Strache: "Zu Hause rauche ich nie"
KURIER: Herr Strache, in drei Monaten werden Sie zum dritten Mal Vater. Werden Sie zu Hause weiterhin rauchen?
Heinz-Christian Strache: Ich rauche auch heute nie zu Hause, sondern gehe hinaus auf die Terrasse, und das werde ich auch in Zukunft weiterhin so halten.
Nach 320.000 Unterschriften für das Volksbegehren „ ORF ohne Zwangsgebühren“ stehen für die FPÖ die Rundfunkgebühren zur Disposition – aber das Rauchergesetz nach mehr als 880.000 Unterschriften nicht. Zynisch gefragt: Hätte eine halbe Millionen weniger unterschreiben sollen, damit eine Volksbefragung kommt?
Bereits vor der Wahl war klar, dass ich gegen Verbotspolitik eintrete. Dass wir immer schon auf der Forderung bestehen, beim ORF eine Reform sicherzustellen und Zwangsgebühren nicht befürworten, das weiß man.
Warum gibt es bei so einem starken Votum kein Einlenken der Regierung?
In der Zweiten Republik, und das vergisst man gerne, ist die direkte Demokratie erstmals in einem Regierungsprogramm festgeschrieben, die in der Verfassung auch umgesetzt werden soll. Rot und Schwarz haben das jahrzehntelang abgelehnt. Dass die ÖVP nur mit 900.000 Unterschriften dazu bereit war, muss man akzeptieren. Oftmals braucht es einen Kompromiss. Sogar der Bundespräsident hat darum gebeten, besonders vorsichtig zu sein, weil es eine Operation am offenen Herzen ist. Das dürfte die ÖVP sehr ernst genommen haben. Ab 2022 muss man die Entwicklung einmal beobachten. Mein Ziel ist es, dass man auf Dauer, analog zur Schweiz, auch die Hürden senkt.
Heute vor rund einem Jahr war Nationalratswahl. Haben Sie sich das Regieren leichter vorgestellt?
Die Koalitionsverhandlungen sind sehr zügig verlaufen. Dann kamen die ersten Monate, wo man die neue Verantwortung als Vizekanzler spürt. Das ist am Anfang natürlich extrem belastend, weil das Tagesgeschäft hinzukommt. Die ersten drei Monate fährt man nur auf Sicht, bis man alles durchblickt und die Prozesse erkannt hat. So schwer habe ich mir gar nicht getan. Ich war immer schon ein Workaholic, das habe ich einfach auf die Regierungstätigkeit umgelegt. Ich habe immer meine Termine entsprechend eingetaktet, das habe ich als Vizekanzler einfach fortgesetzt. Dann habe ich gesehen, so funktioniert das nicht, weil immer 50 bis 60 Prozent unvorhersehbare Ereignisse passieren. Wenn man dann einen Terminplan von acht Uhr früh bis 22 Uhr abends hat und keine zusätzlichen Puffer, kommt man in einen Strudel.
Am Mittwoch waren Sie in Kärnten, um den zehnten Todestag von Jörg Haider zu würdigen. Sie waren vor mehr als zehn Jahren der junge Herausforderer von Haider, er der routinierte Politiker. Heute sind Sie mit Sebastian Kurz in die Rolle des Jörg Haider gerutscht. Wie gehen Sie damit um, das jugendliche Image abgegeben zu haben?
Das Leben besteht ja daraus, dass man reifer, ruhiger und gelassener wird. Das sind laufende Prozesse. Ich komme mit der Rolle sehr gut zurecht. Der wilde Revolutionär – das war eine wichtige Phase, die einen auch geprägt hat. Bei den Koalitionsverhandlungen haben Sebastian Kurz und ich die Vertrauensbasis aufgebaut. Wir treffen uns regelmäßig und setzen uns zusammen, nicht nur in Arbeitsform auf Regierungsebene, sondern auch mit privatem Charakter.
Angeblich gibt es alle zwei Monate ein Planungstreffen bei Sebastian Kurz in seiner Privatwohnung, wo auch Norbert Hofer und Gernot Blümel dabei sind?
Wir wechseln uns ab, manches Mal finden die Treffen auch bei mir statt und teilweise sogar in kürzeren Abständen.
Wie lange werden Sie am Bad Boy der Regierung, Herbert Kickl, festhalten?
Jetzt bin ich aber fast enttäuscht, dass das nicht ich bin (lacht). In den vergangenen 13 Jahren habe ich alle diese Bewerbe gewonnen (lacht).
