Regierung will weniger Bühne für Opposition

Shakehands zwischen SP-Chef Faymann und VP-Chef Spindelegger beim zweiten von drei „Kanzlerduellen“ – hier im ATV-Studio
Trotz guter Quoten: SPÖ und ÖVP möchten Duelle künftig reduzieren.

24-mal Politiker im TV: Wer in den vergangenen Wochen den Fernseher einschaltete, stolperte zur besten Sendezeit unweigerlich über eine Diskussion zur Nationalratswahl 2013. Noch nie gab es so viele Polit-Debatten im TV – und es ist fraglich, ob es je wieder so viele geben wird.

„Kein Bundeskanzler in der Zweiten Republik hat im Wahlkampf je so viele TV-Duelle absolviert wie Werner Faymann“, sagt etwa SP-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos. Die Auftritte brächten zwar gute Quoten, die Vorbereitung nehme aber viel Zeit in Anspruch.

Ähnlich argumentiert ÖVP-Geschäftsführer Hannes Rauch: „In Deutschland wären so viele TV-Duelle undenkbar. Es würden weniger Konfrontationen ausreichen. Das muss man sich künftig gut überlegen.“ Angesichts der vielen Termine würden Bundesländer-Touren immer schwieriger, sagt Rauch – und schlägt vor, „künftig auch in einem Landesstudio zu diskutieren“.

Regierung will weniger Bühne für Opposition
Die Parteimanager haben einen zweiten triftigen Grund für Kritik an den TV-Duellen: Vom Match ,jeder gegen jeden‘ hat die Opposition überdurchschnittlich profitiert. Rauch: „Die Oppositionsparteien haben eine Medienpräsenz erhalten, die sie aufgrund ihrer Größe sonst nicht hätten.“ Auch Darabos sagt: „Die Opposition war überproportional vertreten.“ Den Zusehern war das egal. Das Match Strache gegen Spindelegger verfolgten viel mehr Menschen alsSpindeleggergegen Faymann.

Obwohl die Konfrontationen bei der vergangenen Wahl noch an der Millionengrenze kratzten, ist man im ORF mit der Quote zufrieden. Dennoch herrscht auch dort Skepsis, ob der nächste Wahlkampf wieder so über die TV-Bühne gehen wird. „Bei den Zweier-Konfrontationen haben wir mit sechs Parteien die Grenze erreicht. Schafft es noch eine Partei ins Parlament, werden wir das Konzept ändern müssen“, heißt es auf dem Küniglberg. Inklusive des Angebots der Privatsender könne es schon sein, dass es „etwas zu viel“ war.

Gut für Wahlbeteiligung

Berater und Strategen sehen den TV-Wahlkampf positiver: „Die Duelle hatten einen wesentlichen Anteil daran, dass die Leute überhaupt das Gefühl hatten, dass Wahlkampf war“, sagt Medienberater Gerald Groß. Weil der Wahlkampf etwas inhaltsleer war, waren die TV-Duelle die Chance für die Spitzenkandidaten, mit persönlichen Auftritten zu überzeugen. „Am Ende war aber dann doch die Luft draußen“, sagt Groß.

„Die breite Wählerschicht wurde diesmal ausschließlich über das Fernsehen informiert“, urteilt Ex-Schüssel-Beraterin Heidi Glück. Es sei „in Ordnung, dass die Opposition ordentlich präsent war. An den Quoten sieht man, dass es die Wähler goutieren.“

„Aus Sicht der Demokratie sowie der Medien“ hat auch der einstige SP-Berater Josef Kalina kein Problem mit der großen Rolle der Opposition: „Wäre ich aber Geschäftsführer einer Regierungspartei, würde ich darüber nachdenken, ob ich das gut finde.“ Kalina nennt aber auch ein gewichtiges Argument für viele Duelle: „Sie haben sicher einen wesentlichen Beitrag für eine hohe Wahlbeteiligung geleistet.“

Alles rund um die Nationalratswahl gibt es hier.

Die letzte Chance, sich im Fernsehen vor Hunderttausenden Zusehern noch einmal vor der Wahl in Szene zu setzen, nahmen nur drei Chefs der Opposition wahr: der blaue Parteichef Heinz-Christian Strache, die grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig und der orange BZÖ-Spitzenkandidat Josef Bucher.

Pappkameraden

SPÖ-Spitzenkandidat Werner Faymann und ÖVP-Herausforderer Michael Spindelegger pfiffen auf die traditionelle Schlussrunde. Eva Glawischnig stellte sie als Pappkameraden zumindest kurzfristig auf den Tisch. Eine Elefantenrunde sei seit 20 Jahren üblich, so die Kritik aller drei Oppositionschefs, die Faymann und Spindelegger Diskussionsverweigerung vorwarfen.

Beim ersten Thema Arbeitsplätze war es aber mit der Gemeinsamkeit wieder vorbei: Die Grünen wollen mit Green Jobs bis 2020 bis zu 100.000 Jobs schaffen, Strache ist vor allem wichtig, den Arbeitsmarkt nicht für Rumänen und Bulgarien öffnen; Bucher will Steuern senken: „Wir sind ein Nationalpark Hohe Steuern geworden.“

TV-Duell: Die besten Zitate

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Gemeinsamkeiten zwischen Blau und Grün offenbarten sich beim Thema Mindestlohn, den beide Parteien anstreben. Bucher setzt lieber auf Lohn-Verhandlungen der Sozialpartner.

Heftig gestritten wurde wie zu erwarten über den Euro und die Bildung: Glawischnig sprach sich für eine gemeinsame Schule aus, Strache sieht das als „marxistisches Modell: Das macht alle Schüler gleich.“ Bucher ist für eine gemeinsame Schule aller 10- bis 15-Jährigen. Danach solle es weiter ein Oberstufen-Gymnasium geben. Bucher sorgte zudem für das Bonmot des Abends, als er sich gegen zwei verpflichtende Kindergarten-Jahre aussprach: „Ich bin für Wahlfreiheit. Ich bin die lebende Freiheitsstatue von Österreich.“

Sympathiepunkte

Für Medientrainer Gerald Groß war die Runde über weite Strecken „wohltuend und entspannt. Es haben sich alle drei bemüht, Sympathiepunkte zu sammeln. Wankelmütige Wähler konnten möglicherweise überzeugt werden“. Neue Inhalte habe es, wie zu erwarten war, nicht mehr gegeben. Unentschlossene hätten die drei wohl nicht erreicht.

Alles rund um die Nationalratswahl gibt es hier.

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