Tirol gab den Widerstand auf: Was Platter zum Einlenken brachte
Die Bundesregierung hat die "Mir san mir"-Haltung der Tiroler beendet, Platter gibt sich versöhnlich. Wie hat sie das geschafft?
Keine 18 Stunden bevor die Bundesregierung verfügte, dass bei der Ausreise aus Tirol negative Corona-Tests vorzuweisen sind, kamen noch provokante Töne von hochrangigen Tiroler Politikern Richtung Wien: Wirtschaftsbund-Obmann und Seilbahnen-Kaiser Franz Hörl etwa bezeichnete die Reisewarnung der Bundesregierung als einen „Rülpser aus Wien“; Landeshauptmann Günther Platter präsentierte sich als Sieger im stundenlangen Tauziehen um die Eindämmungsmaßnahmen der Südafrika-Mutation. Die Reisewarnung sei rechtlich vollkommen wirkungslos, tönte Platter. Und in einer Aussendung brüstete er sich gar, die „Isolation Tirols abgewendet“ zu haben.
Mit der „Mir san mir“-Haltung kamen die Tiroler letztlich aber nicht weit. Und das kam so:
In einer überraschend einberufenen Pressekonferenz gaben Bundeskanzler Sebastian Kurz, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer am Dienstag bekannt, dass jeder, der aus Tirol ausreisen möchte, ab Freitag einen negativen Covid-Test vorweisen muss – und der darf maximal 48 Stunden alt sein.
Sorge wegen Impfstoff
„Diese Maßnahme ist gemeinsam mit der Tiroler Landesregierung beschlossen worden“, betonte Kurz. Doch wie kam es zu dem plötzlichen Sinneswandel? Denn eines wurde zuletzt deutlich: Wären die lokalen Verantwortungsträger kooperativer gewesen, hätte man die Maßnahmen wohl früher beschlossen.
Vor allem ein schwerwiegendes Argument soll Platter letztlich zum Meinungsumschwung bewogen haben, nämlich: Bei der in Tirol vermehrt auftretenden – und deutlich ansteckenderen – südafrikanischen Mutation besteht die berechtigte Sorge, dass der Impfstoff von Astra Zeneca weniger wirksam ist als bei den anderen Varianten.
Drohender Imageschaden
In der Pressekonferenz am Dienstag wiesen die Bundesvertreter darauf hin, dass der nun in Tirol zu beobachtende Ausbruch der südafrikanischen Variante „der größte in der Europäischen Union“ sei – daher müsse er mit aller Kraft bekämpft werden. Im schlimmsten aller Fälle würde Tirol zum EU-Hotspot für die Südafrika-Mutation avancieren – ein Image-Schaden für das Land und Österreich.
Dem nicht genug, wurde der Landeshauptmann nicht nur von Wien „bedrängt“. Auch die anderen acht Amtskollegen übten sanften Druck auf ihn aus, weitere Maßnahmen zuzulassen.
Platter versöhnlich
Am Abend sagte Platter dann der ORF-Sendung „Tirol heute“, es sei jetzt „Deeskelation“ statt „Muskelspiel“ angebracht. Nun gelte es, dass Bund und Land „gemeinsam an einem Strang ziehen“, sagte Platter. Es habe „da oder dort Irritationen“ aufgrund „bestimmter Aussagen“ gegeben, gab er zu. Es wäre aber „fatal“, wenn ein Streit im Vordergrund stehen würde.
Gegen die Maßnahmen werde es in Tirol keinen Widerstand geben, immerhin würden die Menschen ja nicht „eingesperrt“. „Die Tirolerinnen und Tiroler können sich wie bisher im Bundesland bewegen“, betonte er. Aber wenn man etwa mit dem Fahrzeug von Tirol nach Wien fahre, brauche man eine negative Testung. „Ich meine, das ist zumutbar“, hielt er fest.

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