Erstes TV-Interview: Strache glaubt, dass Kurz vom Schreddern wusste
Heinz-Christian Strache (FPÖ) hat sein erstes TV-Interview nach Bekanntwerden des Ibiza-Videos gegeben. Als Plattform wählte der Ex-Vizekanzler dafür den russischen Propagandasender RT, dementsprechend unkritisch fielen die "Fragen" aus. Die Wahl der Plattform kommt wenig überraschend, Straches Vorliebe für Russland und Netzwerke mit russischen Politikern ist weitgehend bekannt.
Dass eine vermeintlich russische Oligarchennichte seine politische Karriere vorerst beendet hat, will er jedenfalls nach wie vor nicht hinnehmen. Strache ist noch immer bestrebt, die wahren Hintermänner des Ibiza-Videos auszuforschen. Er schließt dabei niemanden kategorisch aus, wolle sich aber auch nicht "an Spekulationen beteiligen" - auch wenn er eine "längerfristige Strategie" von Seiten der ÖVP für möglich halte.
"Auf Ibiza wurden mit Sicherheit keine Drogen konsumiert"
Grundsätzlich fordert Strache, dass die "sogenannten Investigativ-Journalisten" von Spiegel und der Süddeutschen Zeitung ihm endlich das vollständige, etwa siebenstündige Ibiza-Video aushändigen: "Das wäre im Sinne der Aufklärung ein notwendiger Akt, dass ich als Betroffener das Recht habe, die sieben Stunden zu sehen." Strache stellt in den Raum, dass es den Journalisten nur darum gegangen sei, eine "funktionierende Regierung zu zerschlagen" und ihn "mittels politischem Rufmord zu schädigen". Er habe in dem Video nichts Illegales verlangt, Legalität sei ihm "heilig".
Besonders illegitim findet Strache, dass er öffentlich des Konsums illegaler Drogen bezichtigt worden sei. Die Medien, die das Video besitzen, hätten die Pflicht, das richtigzustellen. In diesem Zusammenhang wird der ehemalige FPÖ-Chef emotional: "Ich habe Zeit meines Lebens mit illegalen Drogen nichts zu tun gehabt. Ich habe das immer abgelehnt. Und eines kann ich mit sicherer Konsequenz auch sagen: Dass dort, bei diesem Abendessen, bei diesem Treffen auf Ibiza, mit Sicherheit keine Drogen konsumiert worden sind. Denn hätte ich das gesehen, dann wäre ich aufgestanden und gegangen."
Spätestens vor Gericht werde es jedenfalls Richtigstellungen geben müssen, kündigt Strache an.
Schreddern: Strache vermutet, dass Kurz informiert war
Auch die Schredder-Affäre rund um einen Social-Media-Mitarbeiter der ÖVP lässt Strache keine Ruhe. Von Seiten der ÖVP wurde behauptet, dass der 25-jährige Mitarbeiter fünf mutmaßliche Druckerfestplatten aus Eigeninitiative bei der Firma Reisswolf vernichten ließ - ohne Wissen seiner Vorgesetzten. Strache meint hierzu lächelnd: "Ich hab eines damals auch erlebt in der Regierungsverantwortung. Kein Mitarbeiter hat irgendetwas getan, ohne dass der Chef oder der Bundeskanzler es nicht gewusst hätte."
Deshalb sei es nicht glaubwürdig, dass der Social-Media-Beauftragte von sich aus tätig geworden sei. "Das zeigt, dass die ÖVP zumindest ein schlechtes Gewissen haben muss."
Hat Unternehmer Video finanziert?
Im Zuge des Interviews bekommt Strache beinahe sämtliche Verschwörungstheorien, die im Umkreis des Ibiza-Videos kursieren, etappenweise serviert. Er sei jedenfalls überzeugt, dass das Video langfristig und umfangreich geplant worden sei. An einen Alleingang des Wiener Anwalts Ramin M. - der gute Kontakte zu Neos und ÖVP habe - und diverser Detektive glaubt Strache jedenfalls nicht. Er geht davon aus, dass ein Investor im Hintergrund die Fäden zog.
Dann macht Strache eine überraschende Behauptung: "Dieser Anwalt hat ja auch vor einem Zeugen im Jahr 2015 bereits gesagt, dass ein prominenter, österreichischer Unternehmer angeboten hätte über eine Million Euro zu bezahlen, wenn er ihm meinen politischen Kopf bringt." Das sei Strache von mehreren Zeugen bestätigt worden. "Das zeigt, dass hier offenbar mehr dahinter steckt." Wer dieser Unternehmer sei, wollte Strache nicht sagen.
Strache will "noch gereiftere Persönlichkeit" werden
Schlussendlich sieht Strache die Ibiza-Affäre als "Chance": "Ich glaube niemand wäre stolz, der im alkoholisierten Zustand, mit einer Zigarette, in so einer privaten Atmosphäre, mit so einem dummen Gerede gefilmt wird. Aber ich habe nichts verbrochen, ich habe nichts angestellt. Aber es ist mir peinlich." Er wolle "am Ende eine noch stärkere und gereiftere Persönlichkeit sein", als zuvor.
Und hier können Sie das Interview in voller Länge ansehen
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