Diesen Pokal haben Sie an Herbert Kickl abgegeben. Bleibt er Ihr politischer Best Buddy, den Sie nie fallen lassen würden – trotz vieler Pannen, etwa wie in der Causa BVT?
Herbert Kickl ist sicherlich eine unglaubliche Persönlichkeit der Freiheitlichen. Ich habe mir bewusst starke Persönlichkeiten genommen. Denn wenn ein Parteiobmann wirklich stark ist, dann lässt er auch starke Persönlichkeiten zu. Ich habe das immer so gelebt. Klar ist, dass ein Herbert Kickl als Innenminister natürlich auch Zielobjekt der politischen Mitbewerber ist. Damit kann er gut leben. Ich sehe die Fehler, die ihm unterstellt werden, nicht als Fehler, sondern das sind halt die typischen politischen Muster, die sich ja auch alle auflösen. Denn viele Vorwürfe, die es da gibt, werden unkritisch oft einfach übernommen. Und dann stellt sich im BVT-Untersuchungsausschuss heraus, dass sich das in Luft auflöst, wie man ja auch nach der Einvernahme der Staatsanwältin gesehen hat. Er ist sehr konsequent und bringt die Wahlversprechen jetzt auch in Umsetzung.
Sie wollen eine Mini-Karenz einlegen. Kann man das als Vizekanzler so einfach?
Es gibt ja leider keine Karenz für Regierungsmitglieder, was traurig ist. Es bleibt mir gar nichts über, als das so wie die Ministerin Elisabeth Köstinger zu handhaben, nämlich diesen Papa-Monat für mich in Anspruch nehmen, auch wenn er gar nicht vorgesehen ist. Ich werde in diesen vier Wochen Infrastrukturminister Norbert Hofer ersuchen, mich zu vertreten, im Sinne des Vertretungsrechts. Mein Gehalt werde ich für einen wohltätigen Zweck für eine Kinderinstitution spenden. Aber mir ist wichtig, dass ich die ersten vier Wochen bei meiner Frau und bei unserem gemeinsamen Kind bin. Damit möchte ich auch ein Signal setzen; nämlich, dass die Väter von heute viel offener sind und viel mehr diese Entwicklungen wollen, als ihnen unterstellt wird.
Vollziehen Sie damit auch einen Imagewechsel? Gibt es den aggressiven Strache nicht mehr? Werden Sie nun softer?
Da geht es nicht um Image, sondern da geht es um einen Herzenswunsch, den ich bei den ersten beiden Kindern nicht gelebt habe. Ich hatte damals nicht die Möglichkeit, einen Papa-Monat in Anspruch zu nehmen, weil einfach die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht da waren. Ich werde unser Kind wiegen, schaukeln, halten, streicheln und füttern. Alles, was eben anfällt. Nur beim Vorsingen werde ich auslassen (lacht).
Sie waren Anfang 30, als Sie zum ersten Mal Vater wurden. Jetzt sind Sie 49. Sind Sie heute ein anderer Vatertyp als vor 19 Jahren?
Ich nehme jetzt alles bewusster wahr. Vor allem das Kleinkindalter geht so schnell vorbei. Das möchte ich nochmals intensiv erleben. Man weiß auch, was auf einen als Vater in gewissen Momenten zukommt. Wenn es notwendig ist, werde ich – bei aller Vaterliebe – ernster, nachhaltiger oder auch strenger sein. Weil man seinen Kindern nichts Gutes tut, wenn man nachlässig ist. Wo ich vor allem dahinter sein werde, ist, dass man das Kind dahingehend stärkt, dass es auch das Lernen lernt. Es braucht Konsequenz, auch wenn das Kind sich weigert. Da darf man nicht wegschauen, nur weil es bequemer ist. In diesem Punkt dürfen sich die Eltern vom Nachwuchs auch nicht auseinanderdividieren lassen.
Ihre beiden älteren Kinder waren mit Mobbing in der Schule konfrontiert, weil der Vater Heinz-Christian Strache heißt. Wie wollen Sie Ihr drittes Kind davor schützen?
Meine Kinder haben damit gut leben gelernt. Es gab immer wieder Situationen, wo sie trotz eigener Persönlichkeit auf mich reduziert wurden. Hier ist es wichtig, dass sie jederzeit in der Familie ein offenes Ohr finden. Und manches Mal habe ich auch zu ungewöhnlichen Konfliktlösungsmethoden greifen müssen.
Wird es ein Mädchen oder ein Bub?
Es wird ein Bub. Beim Namen haben wir einige Favoriten, aber die verrate ich nicht.
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