Von Laer: "Lockdown wird verlängert werden müssen"

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Die Innsbrucker Virologin glaubt nicht an ein bundesweites Ende des Lockdowns vor Weihnachten.

Immer mehr renommierte Virologen vermuten, dass der Lockdown für Geimpfte nicht - wie von der Regierung angekündigt - am 12. Dezember enden wird. Daran glaube er "ebenso wenig wie an das Christkind", sagte etwa Virologe Christoph Steininger, Mitgründer von "Alles gurgelt", im KURIER-Interview. Begründung: Die Zahl der Corona-Intensivpatienten werde weiter steigen. Bereits am Donnerstag lagen 619 Corona-Patienten auf Österreichs Intensivstationen. "Ein Lockdown-Ende am 12. Dezember ist kaum möglich", bilanzierte Steininger.

Die Innsbrucker Virologin Dorothee von Laer unterstreicht Steiningers Aussage im Interview mit dem Profil. Man werde den Lockdown zumindest in einigen Bundesländern verlängern müssen, so von Laer: "Dass man den Lockdown in ganz Österreich vor Weihnachten beenden kann, bezweifle ich stark. Ich gehe davon aus, dass der Osten öffnen kann, der Westen nicht." Der Lockdown werde sich erst in einer Woche in den Infektionszahlen niederschlagen, so die Expertin.

Sollten die Zahlen nicht sinken, "werden auch die Schulen schließen müssen", sagt von Laer dem Profil. Sie halte es nun für wichtig, die Impfpflicht schnell umzusetzen - "je früher, desto besser" - und plädiert dafür, den 15 Prozent der ungeimpften über 60-Jährigen "proaktiv" einen Impftermin zuzuteilen.

"Jährliche Impfung" nötig

Von Laer rechnet mit einer fünften Welle: "Wenn der Lockdown ausläuft, steigen die Zahlen wieder an. Noch sind wir nicht bei einer Immunitätsquote von 85 Prozent, die ausreicht, um das Virus in Schach zu halten." Sollte die Impfpflicht im Februar wie erhofft greifen, werde man im Herbst 2022 "wieder eine breite Impfkampagne starten müssen", sagt die Virologin: "Dann können wir schon im kommenden Winter eine Covid-Saison haben, keine Welle" - vergleichbar mit der Grippe.

An eine längere Immunität nach dem dritten Stich glaubt von Laer nicht. Das Coronavirus werde zumindest mit den aktuellen Impfstoffen nicht ausgerottet. "Ich gehe davon aus, dass wir schon nächsten Herbst eine Kombi-Impfung haben werden gegen die Grippe und Corona. Das wird eine jährliche Impfung werden", sagt von Laer.

Im Februar würden zudem weitere Medikamente auf den Markt kommen, die eine "gute Ergänzung" seien: "Der Februar wird der gute Monat in Österreich: Denn dann greift die Impfpflicht und wir können viele Risikopatienten zuhause mit Tabletten behandeln. Bisherige Studien zeigen, dass sie das Risiko für einen schweren Verlauf um die Hälfte reduzieren. Die Medikamente haben nur einen Haken: Sie müssen innerhalb der ersten Tage der Erkrankung gegeben werden, sonst helfen sie nicht mehr."

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