Die TV-Duelle waren Kerns letzte Chance

Am Anfang war Ratlosigkeit pur. Was tun mit einem 31-Jährigen, der vom Kanzler abwärts alle anderen Spitzenpolitiker in Sachen Popularität aussticht. Da wäre einmal das jugendliche Alter – vielfach probiert, funktioniert nicht wirklich. Da sind vielleicht wunde Punkte in der Bio – vielfach probiert, funktioniert nicht. Und da ist, das wurmt Kern & Co bis heute am meisten: Sebastian Kurz ist bis auf einen kantigen Kurs in der Flüchtlingspolitik inhaltlich ein unbeschriebenes Blatt. Ja, es gibt inzwischen auch ein Wahlprogramm: 14 Milliarden runter bei den Steuern. Staatsumbau. Verschwendungsstopp. Aber dort, wo es spannend, weil konkret wird, ist der talentierte Mister Türkis nicht zu fassen. Sebastian Kurz hat mit Angela Merkel politisch sehr wenig gemeinsam – außer dieses: Beide sind Virtuosen des Ungefähren. Merkel hält sich auch dabei sehr knapp. Ihre Botschaft: Mama Merkel macht das schon. Sebastian Kurz verpackt das Ungefähre nur bunter und glanzvoller. Seine Botschaft: Lasst mich nur machen wie bei der Balkanroute.

Auch im letzten TV-Duell mit Kurz war bei Kern ein unausgesprochenes Hintergrundgeräusch mitzuhören: Es kann nicht sein, dass ein erfahrener 51-jähriger Ex-Manager gegen einen Jungspund, der bislang nichts anderes als Politik gemacht hat, abstinkt. Wir wurden so einmal mehr Zeugen des bekannten Schlagabtauschs mit Taferln: Hie der Handlager der Milliardäre Kurz; dort der Ex-ÖBB-Manager Kern, der sich selber dreimal soviel an Gehaltsplus zubilligte wie seinen Mitarbeitern. Ob Kern damit der Turnaround gelungen ist, werden wir am Sonntag wissen. Alle Umfragen hielten bis zuletzt dagegen. Eines steht schon jetzt fest: Ein neues Rezept Kerns im Umgang mit Kurz war gestern Abend nicht auszumachen.

Kommentare