Liebäugeln mit Dreierbund gegen ÖVP

Rote, Grüne und die Liste „Vorwärts“ hoffen auf eine Landtagsmehrheit gegen die Schwarzen.

Mut zum Dreier – den wollen zwei Männer machen, für die er seit kurzem zum Polit-Alltag gehört. Der Kärntner Grün-Frontmann Rolf Holub ist heute beim Wahlkampf-Finale der Tiroler Grün-Frontfrau Ingrid Felipe; am Samstag wirbt der rote Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser für die Tiroler Schwesterpartei von Gerhard Reheis. Holub und Kaiser koalieren ja in Kärnten mit der ÖVP. Reheis möchte es ihnen in Tirol nach der Wahl am Sonntag gleichtun – in anderer Farbmischung.

Ein Bündnis von SPÖ, Grünen und der von Ex-ÖVP-Landesrätin Anna Hosp angeführten Liste „Vorwärts Tirol“ wäre seine Lieblingsvariante – mit ihm als Landeshauptmann an der Spitze, sagte Reheis dem KURIER. Hosp verwahrt sich nicht gegen diesen Dreierbund, wenngleich sie sich selbst als Landeshauptmann-Kandidatin präsentiert. Auch die Grüne Felipe liebäugelt mit einem solchen Pakt: „Eine Mehrheit für diese Konstellation wäre spannend – weil es sich die ÖVP dann nicht aussuchen kann, welche Partei es am billigsten für sie gibt.“

Für die Schwarzen schaut es schlecht aus in jenem Land, in dem sie bis 2008 allein das Sagen hatten. Bei der letzten Landtagswahl fuhr sie das schlechteste Wahlergebnis ihrer Geschichte ein: Mit 40,5 Prozent (-9,39 %) war die absolute Mehrheit weg. ÖVP-Chef Herwig Van Staa wurde von Günther Platter abgelöst. Laut allen Umfragen verlieren die Christlichsozialen unter ihm neuerlich; um die 35 Prozent werden ihnen prognostiziert.

Zudem ist Landeshauptmann Platter das Feindbild der Konkurrenten. Derer gibt es viele; zehn Listen kandidieren neben der ÖVP. Feudales Machtgehabe, Seilschaften von Großbauern und Hoteliers werfen deren Proponenten Platter vor. Hosp von „Vorwärts Tirol“ schließt eine Koalition mit ihm an der Spitze aus; Nein zu weiteren fünf Jahren mit Platter als Landeschef sagt auch die Liste des einstigen ÖVP-Mannes Fritz Dinkhauser.

Wie halten es Rote und Grüne mit Platter? „Es ist zu kurz gegriffen, einen Kopf auszutauschen. Es müssen sich die Spielregeln der ÖVP ändern. Mit der Freunderlwirtschaft, die Platter zugelassen hat, muss Schluss sein“, sagt Felipe.

„Ich schließe keine Person aus“, sagt Reheis, dessen SPÖ seit 1945 mit der ÖVP regiert. Wobei beide hoffen, dass sich die Frage nach der Wahl nicht mehr stellt. Reheis: „Es schaut danach aus, dass die ÖVP stark verliert. Dann wird es dort eine Personaldiskussion geben.“

Nicht weiter verlieren, aber stagnieren dürfte die SPÖ. Auch wenn die Grünen zulegen und „Vorwärts“ durchstartet – derzeit sieht es nicht nach einer Mehrheit für deren Dreierbund aus.

Am Freitag wirft sich Frank Stronach noch einmal in den Tiroler Wahlkampf. Über Stunden hinweg will er in Innsbruck an mehreren Stationen für sein Team werben. Die Anstrengungen kommen nicht von ungefähr. Laut einer dem KURIER vorliegenden Umfrage könnte der Tirol-Ableger des Polit-Projekts den Einzug in den Landtag verpassen. Die Hürde liegt bei fünf Prozent.

Ein Scheitern der von Hans-Peter Mayr angeführten Liste würde vor allem Sonja Ulmer freuen. Sie organisiert den Protest von insgesamt 18 „Team Stronach“-Kandidaten, die gestern erneut dazu aufriefen: „Bitte geben Sie mir nicht Ihre Stimme.“ Der ungewöhnliche Appell hat seine Ursache in einem parteiinternen Streit, bei dem Ulmer das Nachsehen hatte. Eigentlich war sie als Stronachs Nummer eins für Tirol vorgesehen. Mayr hat jedoch eine eigene Landesliste eingebracht und bekam letztlich von der Landeswahlbehörde die Starterlaubnis.

Ulmer und etliche ihrer Mitstreiter stehen jedoch weiter in mehreren Bezirken auf dem Stimmzettel. Keiner hat eine Chance auf ein Landtags-Ticket. Der Protest ist für Mayr jedoch nicht gerade Werbung. „Ich hoffe, dass das zur Hürde wird“, so Ulmer. Mayr glaubt trotz der Querschüsse an den Landtagseinzug: „Die Stimmung ist gut.“

Kommentare