Studie: Österreich ist auf Coronavirus nicht gut vorbereitet
Wenn es zu einem großflächigen Krankheitsausbruch kommt, reagieren die österreichischen Behörden langsamer als jene vieler anderer Staaten – das besagt eine Studie. Die Regierung will gegensteuern.
Wenn es darum geht, beim Ausbruch einer Epidemie schnell einzugreifen, liegt Österreich – eine der reichsten Nationen der Welt – auf Platz 76. Hinter Ländern wie Tadschikistan, Suriname oder der Zentralafrikanischen Republik. Zumindest, wenn man den Global-Health-Security-Index der Johns-Hopkins-Universität zurate zieht.
Die Studie nimmt jährlich 195 Länder unter die Lupe und untersucht, wie gut das jeweilige Gesundheitssystem auf landesweite Epidemien oder weltweite Pandemien vorbereitet ist. Die Reaktionsfähigkeit ist eine von sechs Kategorien, aus denen sich der Index zusammensetzt.
Warum Österreich in dieser Kategorie so schlecht abschneidet? Die Forscher fanden keinen passenden Katastrophenplan, auch werden dem Bericht zufolge keine entsprechenden Übungen durchgeführt.
Gemessen werden außerdem die Qualität des Meldesystems, der Vorsorge, der Zustand des Gesundheitssystems sowie die Einhaltung internationaler Normen und das allgemeine Risikoumfeld. Berechnet man diese fünf Teilkategorien mit ein, liegt Österreich mit 58,5 von 100 möglichen Punkten auf dem 26. Platz. Zwischen Argentinien und Chile. Am besten schneidet Österreich beim allgemeinen Risikoumfeld ab, was vor allem mit seiner politischen Stabilität zu tun hat. Hier liegt es auf Rang fünf. In allen anderen Bereichen kommt es nicht unter die Top 15. Das liegt auch daran, dass es hier zu wenige Ärzte gibt, folgern die Forscher.
Runder Tisch
In Österreich mehren sich unterdessen die Corona-Fälle. „Es passiert das, womit man rechnen konnte: eine Ausbreitung“, sagte Kanzler Sebastian Kurz am Donnerstag nach einem runden Tisch mit Landeshauptleuten, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Innenminister Karl Nehammer im Kanzleramt. Das Credo lautete da zwar: „Nur keine Panik.“ Kurz will aber auch realistisch bleiben: „Wir rechnen mit weiter steigenden Zahlen.“
Mit den Ländern gibt es jetzt eine Einigung auf ein einheitliches Vorgehen bei Verdachtsfällen. Das soll ein Erlass aus dem Gesundheitsministerium sicherstellen. „Alles andere würde die Bevölkerung irritieren, und das wollen wir nicht“, sagte Gesundheitsminister Anschober.
Bisher gab es auf dieser Ebene nur Empfehlungen, jetzt folgen konkrete Ablaufpläne für Schulen, Kindergärten, Betriebe, Verkehr und auch für das Verhalten von Privatpersonen.
„In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, ob diese Welt eine globale Pandemie erfahren wird“, sagte Anschober. „Wir alle können unseren Beitrag leisten, dass das nicht passiert.“ Und ja, man denke auch an den „Worst Case“ – die Spitäler müssten sich auf einen größeren Andrang vorbereiten.
Was zum nächsten Punkt führt: den Ressourcen. Die Lager der Spitäler seien voll, sagte Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer. „Wir müssen uns mittelfristig aber um Nachschub an Testmaterial und Schutzbekleidung kümmern.“ Das solle zentral abgewickelt werden.
Der dritte Punkt: Es wird eine Informationskampagne erarbeitet. „Die Menschen haben Sorgen und wir nehmen diese Sorgen sehr ernst“, sagte Innenminister Karl Nehammer.
Ihre Sorgen äußerte am Donnerstag auch die Opposition in der Plenarsitzung des Nationalrats – weniger wegen des Coronavirus, sondern wegen der Vorgangsweise der Regierung.
Sie sei „mit der Situation heillos überfordert“, urteilte etwa FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl. Die Entwicklung sei seit Mitte Jänner absehbar gewesen, die Menschen seien durch eine Flut unterschiedlichster Meldungen verunsichert. Es brauche klare Infos – gebündelt von einer Stelle. „Wo bleibt die Coronavirus-App?“, meinte Kickl.
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