Vier Präsidenten siegten ohne Stimmenmehrheit

Bei George W. Bush hatte im Jahr 2000 das Oberste Gericht das letzte Wort.

44 Präsidenten haben die US-Bürger in der rund 230-jährigen Geschichte ihrer Demokratie gekürt. Doch nicht jeder von ihnen siegte mit der Mehrheit der Wählerstimmen des Volkes – sondern dank des speziellen amerikanischen Wahlsystems, das den Staatschef mittels Wahlmänner bestimmt.

Der heute wohl noch berühmteste Fall: der umstrittene Wahlsieg von George W. Bush im Jahr 2000.

Es war die gefühlt längste Wahlnacht aller Zeiten. Sie begann in Florida am 7. November mit einem Gleichstand ("too close to call") zwischen dem Republikaner Bush und seinem demokratischen Herausforderer, Vize-präsident Al Gore. "Das amerikanische Volk hat gesprochen", witzelte der damalige Präsident Bill Clinton, "aber es braucht eine gewisse Zeit, um herauszufinden, was es gesagt hat".

Dutzende Male wurde nachgezählt. Denn dem Kandidaten mit der Mehrheit der Stimmen in Florida sollten automatisch alle 25 Wahlmänner-Stimmen des Bundesstaates zufallen – und damit auch der Gesamtsieg.

Doch alle Nachzählungen, alle Anrufungen von Gerichten, brachten kein Ergebnis – und so entschied 37 Tage nach der Wahl das US-Höchstgericht: Sieg in Florida für den ehemaligen texanischen Gouverneur George W. Bush.

Unterlegen

Damit hatte der Republikaner auch den Sieg über die Präsidentschaft in der Tasche (271 Wahlmänner gegenüber 266 für Gore), obwohl er bei den Wählerstimmen USA-weit um rund 300.000 Stimmen hinten gelegen war. Das entsprach 0,5 Prozent der abgegebenen Stimmen. Den Ruch der "gestohlenen Wahl" wurde George W. Bush denn auch nie los. Bei seinem Wiederantreten im Jahr 2004 siegte der "Irak-Kriegspräsident" allerdings mit deutlicher Mehrheit.

In drei weiteren Fällen zogen Politiker ins Weiße Haus ein, obwohl ihnen die Mehrheit der Wählerstimmen fehlten: Benjamin Harrison siegte 1888 mit einem Rückstand von 0,83 Prozent gegenüber seinem demokratischen Gegner Grover Cleveland. Rutherford Hayes gewann 1876, sein Rückstand betrug drei Prozent gegenüber Samuel Tilden. Und John Quincy Adams wurde 1824 der sechste Präsident der Vereinigten Staaten, obwohl er bei der sogenannten "popular vote" (Volkswählerstimmen) mehr als zehn Prozent hinter seinem Kontrahenten Andrew Jackson gelegen war.

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