Kurz nachdem Sie Ihren Job in Wien angetreten haben, ging es in der Kärntner Landespartei drunter und drüber.
Mein Stellvertreter hat sich entschieden, eine eigene Bürgerliste zu gründen. Das war für mich nicht einfach und hat mich betroffen gemacht, weil wir die letzten zwei Jahre die Grünen in Kärnten gemeinsam gestaltet, das Wahlprogramm verantwortet und einen Wahlkampf geführt haben. Schade, aber so ist das eben in der Politik.
Einer der Kritikpunkte am Landtagswahlkampf war, dass man sich zu sehr auf das Klimathema fokussiert hat.
Klimaschutz ist eine Aufgabe, die über viele Generationen geht und sehr weit in die Zukunft gedacht ist. Würde ich heute wahlkämpfen, würde ich viel stärker miterzählen, wie wir Energiewende verstehen, nämlich sozial gerecht.
Laut Umfragen haben Sie nur drei Prozent wegen Sozialthemen gewählt. Warum konnten Sie nicht mehr überzeugen?
In Kärnten gibt es eine starke Sozialdemokratie. Wir haben uns gefragt, was ist unsere Zuschreibung und wofür braucht es uns in Kärnten? Und deshalb haben wir uns aktiv auf das Thema der Energie- und Klimawende fokussiert.
Die Wahl ging verloren – und sie wurden trotzdem mit dem Job der Generalsekretärin belohnt. Warum?
Die Frage ist nicht immer nur, wie Wahlen ausgegangen sind. Ich bin auch wegen meines Charakters gefragt worden: Menschen zusammenbringen, Brücken bauen, immer wieder darauf hinweisen, dass die Grünen eine wichtige Stimme der Zukunft sind. Und man hat gesehen, wie wir mit dem Wahlausgang in Kärnten umgegangen sind: ohne Selbstmitleid, dafür mit dem Zugang, weiter anzupacken.
Ist die Rolle von Generalsekretären nicht auch oft die der Wadlbeißer?
Wadlbeißerin bin ich keine, außerdem mag ich große Hunde lieber. Ich finde diese Zuschreibungen für Generalsekretäre nicht zutreffend. Ich sehe meine Rolle als eine, die Menschen zusammenbringt.
Stellen sich die Grünen schon auf den Wahlkampf ein?
Ich sehe keinen Wahlkampf. Wir arbeiten an einer Gesetzgebungsperiode, die, wie vorgesehen, nach fünf Jahren zu Ende gehen soll. Bis dahin gilt es, wichtige Projekte auf den Boden zu bringen.
Wie geht es Ihnen mit der ÖVP, wenn sich der Kanzler als Verfechter der Verbrennungsmotoren inszeniert?
Damit gehe ich gelassen um. Das ist altes Denken. Man kann der Vergangenheit nachweinen, doch die Zukunft ist schon eingeläutet. Es sind riesengroße Klima-Pakete beschlossen worden – von den Grünen und der ÖVP. Das zählt für mich.
Man hört aus der Partei, von Ihnen werden härtere Töne gegenüber der ÖVP erwartet, als es bisher in der Koalition möglich war. Werden Sie dem nachkommen?
Ich werde meine Verwunderung äußern, wenn es um dieses alte Denken geht und man auf die Zukunft und die nächsten Generationen vergisst. Ich werde aber auch mein Lob äußern, wenn Dinge gelingen.
Kommen Infofreiheits- und Klimaschutzgesetz noch?
Beim Infofreiheitsgesetz gehe ich davon aus, dass das zeitnah vorgestellt wird. Da stellt sich mir eher die Frage, ob sich die SPÖ dann wieder an den Tisch setzen wird. Beim Klimaschutzgesetz dürfen wir nicht aufhören und nicht nachlassen. Nur weil es heute noch nicht passt, heißt das nicht, dass es nicht morgen passen kann.
Was passt denn nicht?
Es gibt immer noch Landeshauptleute, die meinen, dass wir das Klimaschutzgesetz so nicht brauchen.
Kann man nicht gerade bei Klimaschutz und Landwirtschaft die ÖVP abholen?
Ich habe auf dem Hof erlebt, was es heißt, Sommer mit Dürren zu erleben. Die ÖVP tut sich aber noch schwer, sich stärker mit der ökologischen und biologischen Landwirtschaft auseinanderzusetzen. Das ist ihnen dann zum Teil noch ein bisschen zu innovativ, obwohl uns schon seit Jahrzehnten bekannt ist, dass das die Zukunft sein wird.
Die SPÖ will ja Gesetzesvorhaben der Regierung blockieren. Wie gehen Sie damit um?
Mich verwundert diese Blockade sehr, auch das ist eine Form von alter Politik. Und ich frage mich, wie die SPÖ zum Beispiel beim Verbotsgesetz vorgehen wird, das bald ins Parlament kommt. Wird sich dann eine antifaschistische SPÖ nicht an den Tisch setzen?
Werner Kogler hat gesagt, er wolle bei der nächsten Nationalratswahl noch einmal Spitzenkandidat sein. Wird es nicht Zeit für einen Generationenwechsel?
Die Partei steht geschlossen hinter ihm. Gerade in Zeiten wie diesen, wo wir mit so vielen Fragezeichen dastehen, braucht es seine Weisheit und Erfahrung.
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