Teststrategie: Wie es jetzt in den Bundesländern weitergeht
Der Countdown läuft wieder einmal. Bis spätestens Donnerstagmitternacht muss die Verordnung des Gesundheitsministeriums vorliegen, die das neue Testregime regelt. Sie soll mit Freitag in Kraft treten. Gratis-Corona-Tests werden dann limitiert, auf je fünf PCR- und Antigentests pro Monat. Das neue Reglement startet mit 1. April.
Nun ist es so: Die Länder warten auf die Vorgaben des Ministeriums, dort sieht man die Länder für die Kontrolle der Limitierung der PCR-Tests zuständig. Stand Montag: Die meisten Länder setzen künftig auf die bewährten Gurgel-Tests. Anders die Steiermark: Sie geht einen eigenen Weg.
Wien bleibt kritisch
Seitens der Länder wurde am Montag teils das Fehlen der Verordnung kritisiert, unter anderem neuerlich seitens des Büros des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ). Zur Umsetzung der neuen PCR-Testvorgaben würden derzeit Gespräche laufen. Ziel sei es, die PCR-Tests von "allesgurgelt" und jenen in Apotheken unter einen Hut zu bringen, so ein Sprecher.
Behördlich angeordnete Tests über 1450 sowie jene direkt beim Arzt bleiben von der Limitierung ja ohnehin unberührt. Das Problem sieht Wien vor allem bei der Administration der vorgesehenen Ausnahmen, die zusätzliche Gratis-Tests bei Besuchen von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen ermöglichen sollen.
Kärnten und Salzburg gurgeln weiter
Aus Salzburg hieß es am Montag auf APA-Anfrage, man werde aller Voraussicht nach das Modell "Salzburg gurgelt" fortsetzen. Derzeit würden noch letzte Vertragsverhandlungen mit dem Partner-Labor Novogenia laufen, so ein Landes-Sprecher. Die Test-Kits werden in Spar-Märkten ausgegeben und können dort nach dem Test auch eingeworfen werden. Das Online-System erkenne automatisch, sollte jemand in einem Monat schon den sechsten Test zur Auswertung einreichen.
Auch in Kärnten wurde betont, dass bezüglich Teststrategie noch Fragen offen sind, man sehe in einigen davon den Bund gefordert. Fix ist in Kärnten, dass die Aktion "Alles Gurgelt" aufrecht bleibt. Aktuell ist man noch bemüht, ein zweites PCR-Testsystem zu installieren - etwa für Personen ohne Smartphone. Dazu benötige man noch einen Kostenersatzerlass des Bundes, so der Landespressedienst. Die Kontrolle über die Zahl der abgeholten Tests soll wie bisher via E-Card (Antigen) beziehungsweise Handy-App (PCR) erfolgen. Noch nicht restlos geklärt ist, wie mit den Ausnahmen umgegangen werden soll - grob geplant ist, dass man sich per Mail an die Tauernklinik - den Anbieter der Gurgeltests in Kärnten - wenden muss.
Niederösterreich arbeitet an "technischer Lösung"
Auch Niederösterreich und Tirol setzen weiterhin auf die Gurgel-Lösungen. Niederösterreich möchte die fünf Gratis-PCR-Tests über "NÖ Gurgelt" mit Spar und McDonalds organisieren. Auch die Teststraßen bleiben offen. Tests direkt bei niedergelassenen Ärzten oder Apotheken werden hingegen wohl eingestellt, heißt es aus dem Büro von NÖ-Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) zum KURIER. Ob jemand, der kein Smartphone oder keinen Internet-Zugriff hat, sich ab Freitag symptomlos testen kann, sei noch offen.
Ob die Apothekerkammer ihr Service fortsetzt, könne noch nicht beantwortet werden. Die Kontrolle erfolge über die Einmeldung bei der Abgabe der Tests, die ja online registriert werden müssten. Sollte jemand mehr als fünf Tests im Monat abgeben (etwa aus Restbeständen), erfolge keine Auswertung. Hinsichtlich der zusätzlichen Gratis-Tests (für die Ausnahmen) werde "an einer technischen Lösung gearbeitet".
Tirol: Miteinbeziehung der Apotheken
In Tirol sieht man die Abwicklung recht entspannt. Beim PCR-Gurgeltests sind die Tests jetzt schon limitiert. Dieses System müsse nur auf fünf Tests pro Monat umgestellt werden. Bezüglich der PCR-Tests für Menschen, die nicht digital-affin, wird am Dienstag eine Lösung finalisiert. Derzeit deutet dem Vernehmen nach alles darauf hin, dass diese über die Apotheken abgewickelt werden. Die Apotheken-Option richte sich an Personen, für die die digitale Abwicklung eine Hürde darstellt. Das Apothekenpersonal werde sie bei der Durchführung unterstützen, die Testungen würden aber über das Gurgelsystem laufen.
Das Testergebnis könne dann auch wieder in der Apotheke abgeholt werden. Dadurch, dass lediglich ein Testsystem aufrecht bleibt, könne sichergestellt werden, dass pro Person und Monat nicht mehr Tests abgegeben werden, als vom Bund vorgesehen. Hinsichtlich der erweiterten Testmöglichkeit bei den Ausnahmen verwies man auf die noch ausständigen Vorgaben des Bundes.
