Türkis-grüne Bildungspolitik – wie geht das?
Im Wahlkampf ist das Thema Bildung kaum behandelt worden. Für die Grünen, die während Türkis-Blau bekanntlich in außerparlamentarischer Opposition verharrten, gab es aber ausreichend Grund, sich über die Regierungspolitik auch in diesem Bereich zu echauffieren.
Die Deutschklassen seien Ghetto-Klassen und entsprächen einem Verständnis, das über hundert Jahre alt ist, klagen manche Grüne bis heute. Ebenso die Rückkehr zu den Ziffernnoten ab dem Zeugnis der zweiten Klasse Volksschule. „Hämmer“ seien das gewesen.
Nun sondieren Grüne und Türkise seit Wochen. Zwar lässt sich nicht seriös abschätzen, ob sie handelseins werden. Die Chancen sind aber intakt. Was kann aber beim Bildungskapitel nach etwaigen Verhandlungen übrig bleiben?
Mehr Unterstützungspersonal – also Verwaltungskräfte, Schulsozialarbeiter und Psychologen: das ist der einzige offensichtliche gemeinsame Nenner der türkisen und grünen Verhandler. Bei nahezu jedem weiteren Satz der Wahlkampfprogramme von ÖVP und Grünen spießt es sich.
Gemeinsame Schule
Größte Hürde dürfte die Forderung der Grünen nach einer gemeinsamen Schule bis 14 Jahre sein. Diese bildungspolitische Kehrtwende hatten auch die Sozialdemokraten noch in jede Regierungsverhandlung seit 2006 eingebracht – bekanntlich vergebens. Warum also sollten die Grünen als viel kleinerer Juniorpartner in einer Regierung dieses einst rote Prestigeprojekt nun durchbringen?
Nicht viel einfacher wird es bei einer Reform der Krippen und Kindergärten. Da wollen die Grünen eine Pflicht ab vier Jahren (die ÖVP will nur jene Kinder verpflichten, die etwa Deutsch erlernen müssen), eine bessere Ausbildung und eine bessere Bezahlung für die Pädagogen samt einer Art Lehrplan für den Kindergarten.
Grundsätzlich ist das alles auch für die Volkspartei kein Problem, schließlich stehen das zweite Kindergartenjahr und eine bessere Ausbildung schon seit 2013 in jedem Regierungsprogramm mit der Volkspartei. Es scheiterte bisher allerdings noch jedes Jahr an den Kosten und der Frage „Bund, Land oder Gemeinden?“.
Interessant ist auf der anderen Seite die Forderung von Kurz nach einer Bildungspflicht (statt der neunjährigen Schulpflicht). Bis 18 Jahre sollen die Jugendlichen weiter unterrichtet werden, sollten sie mit 15 noch immer nicht Lesen, Rechnen und Schreiben können.
Bildungspflicht
Die Grünen stehen der Bildungspflicht grundsätzlich positiv gegenüber. Nur dürfe es keine bloße Verlängerung der Schulpflicht sein, heißt es aus der Partei. Nach Vorbild der Ausbildungspflicht, die sich laut IHS-Studie bewährt hat, brauche es spezielle Angebote als auch Coaching-Maßnahmen.
Und die Türkisen wollen die Schüler ab zehn Jahren mit Tablets und Notebooks ausstatten – was letztlich wieder nur eine Geldfrage sein wird.
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