato bestes Ergebnis
Die Chancen der FPÖ auf eine Regierungsbeteiligung sind hoch wie seit Haider nicht mehr. Mit wem man in eine Koalition gehen will, darauf legt sich in der FPÖ aber niemand fest.

Es wird Stunden dauern bis freiheitliche Funktionäre wie Sympathisanten realisieren, dass Heinz-Christian Strache in seinem 12. Jahr an der Spitze der Partei, bei seiner vierten Nationalratswahl das beste Ergebnis seit der Ära von Jörg Haider nach Hause gebracht hat.

Zu groß waren die Erwartungen, das historische Ergebnis von 1999 mit 26,9 Prozent zu übertrumpfen, zumal dieses zu Beginn des Wahlabends – bei der ersten Hochrechnung lag die FPÖ bei 26,8 Prozent – möglich schien. "Danke Österreich"-Schilder werden auch dann tapfer weiter geschwenkt als der blaue Balken binnen einer halben Stunde sinkt, bei 26 Prozent verharrt, die FPÖ zwar Kopf an Kopf mit der SPÖ aber auf dem dritten Platz ist. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl spricht von einem "ganz hervorragenden Ergebnis", als wüsste er, dass vielen Blauen das Plus von 5,5 Prozentpunkten zu wenig ist.

Strache: "60 Prozent haben FPÖ-Programm gewählt"
Nationalratswahl 2017

"Wir werden die Wähler nicht enttäuschen. Die Österreicher wollen Veränderung," schwört Kickl die FPÖ-Fans ein. Je später der Abend desto mehr glauben sie ihm. In der Rinderhalle St. Marx in Wiens Peripherie steigt mit jedem von der John-Otti-Band angestimmten "HC, HC"-Ruf und der FPÖ-Hymne "Immer wieder Österreich" die Stimmung und die Erkenntnis: Die FPÖ ist von der Oppositions- zur Kanzler-Macher-Partei avanciert. Das "blaue Wunder", der Rechtsruck in Österreich, ist passiert. Die Chancen auf eine Regierungsbeteiligung sind hoch wie seit Haider nicht mehr.

Doch weder Kickl noch Wiens Vizebürgermeister Johann Gudenus wollen sich auf KURIER-Nachfrage festlegen, wie wahrscheinlich diese ist, geschweige denn, mit wem. Heinz-Christian Strache spricht davon, dass "60 Prozent ein FPÖ-Programm gewählt haben", aber offiziell nicht von Schwarz-Blau. "Wir werden mit allen reden." Einzig der freiheitliche Chefideologe Andreas Mölzer traut sich aus der Deckung, hält eine relativ rasche Bildung einer schwarz-blauen Koalition für möglich.

Strache: "60 Prozent haben FPÖ-Programm gewählt"
Nationalratswahl 2017
"Das kann sehr schnell gehen." Das hänge einzig von Wahlsieger Sebastian Kurz ab. Unabhängig davon, ist die FPÖ in einer komfortablen Position, denn: Gibt es keine Renaissance von ÖVP-SPÖ und führen die Sondierungsgespräche mit Kurz’ ÖVP ins Leere, gibt es die Chance einer SPÖ-FPÖ-Regierung. Es wäre die zweite nach 1983. Dafür müsste die SPÖ ihren Parteitagsbeschluss, nicht mit der FPÖ zu regieren, aufheben. Die Flügel der jeweiligen Parteien haben zudem ein gewichtiges Wort mitzureden. (siehe Seite 3)

Ob in Regierungsverhandlungen mit der ÖVP oder der SPÖ: Die Freiheitlichen wollen, dass sich ihr Thema Sicherheit in Ministerämtern manifestiert. Ob Inneres, Verteidigung, Justiz oder Infrastruktur: Das Personal dafür steht bereit. Allen voran Strache selbst, der als etwaiger Vizekanzler auch Innenminister werden könnte. Zwei seiner Vizes – Norbert Hofer und Harald Stefan – werden für die Ressorts Infrastruktur beziehungsweise Justiz immer wieder ins Treffen geführt. Mit Regierungsfunktionen betraut werden könnten zudem die EU-Parlamentarier Harald Vilimsky und Barbara Kappel sowie Petra Steger (Jugend- und Sportsprecherin) und Dagmar Belakowitsch-Jenewein (Gesundheitssprecherin).

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Nationalratswahl 2017
Auch für ranghohe Positionen in staatsnahen Betrieben haben die Freiheitlichen bereits vorgesorgt. Weil bürgerlich und FPÖ-nahe, könnten Barbara Kolm, Präsidiumsmitglied des Hajek-Instituts, und Helga Berger, dereinst Kabinettschefin von Rechnungshof-Präsident Josef Moser, vakante Aufsichtsratsmandate bekommen, ORF-Online-Direktor Thomas Prantner in die ORF-Geschäftsführung aufsteigen.

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