Auch Vorarlberg behält das Gurgeln bei. Wer technisch damit nicht zu Rande kommt, dem soll von Freunden, Verwandten oder dem Pflegepersonal geholfen werden. Das System sieht nämlich jetzt schon vor, dass eine Person vier zusätzliche Personen im System registrieren kann. Wie in Tirol, waren die Tests auch in Vorarlberg schon zuvor limitiert.
Der steirische Weg
Die Steiermark möchte die fünf PCR- und Antigentests über die Apotheken abwickeln. Ob man den Test dann vor Ort machen oder auch mitnehmen kann, soll noch geklärt werden, heißt es aus dem Büro von Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) zum KURIER. "Alles Gurgelt" und Teststraßen gibt es in der Steiermark dafür nicht mehr. Um zu kontrollieren, dass die maximale Anzahl von fünf Tests nicht überschritten wird, will das Land die Tests über eine digitale Plattform abwickeln, die sämtliche Daten direkt abgleicht. Diese Plattform werde nicht an die Gesundheitsakte ELGA angebunden sein – bei der nicht alle angemeldet sind. Wie man mit vulnerablen Gruppen und dem Zutrittstesten zu sensiblen Bereichen umgeht, ist noch nicht geklärt.
Burgenland schließt Impf- und Testzentren
Das Land Burgenland kündigte am Montag an, man werde die Impf-und Testzentren (BITZ) mit Ende März schließen. Ab 1. April sind die fünf Gratis-PCR-Tests pro Person und Monat über "Gurgeln daheim" oder in Apotheken abzurufen. Ab 1. April erhält jeder Burgenländer nach Registrierung in der Gurgeltest-App (https://test.zmdx.at) pro Person und Monat fünf Gratis-PCR-Tests über die bisherigen Abhol-und Ausgabestellen (Spar, Apotheken).
Für Personen, die kein Smartphone und keinen Internetzugang haben, soll es ein alternatives Testangebot über die burgenländischen Apotheken geben. Für Verdachtsfälle sowie Freitestungen stehen im Burgenland wieder die Drive-in-Teststraßen des Roten Kreuzes zur Verfügung. Die COVID-19 Schutzimpfung sei "auch weiterhin gesichert" und wird künftig ausschließlich über die niedergelassenen Ärzte im Burgenland möglich sein.
Warum die Länder Test-Limitierung kontrollieren sollen
Zur Realisierung der geplanten Ausnahmen von der Test-Limitierung verwies man im Gesundheitsressort am Montag einmal mehr auf die Zuständigkeit der Länder: Diese Tests werden "separat von den Bundesländern abgerechnet" - ebenso symptomatische Tests. "Den Bundesländern obliegt wie schon bisher die Umsetzung dieses Angebots, eine Vorgabe des Bundes gibt es hierbei nicht."
"Da vom Bund nur die Kosten für fünf PCR- und fünf Antigen-Tests pro Person und Monat übernommen werden, wären die Kosten für alle darüber hinausgehenden Tests vom Bundesland zu tragen", hieß es zur Frage, wie der Bund die Limitierung auf fünf Tests kontrollieren will.
Kollabiert 1450?
Sorgen bereitet einzelnen Bundesländern, dass die Hotline 1450 ab April wegen Ansturms zusammenbrechen könnte. Sinn der Teststraßen und "allesgurgelt" sei es ja gewesen, die Hotline zu entlasten, betonte man im Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats. In Wien werden demnach derzeit täglich rund 700 Verdachtsfallabklärungen pro Tag über 1450 abgewickelt. Insgesamt finde man in Wien derzeit aber 5.000 bis 8.000 positive Fälle pro Tag. Wollte man all diese Fälle über 1450 finden, so wären dazu "Zehntausende Verdachtsfallabklärungen" über die Hotline notwendig.
Diese Bedenken teilt man im Gesundheitsministerium nicht: "Die neue Teststrategie ändert nichts an den Testungen für symptomatische Personen. 1450 war bisher in jedem Bundesland die erste Anlaufstelle für symptomatische Personen und wird dies auch weiterhin sein." Auch aus Niederösterreich hieß es dazu, das System funktioniere im Bundesland problemlos.
Tests hamstern?
Ob ein "Hamstern" von PCR-Testkits sinnvoll ist, ist derzeit noch offen. Nach einer Sitzung von Gesundheitsministerium und Ländern vergangenen Freitag hieß es seitens Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ), Personen, die noch alte PCR-Gurgeltests zu Hause haben, können (statt fünf) maximal zehn pro Monat verbrauchen. "Eine Lösung für Tests, die man noch zu Hause hat, befindet sich noch in finaler Abstimmung", erklärte man dazu am Montag im Gesundheitsressort.
Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edelmayer betonte am Montag, wichtig für die lückenlose Versorgung der gesamten Bevölkerung sei, dass es auch weiterhin die Möglichkeit gibt, sich in den Apotheken testen zu lassen. Sie verwies etwa auf die Steiermark, wo man die fünf PCR-Tests pro Monat künftig ausschließlich über die Apotheken erhält. Ein für sie gutes Beispiel sei auch Oberösterreich, wo es eine Kombination aus Apotheken- und Gurgeltests geben wird, sagte sie in einem Statement zur APA. Auf die Frage im Ö1-Mittagsjournal, ob es nicht besser gewesen wäre, die bisherigen unlimitierten Gratistests noch um einen Monat zu verlängern, sagte sie, das Vorgehen war "eine politische Entscheidung".
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