"Vollkommen widersinnig"
Für jene mit einem negativen Bescheid in Lehre gäbe es ohnehin eine „gute Lösung“, sagte jüngst Integrationsministerin Susanne Raab. Dem widerspricht Peter Buchmüller. „Diese Gruppe hat Integrationswillen bewiesen“, sagt der Präsident der Salzburger Wirtschaftskammer (WKS) und ehemalige WKÖ-Spartenobmann für den Handel im KURIER-Gespräch und setzt die bekannten Zahlen in Relation.
656 Lehrlinge, die keinen Asylbescheid haben, gibt es derzeit österreichweit. 98 davon sind in Salzburg in Ausbildungen „und zwar in Berufen, die hier dringend gebraucht werden. Die 39 Köche und Kellner, 8 Restaurantfachfrauen und -männer und 6 Elektrotechniker fertig auszubilden und dann abzuschieben statt am Arbeitsmarkt einzusetzen, das ist doch vollkommen widersinnig“, so Buchmüller. „Von den Ausbildungskosten, auf denen die Betriebe sitzen bleiben, gar nicht erst zu reden. Das ist kurzsichtig und politisch unwirtschaftlich gedacht“, sagt der Salzburger Wirtschaftskammerpräsident in Richtung Wien und Bundesregierung.
Zudem herrsche nach wie vor trotz hoher Arbeitslosigkeit „zumindest in Westösterreich ein Fachkräftemangel und im Unterschied zu Ostösterreich kein Lehrstellenmangel.“ Im Gegenteil. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg gäbe es einen Mangel an Lehrlingen. „Ende Juli gab es in Salzburg 847 sofort verfügbare offene Lehrstellen. Dem standen 485 Lehrstellensuchende gegenüber“, weiß Buchmüller.
„Es sind geschätzt noch weit mehr freie Lehrstellen, als dem AMS gemeldet sind, doch in der öffentlichen Darstellung dominiert die ostösterreichische Sicht des Lehrlingsmangels. Das gleicht jedenfalls für Westösterreich einer Mär, und: Es setzt für Westösterreich ein kontraproduktives Signal an junge Leute und deren Eltern, die Lehre zu meiden.“ Gerade in Anbetracht dieses Images, des Fachkräftemangels und „der überschaubaren Anzahl an Asylwerbern in Lehrausbildung“ appelliert Buchmüller an den türkisenen Part der Regierung, die geltenden Regelungen zu überdenken. Denn: Mit dem langsamen Rückgang der Arbeitslosigkeit steige auch in anderen Bundesländern wieder der Fachkräftemangel.
Er fordert die Regierung daher auf, dass „ausgebildete Fachkräfte in Mangelberufen die Rot-Weiß-Rot-Card im Inland beantragen können – wie das auch ausländischen Studienabsolventen, die ihre Ausbildung in Österreich gemacht haben, möglich ist. Dass es hier Unterschiede gibt, das versteht kein Mensch.“
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