"Frank ist Freigeist wie mein Vater"

VÖZ-Heurigenabend Stronach_© VÖZ / Schiffl_bei Nennung HONORARFREI!!!!_Email von Herrn Mag. Csar/VÖZ 21.6.2013
Wahlkampfmanager Tillmann Fuchs über sein Job-Motiv – und die TV-Show, die kein Sender haben will.

KURIER: Herr Fuchs, Sie sind seit Kurzem Wahlkampfmanager von Frank Stronach. Warum machen Sie das?

Tillmann Fuchs: Weil ich es höchst ehrenwert finde, dass Frank Stronach mit seinem Geld – nicht mit dem der Steuerzahler – versucht, eine glaubwürdige politische Alternative zu den bestehenden Parteien zu schaffen. Dass wir ein Ende der Freunderlwirtschaft brauchen, weiß jeder. Und was meine Person angeht: Wir vertrauen uns. Und ich habe neben meiner Erfahrung mit Medien für Frank Stronach in verschiedensten Management-Funktionen gearbeitet. Ich schätze ihn auch persönlich sehr.

Der Verschleiß an Kommunikationsberatern in Stronachs Partei ist ähnlich wie der in einem Fußballklub. Binnen kurzer Zeit sind Rudolf Fußi und Westbahn-Gründer Stefan Wehinger wieder von dannen gezogen. Wie lange dürfen wir mit Ihnen im Team Stronach rechnen?

Ich arbeite seit bald sechs Jahren mit Frank Stronach zusammen, wir haben also eine bewährte Basis. Aber es ist richtig, dass in einer völlig neuen politischen Bewegung natürlich nicht alles rund laufen kann und wird. Das war bei den Grünen nicht anders.

Wie bewertet Ihr Vater, der Maler Ernst Fuchs, Ihr Engagement beim milliardenschweren Parteigründer?

Mein Vater bewundert seinen Einsatz. Ich sehe beide Herren als echte Freigeister.

Sie wollten mit der TV-Show „The Candidate“ einen Nationalratskandidaten küren. ATV und Puls 4 haben abgelehnt (mehr dazu hier). Versuchen Sie nun, die Show in den ORF zu bringen? Der wird sie schon gar nicht haben wollen.

Ein innovativer öffentlich-rechtlicher Sender sollte eigentlich selbst auf so eine Idee kommen. Natürlich nicht nur für das Team Stronach. Alle im Parlament vertretenen Parteien sollten eingeladen werden.

Warum eine solche Show?

Es wäre die transparenteste, basisdemokratischste Methode, einen Mandatar pro Partei auf eine Nationalrats-Liste zu bekommen. Wer weiß, wie viele g’scheite Köpfe in Österreich keine Lust haben, sich jahrzehntelang in den Alt-Partei-Apparaten hochzudienen? Bei so einem öffentlichen Ideenwettbewerb mitzumachen, könnte für viele – nicht nur junge – Menschen eine spannende Herausforderung sein. Und es wäre ein starkes Signal gegen Funktionärs-Freunderlwirtschaft und Mauschelei.

ATV hat die Absage begründet: „Wir lassen uns von Parteien nicht Formate aufschwatzen.“ Es wäre verwerflich, wenn sich Politiker TV-Shows als Plattformen für ihre Ideologie wünschen bzw. kaufen könnten.

Puls 4 fand die Idee gut, hatte aber Zweifel an der Umsetzbarkeit unter dem hohen Zeitdruck. Aber grundsätzlich: TV-Sender und Medien sollen politischen Bewegungen nicht vorschreiben, wie die sich ihre Kandidaten und Mitglieder suchen. Ich bleibe dabei: Das ist eine gute, basis-demokratische Idee. Das öffentlich-rechtliche ZDF hatte eine ähnliche Sendereihe. Die hieß „Ich kann Kanzler“, und ATV hatte eine Show, die sich „Bist Du Österreichs Super-Praktikant?“ nannte. Dabei konnte man eine Stelle bei Minister Josef Pröll gewinnen. Der heutige Staatssekretär Sebastian Kurz hat ebenfalls mitgemacht.

"Frank ist Freigeist wie mein Vater"
Austro-Canadian businessman and billionaire Frank Stronach talks during the official opening of his "Team Stronach" political party's parliamentary office in Vienna November 28, 2012. While Stronach has previously denied profiting from a controversial 1.7 billion Eurofighter deal with Austria, his Magna International did 350 million euros ($454 million) worth of business as a result of the deal, Austria's economy minister said. REUTERS/Heinz-Peter Bader (AUSTRIA - Tags: POLITICS BUSINESS)
Was vermuten Sie hinter der harten Kritik von ATV?

Kränkung, weil die Konfrontation zwischen Strache und Stronach auf ATV nicht zustande gekommen ist.

Ist das Nein von ATV ein nachträgliches Foul von ATV-Eigentümer Herbert Kloiber an Ihnen, dem ehemaligen ATV-Geschäftsführer?

Nein, ich habe ja durch meine Arbeit entscheidend mithelfen dürfen, Privat-TV in Österreich überhaupt erst möglich zu machen. Und ich bin von ATV vor zehn Jahren ausgeschieden. Wenn Kloiber jemanden foulen will, macht er das, glaube ich, schneller.

Stronach kommt bei Interviews, wenn es in die inhaltliche Tiefe geht, ins Schwimmen. Wie soll er da bei den TV-Konfrontationen mit den anderen Spitzenkandidaten bestehen?

Bei so was kommt es doch auf etwas ganz Anderes an: Es geht um Sympathie, nicht um Zahlen. Und jeder, der Frank Stronach bei seinem Puls 4-Auftritt letzte Woche erlebt hat, wird bestätigen: er ist ein Mann der Wirtschaft mit Herz und Hausverstand, der weiß was er tut.

Tillmann Fuchs: Medienmann mit KFZ-Lehre

Eines von 16 Kindern des Wiener Malers Ernst Fuchs. Er verließ das Gymnasium mit 15, um eine KFZ-Mechaniker-Lehre zu machen. Mit 19 ging Tillmann Fuchs zu Kurt Falk (Gründung „Ganze Woche“, später „Täglich Alles“). 1993 wechselte er zu RTL (unter dem Österreicher Helmut Thoma). Zunächst war er Pressechef, ab 1995 in der Chefredaktion. 1999 wurde Fuchs Geschäftsführer von ATV und verantwortete dort den ersten bundesweiten Start – noch ohne Antennen-Lizenz über Kabel und Sat. 2003 wurde Fuchs Geschäftsführer der Ernst Fuchs Werkvermittlung GmbH, die seinen Vater und dessen Oeuvre managt. Seit 2008 hat er Management-Funktionen bei Frank Stronach. Nun leitet Fuchs dessen Bundeswahlkampf.

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