Universitäten: "Ein Normalbetrieb ist unrealistisch"

Universitäten: "Ein Normalbetrieb ist unrealistisch"
Sabine Seidler, Präsidentin der Universitätenkonferenz, über Lehre und Lernen im Herbstsemester.

Sabine Seidler ist die erste Rektorin der Technischen Universität Wien, jetzt auch Präsidentin der Universitätenkonferenz und damit Sprecherin für die Rektoren der 22 österreichischen Unis.

KURIER: Weil gerade Notenschluss war: Welche Note würden Sie den Unis für das Corona-Krisenmanagement geben?

Sabine Seidler: Das war zufriedenstellend, also gut. Wir haben in kürzester Zeit unsere ganzen Systeme auf Fernbetrieb umstellen müssen. Bei 28.000 Studierenden nur an der TU Wien ist das eine Riesenherausforderung und eine ziemlich große Umstellung für alle Mitarbeiter.

Konnten die Professoren von daheim überhaupt arbeiten?

Die Forschenden waren anfangs sehr gut ausgelastet, indem sie Ergebnisse ihrer Forschung auswerten, Publikationen schreiben konnten oder Forschungsanträge gestellt haben. Nach vier bis sechs Wochen war aber der Drang, zurück ins Labor zu gehen, wieder sehr groß, jedenfalls bei uns. Wir haben nach Ostern mit einem Viertelbetrieb begonnen und langsam die Labors wieder geöffnet.

Bei den Schulen war die Kritik, dass es viele engagierte Lehrer gab, die sich sehr bemüht hatten, andere wiederum hatten sich kaum Mühe gegeben. War das auf den Universitäten ähnlich?

Das ist mir zu stark vereinfacht. Natürlich gibt es immer eine gute und eine schlechte Lehre, egal, ob wir gerade eine Pandemie haben, oder nicht. Unsere Lehrenden haben aus meiner Wahrnehmung aber eine starke Lernkurve hingelegt, denn schon nach wenigen Wochen hat sich gezeigt, dass durch gute Kommunikation, durch Online-Weiterbildungsangebote und Best-Practice-Modelle sich eine durchaus positive Dynamik entwickelt. Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem es läuft, wo aber sicher nicht alles perfekt und Luft nach oben ist.

Die Hochschülerschaft hat deutlich kritisiert, dass vieles gar nicht gut funktioniert hat in diesem Semester …

Meine Studierenden von der ÖH haben mir gesagt, dass es im Großen und Ganzen läuft. Ich finde, ein größeres Kompliment kann man von der ÖH nicht bekommen.

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